Gib ’nem Youngster 300 Euro und lass ihn machen. Wenn du Glück hast, kommt was Schönes dabei raus: Phil und sein Eigenbau auf Basis einer Kawasaki Z500.

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr Motorrad und Besitzer oft zueinander passen. Phil aus Österreich passt in keine Schublade. Tätowiert, unangepasst, rotzig, cool ist er. Was könnte dem Youngster also besser stehen als die derbe, knorrige Karre, die er uns präsentiert. Dabei hat sich Phil beim Bau seiner Kawa prinzipiell an die ungeschriebenen Gesetze des Chopperbaus gehalten.

Die Kawasaki Z500 gab’s für einen Kasten Bier

Wer sich erinnert, der weiß, dass die nie wirklich legal waren. Und so tobt sich auch unser Jungschrauber abseits von Zulassungsbestimmungen aus, zumal er zum normalen Fahren noch genug anderen Kram hat. Das Lowbudget-Projekt war quasi vorprogrammiert, als Phil die Kawasaki Z500 von einem Bekannten übernahm. Der wollte den Vierzylinder eigentlich restaurieren – halb zerlegt war die Karre daher schon – entschied dann aber doch, dass das wohl nichts mehr wird.

Zweimal richtig cool: Phil hat sich einen Ofen nach Maß und ohne Regeln geschnitzt

Und überließ Phil den Motorradhaufen für nicht weniger als einen Kasten Bier. Der machte sich direkt an die Arbeit und kümmerte sich zunächst um den Motor. Saubermachen, neue Luftfilter, Dynojet-Kit aus dem eigenen Bestand für die Zündung, mehr war nicht notwendig. So weit alles moderat, wären da nicht direkt beim Bau des Auspuffs die Gäule mit unserem Schrauber richtig durchgegangen. Und so fabrizierte der Phil aus zwei Rohren einen überdurchschnittlich langen und hohen Auspuff, den er am Krümmer noch mit Tape umwickelt und der vermutlich Feuer spuckt, zumindest in unserer Fantasie.

Go rigid – Phil schneidet das Heck einfach weg

Den Rahmen chopt der Österreicher im besten Sinne des Wortes, schneidet das Heck einfach weg und ersetzt es durch eine starres Eigenbau-Rahmenteil. Die Selfmade-Springergabel hätte ebenfalls bestens für die Seventies getaugt, und vorne ohne Bremse zu fahren, ist sowieso voll choppermäßig, »zumal die Scheibe hinten doch allemal reicht«, wie Phil erklärt. Trotz massiver Eigenleistung und einigen Fundstücken aus den eigenen Regalen, ist der krude Eigenbau nicht ganz zum Nulltarif zu haben. Den gebrauchten Sportster-Tank und den Beachbar-Lenker muss Phil zukaufen, aber selbst da bleibt er bei ganz kleinen Investitionen.

Die wichtigsten Kaufteile auf einem Bild: Tank und Lenker kamen gebraucht vom Online-Auktionshaus, der Scheinwerfer vom Teilemarkt

Ein bisschen Kupfer- und Schmiedeeisenlack reicht für die Oberflächenbehandlung. Der Lack wird übrigens aufgetupft, »dadurch behält er seine raue Oberfläche«, erklärt der Newcomer. Und Fehler verzeiht diese Technik sowieso eher als das klassische Lackieren. Mit vielen guten Tipps und Tricks von seinen Motorradclubkumpels und Freunden vom Profi-Customizer »Hot Stuff« bringt Phil seine Kawa zu Ende, mehr als 300 echte Euros hat er nicht investiert. Und dafür sieht der Bock verdammt lässig aus.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.