Oft sind Gebrauchte schon teilweise umgebaut. Dadurch wird das eigene Budget geschont – wie bei dieser Kawasaki VN 800.

Dass es ein Chopper sein musste, war Jörg klar. Der Wunschtraum einer alten Harley wurde wegen den knappen Geldreserven aber schnell verworfen. Schließlich werden für die Uraltteile richtig gute Preise aufgerufen. »Das Geld kann ich lieber in einen Japaner stecken«, dachte er und da eine GPZ 500 zu der Zeit gute und treue Dienste leistete, sollte die Grundlage für das neue Projekt eine Kawasaki sein.

Kanadische Kawasaki VN 800 als Basis

Bei der Suche nach einem Modell sprang ihn sozusagen die Achthunderter an, denn es war die einzige kleine Maschine mit Speichenfelgen. Zufällig hatte ein befreundeter Händler aus Duisburg gerade das Teil der Begierde bei sich rumstehen. Es handelte sich um ein kanadisches Modell mir 42.000 Kilometern auf der Uhr. Die alte GPZ, eine zerlegte CB 900 Bol d‘Or und 500 Euro cash machten den Handel perfekt, die 800er VN ging in Jörgs Besitz über.

Taschen und Koffer: Platz für den Lidl-Einkauf bietet die VN 800 reichlich

Sturzbügel, Lenker und Riser waren bereits geändert. Die Rastenanlage ist laut einem Vertragshändler in Kanada schon als wahlweises Serienteil vorhanden. Um aber allen deutschen Zulassungen eine reguläre Kostenaufstellung gegenüber dem Original zu geben, haben wir vergleichsweise Preise für Gebrauchtteile ermittelt und entsprechend angegeben.

Kawasaki VN 800 für einsamen Wolf

Am liebsten fährt Jörg solo und daher war klar: »Sollte ich mir einen Chopper zulegen, wird es ein Einsitzer.« Anfänglich musste der Originalfender zum Probieren herhalten, der ist aber zu wulstig und hat zu viel Abstand zum Reifen. Alternative Möglichkeiten fingen ab 200 Euro aufwärts an, was nicht so recht ins Budget passte. Wie es der Zufall so wollte, entdeckte Jörg auf einem Parkplatz einen Wagen mit Anhänger. Letzterer hatte genau den entsprechenden Fender verbaut.

Das serienmäßige Dashboard konnte unverändert übernommen werden

Zufällig trug der Fahrer die Händlerdaten bei sich. Der daraufhin konsultierte Verkäufer wollte die Schutzbleche aber nur paarweise veräußern, wie man es eben für einen Anhänger braucht. Als Jörg sagte, dass er es für ein Motorrad bräuchte, meinte der Verkäufer: »Warum sagst du das nicht gleich«, und nach vier Tagen war das Einzelstück geliefert. Die verwendeten Stahlstreben aus dem Baumarkt sind mit dem Hammer über die Bordsteinkante in Form gedengelt, natürlich mit zwischenzeitlicher Nachprüfung.

Anfänglich standen Billigblinker auf dem Einkaufszettel

Klar, dass die originalen Megablinker weg mussten. So gings zu Polo, um nach entsprechenden Blinkern zu suchen. Anfänglich standen eigentlich »Billigdinger« auf dem Einkaufszettel. Da aber kein Rücklicht auf dem Fender thronen sollte, meinte Martin von Polo: »Da bleiben dann nur noch die Kellermann 3-in-1.« Für die vordere Variante traten weiße Kellermänner ihren Dienst am Lenker an. Der Zusammenbau erwies sich als problemlos, doch bei der ersten Funktionsprüfung verfiel die Kawa-Elektrik in Hektik.

Kassensturz

Also wieder zu Polo und ein elektronisches Blinkrelais gekauft, dann lief es. Als alles so weit fertig war, kam die Frage nach geeigneten Transportmöglichkeiten. Entweder waren die Satteltaschen zu teuer und zu groß, oder sahen im günstigeren Fall aus wie Kunstleder. Hier kam Jörg seine Ausbildung zugute, er ist nämlich gelernter Schuhmacher. Mit Pappe fertigte er Schablonen, die auf Wasserbüffelleder übertragen wurden. Entsprechende Löcher wurden gestanzt, so dass die Einzelteile per Nieten komplettiert werden konnten. Da danach noch Leder übrig war, gabs für den großen Ausritt noch eine Gepäckrolle von 55 Zentimetern Länge. Tja, auch für das Büffelleder gibt es keinen Beleg mehr, da es seit Ewigkeiten im Keller lag, aber Jörg weiß immerhin, was es regulär kostet.

 

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.