Unser Reporter Gau brauchte ein Bike, aber mehr als 1.000 Euro konnte und wollte er für den Umbau der Honda CM 400 T nicht ausgeben.

Die Inflation hat auch Gau, den Ösi, voll und ganz erwischt. Die Reserven auf dem Sparbuch sind aufgebraucht und auch im Geldbeutel herrscht gähnende Leere. Als wäre dies nicht schon Krise genug, hat ihn seine Freundin auch noch gegen einen reichen Geschäftsmann ausgetauscht.

Honda CM 400 für 1.000 Euro Budget

Was ihm bleibt, ist nur seine kleine Werkstatt und viel Zeit zum Nachdenken. »Na, dann bau ich eben was«, denkt er sich. Ein kurzer Schlag reicht, um ins Innere seiner eisernen Reserve sprich seines Sparschweins zu gelangen. Rund 1.000 Euro, das ist nicht viel, dennoch müsste sich da was auf die Beine stellen lassen. Na, dann mal ran ans Internet.

Für schlappe 250 Euro wechselte die Honda den Besitzer. Leider war sie aber auch nicht viel mehr wert. Alteisen als Umbaubasis quasi

Gesucht wird irgendwas Billiges auf zwei Rädern. Gefunden wird ein wirklich furchtbar hässlicher Chopper aus dem Hause Honda namens CM 400 T. Das einzig Positive, der Kaufpreis von 250 Euro. Das Negative: Das Ding ist wirklich auch nur die 250 wert, Alteisenpreis sozusagen. Sie fristete ihr Dasein in einem alten Holzschuppen und diente die letzten Jahre nur noch als Ablage für sämtlichen unnützen Kram.

Entlausung für die Honda CM 400 T

Wäre diese Honda ein Pferd, man hätte sie erschießen müssen, so mies sah sie aus. Doch Gau will dem hässlichen und völlig verwahrlosten Haufen eine zweite Chance geben und kauft sie. Zu Hause angekommen, gibt es erst mal eine ausgiebige Entlausung des Schrottbocks. Unter viel Dreck und Öl kommen ein völlig verwitterter Alublock und ein extrem rostiger Rahmen zum Vorschein.

Die Auspuffanlage ist ein Mix aus Eigenbau und Serienteilen. So wurden die Originaltöpfe nach oben verlegt und die Krümmer mittels Stahlrohr entsprechend verlängert. So einfach geht‘s manchmal

»Ob die 250 Euro nicht besser für Sekt und Nutten angelegt gewesen wären?«, denkt unser Ösi nicht zum ersten und letzten Mal. Immerhin, nach der Demontage aller Anbauteile ist zumindest eine Linie zu erkennen. Der 80er-Jahre-Chopper bietet die ideale Basis für einen Fünfziger-Scrambler, das Design steht schon mal fest.

Honda CM 400 – Zweizylinder optisch fast wie neu

In diversen Internetforen war man sich über die Robustheit des Motors einig. Tatsächlich richtig, denn nach der Demontage des Motor, dem Wiederzusammenbau aller Teile und viel Arbeit mit der Poliermaschine glänzt der Zweizylinder fast wie neu. Auf zu den nächsten Sorgenkindern, den Vergasern. Nach einem ausgiebigen Ultraschallbad erstrahlen auch sie in neuem Glanz. Alle Kanäle sind wieder frei und auch die Düsen düsen wieder.

Wer viel selbst macht, spart bares Geld

Ein paar Ausgaben sollen aber natürlich trotzdem noch kommen, die ersten knapp fünfzehn Euro investiert Gau in ein paar Faltenbälge, ein Muss für den Scrambler. Der Fender ist lediglich mit Flugrost beschlagen und bekommt mit Hilfe von ein wenig Chemie eine frisch glänzende Optik. Die Riesenblinker landen im Müll und werden von klassischen Ochsenaugen ersetzt. Mit etwas unter dreißig Euro wird der neue Lenker das bisher teuerste Anbauteil.

Kein Risiko in punkto Sicherheit

In puncto Sicherheit will Gau kein Risiko eingehen. Mit Stahlflexleitungen sollte es zu keinen Überraschungen kommen. Viel Zeit verschlingt die Suche nach einem Steinschlaggitter für den Scheinwerfer. Der Zubehörsektor für Steinschlaggitter mit 190 Millimeter Durchmesser ist sehr dünn besäht, quasi null. Lediglich am Mini älterer Baureihe waren solche Gitter zu finden. Drei, zwo, eins, meins – nur noch Bügel draufschweißen und die Honda hat ein neues Gesicht.

Zum Glück hat Gau nicht in Sekt und Nutten investiert, sondern seinen Umbau mit einem sehr begrenzten Budget duchgezogen

Auf einem Flohmarkt ergattert unser Burgenländer außerdem einen verbeulten Kawa-Tank. Mit ein paar Schweißarbeiten an Tank und Rahmen passt das Seventies-Relikt perfekt. Die Lackarbeit darf ein Profi übernehmen. Dazu ein paar Aufkleber und silberne Farbe, fertig. Die Neulackierung des Rahmens übernimmt unser Sparfuchs mithilfe diverser Spraydosen aber dann doch selbst.

Vom Kuchenblech zum Scramblersitz

Als Grundplatte für den Sitz dient ein Kuchenblech, entsprechend zugeschnitten und zugeschweißt. Weil in der Kriegskasse noch genügend Kohle ist, geht es für die Sattlerarbeiten allerdings zum Fachbetrieb. Und schon schlägt wieder die große Stunde des Selbermachens. Ans Heck schraubt Gau einen Gepäckträger. Das Material dazu gibt es auf dem Schrottplatz. Eine Vier-Millimeter-Stahlplatte dient als Basis, darauf werden Türgriffe aus einer alten Küche geschraubt.

Die Motorschutzbügel waren früher einmal Bestandteil einer Telefonzelle. Jetzt dienen sie einem besseren Zweck

Bodenfreiheit ist ein Muss für einen Scrambler. Um Geld zu sparen wird jedoch nicht auf längere Dämpfer zurück gegriffen, sondern eine nach vorn gesetzte Dämpferhalterung aufgesetzt. Da sich jetzt jedoch die Kette mit dem Kettenschutz in die Quere kommt, fertigt Gau ein Teil aus einem alten Verkehrsschild neu an. Einen Rammschutz für einen Chopper aus den frühen Achtzigern gibt es nicht zu kaufen, so war der Rammschutz an dieser Honda früher Teil einer Telefonzelle.

Motorbeleuchtung als Belohnung

Die Arbeit am hochgezogenen Auspuff ist die letzte Herausforderung. Die originalen Endtöpfe werden lediglich nach oben gesetzt und ausdistanziert. Die Krümmer werden mittels rohen Eisenrohren verlängert und der Radius entsprechend nach gebogen. Als Finish dienen Glasfasergewebebänder, die schwarz eingefärbt wurden. Und weil das alles so günstig ist, sind natürlich noch brandneue Reifen drin. Und weil auch die das Budget nicht komplett sprengen, leistet sich Gau als Belohnung aller Mühen als kleine Spielerei noch eine Motorbeleuchtung. Hat er sich verdient.

 

Roland Posch