Gib einem Customizer wie Dirk Oehlerking eine Triumph Thruxton und lass ihm beim Umbau völlig freie Hand. Für einen kreativen Geist die beste Voraussetzung, um ein bildschönes Bike zu erschaffen.

Dirk Oehlerking ist ein freier Mann, frei, das zu tun, was er möchte. Und wenn er ein Motorrad umbaut, dann so, wie er gerade Lust darauf hat. Über einen möglichen Verkauf macht er sich während eines Umbaus keine Gedanken, denn meist gehen seine Kreationen hinterher sowieso weg, finden bei Sammlern oder Motorradliebhabern ein neues Zuhause. Als Ein-Mann-Unternehmen hält sich auch sein Output in einem überschaubaren Rahmen. »Ich baue etwa fünf Motorräder im Jahr, mehr schaffe ich zeitlich nicht.«

Was macht man mit einer neuen 1200er Thruxton?

Kein Wunder, denn meistens nimmt er sich alte Motorradmodelle als Basis für seine Schöpfungen, die sich in der Regel als echte Zeitfresser entpuppen. »Du musst halt so viele Teile beschaffen, erneuern oder aufarbeiten, und das dauert.« Erst recht, wenn man so detailversessen ist wie der Gelsenkirchener. Er legt viel Wert auf praktikable Lösungen, ohne dabei die Schönheit und Linie des Motorrads aus den Augen zu verlieren. So haben ihn seine Kreationen weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt gemacht.

Seinen eigenen Weg zu gehen, kann schwierig und vor allem steinig sein. Doch was ist schöner, als sich dem Mainstream entgegenzustellen und einfach zu tun, worauf man Lust hat?

Kein Wunder, dass der Auftrag für die Triumph deshalb von einem Kunden aus Kanada kam. »Er hatte keine Vorstellungen, wie die Thruxton umgebaut werden sollte. Er hat mir in allem völlig freie Hand gelassen. Ein Vertrauensvorschuss, der mir die Arbeit natürlich um einiges leichter gemacht hat.« Doch was macht man mit einer neuen 1200er Thruxton, die ja nachweislich der Inbegriff eines Cafe Racers ist?

Triumph Thruxton – Bratstyle statt Cafe Racer

Man könnte sie einfach verfeinern, mit hochwertigen Komponenten ausstatten, aber Dirk wäre das zu billig gewesen, zumal der Mann am liebsten gegen den Strom schwimmt und Mainstream so gar nicht sein Ding ist. Also orientiert er sich am Bratstyle und gibt der Thruxton ein komplett neues Aussehen. Das Bike wird gestrippt, der Rahmen freigelegt und anschließend vernickelt.

Durch die 18-Zoll-Räder bekommt die Thruxton ein völlig neues Aussehen

Dirk kürzt die Telegabel um zehn Zentimeter und versieht sie mit Anschlagdämpfern. »Da ich 18-Zoll-Räder verwende, würden diese bei voller Einfederung in den Kühler schlagen.« Mit neuen, speziell angefertigten Dämpfern senkt er das Chassis ziemlich weit ab, gibt der Thruxton somit eine völlig neue Linie. »Im Originalzustand war der Abstand zwischen Reifen und hinterem Schutzblech viel zu groß.«

Triumph Thruxton mit Luftfiltergehäuse von Porsche

Viel Arbeit bereitet der Kabelbaum, der extrem verschlankt wird, um den cleanen Look zu erreichen, den die Triumph am Ende haben soll. »Ich hätte einen neuen konstruieren können, doch ich wollte unbedingt das ABS und die verstellbare Traktionskontrolle behalten, schließlich ist es ja ein neues Motorrad.« Die Batterie wird unterm Sitz versteckt und anstelle des klobigen Luftfilterkastens montiert Dirk die wunderschönen Teile eines Porsche 356 Speedster. Der Rest ist für den Fachmann Detailarbeit – und Routine. Auch das Design der Lackierung wählt er selbst aus und entscheidet sich für klassische Triumph-Farben.

Viel Liebe zum Detail: Anstatt irgendeinen Luftfilter zu verwenden, griff Kingston Custom ins Porsche-Regal und montierte das Gehäuse von einem Porsche 356 Speedster

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Thruxton ist verschwunden, geblieben ist eine formschöne Bratstyle-Triumph, die ihren neuen Besitzer, salopp gesagt, aus den Socken gehauen hat.

Info |  kingston-custom.de

 

Christian Heim