Es ist recht einfach zu ermitteln, was ein Umbau kostet, wenn die Aufbauzeit ein paar Wochen dauert. Aber was ein Motorrad kostet, an dem seit beinahe einem Vierteljahrhundert geschraubt wird, kann nur sagen, wer Buch darüber führt. Unser freier Mitarbeiter Lothar hat genau das bei seiner Suzuki VS 1400 Intruder getan – das etwas andere »Nachgerechnet«.

In einen Japaner Geld zu stecken ist doch absoluter Quatsch, das bekommt man nie wieder raus – muss man auch nicht, wenn man das Moped behält. Diese Suzuki Intruder steht mittlerweile seit 25 Jahren im gleichen Stall und hat sich stetig verändert. Und das kam so:

Es musste keine Harley sein …

1993 liebäugelte Lothar mit einer Harley Springer Softail für damals 31.950 D-Mark, umgerechnet 16.335,78 Euro. Zum Glück erkannte er aber schnell, dass er gar keine Harley, sondern ein Custombike haben wollte. Der US-Twin wäre also definitiv umgebaut worden, verbunden mit entsprechenden Kosten.

1997: Gabelbrücke und Endtopf sind die markantesten Veränderungen seit Anschaffung der Trude

Und so rückte die 1400er Intruder von Suzuki in den Fokus, zu haben für 17.000 Mark, also unter zehntausend Euro. Das gesparte Geld war das ideale Startkapital für spätere Umbaumaßnahmen. Also kurzer Prozess, gekauft. 

Suzuki VS 1400 Intruder – Frontend-Modification

Zwei Jahre nach dem Kauf ging es los, unter anderem standen ein Farbwechsel und die Änderung des Frontends an. Gravierendste Maßnahme dabei war der Tausch der Gabelbrücken gegen sechs Zoll gereckte aus poliertem Aluminium.

2000: Ein neuer Heckfender mit steilerer Linie

Schon im Folgejahr musste das Vorderrad einem 16-zölligen mit dickem Reifen weichen. Bezüglich des Fahrverhaltens kam die Info, dass das Moped damit fast eigenständig in die Kurven kippt. Mit der Ansage konnte Lothar gut leben und fuhr nach dem Einbau guten Mutes zum TÜV.

Bei 115 Sachen schaukelte sich die Fuhre kräftig auf

Der Prüfer bemängelte zwar die spitzen Zierschrauben am Kennzeichen, aber die Rad-Reifen-Kombination trug er ohne Weiteres ein, denn sie passte ja von der Größe her wunderbar zwischen die Gabelholme. Die erste Autobahnfahrt offenbarte dann das fatale Halbwissen des Graukittels, denn bei 115 km/h schaukelte sich die Fuhre kräftig auf.

2001: Ein neuer Tank schlägt ordentlich zu Buche

Durch die Kombination war der Nachlauf gut zehn Zentimeter kleiner geworden. Der Einsatz von 28er Konis bescherte zwar Starrrahmenfeeling, aber das Aufschaukeln trat 15 km/h später wieder auf. Um die Fahrwerksunruhen unter Kontrolle zu bekommen, flogen die Gabelbrücken schließlich nach zwei Jahren raus und um fünf Zoll gereckte kamen zum Einsatz.

Suzuki VS 1400 Intruder – heikles Thema »Nachlauf«

Über die Jahre traten insgesamt fünf verschiedene Vorderräder ihren Dienst an. Trotz Gabelkürzung um vier Zentimeter brachte erst die aktuelle Kombination mit dem 21-Zoll-Vorderrad endlich die gewünschte Ruhe ins Fahrwerk. Das Thema »Nachlauf« ist damit übrigens bei Weitem nicht abgehandelt, wir gehen in diesem Artikel noch mal näher auf das Thema ein.

2008: Die Linie der Intruder hat sich über die Jahre geändert. Auf das Thema Nachlauf gehen wir in einem eigenen Artikel nochmal genauer ein (siehe Link im Fließtext)

Um zu wissen, was lichttechnisch geht oder nicht, studierte Lothar die StVZO. So kam er auf die wahnwitzige Idee, Miniaturblinker hinten nah an der Radnabe und vorn an den Hebeleien der Fußrastenanlage zu befestigen. Über die Abstrahlwinkel nach innen konnte man sich streiten, aber sonst ging es.

Panhead-Blinker in den Hydraulikarmaturen

Der Umstieg auf Kellermänner brachte Gesetzeskonformität, war aber nicht sonderlich speziell. Das momentane Endstadium ist die Implantierung von weißen Panhead-Blinkern in die Hydraulikarmaturen. Der Einbau war absoluter Fummelkram und musste sehr präzise ausgeführt werden.

2010: Die Teilelisten werden wieder kürzer, meist sind es Kleinigkeiten, die geändert werden

Also viel Arbeit für einen kleinen Effekt. Dafür führen sie im Ruhezustand ein sehr unauffälliges Dasein. Genau wie die hinteren Motogadget-Miniaturen, die in einem Rohr direkt oben zwischen Kennzeichen und Fender rauslugen. Natürlich wäre es viel leichter gewesen eben mal ein paar Löcher in den Schmutzfänger zu bohren.

Weglassen – Das Idealbild des Choppers

Aber dort wären die Blinker jedem sofort aufgefallen und das würde auch nicht ins Idealbild des Choppers passen. Das wiederum heißt zwar eigentlich weglassen, aber den Effekt des Nicht-da-zu-sein-Scheinens durch Verstecken zu realisieren ist viel bemerkenswerter.

Wenn in einem Vierteljahrhundert aus einem Motorrad ein Familienmitglied wird

Entgegen der Auflistung sind für Lothar übrigens am Ende effektive  9.995,00 Euro für das Customizing zusammengekommen, unter anderem durch Geschenke und Prozente. Wir haben aber den Jahren entsprechende normale VK-Summen genannt. Und da war  noch ein Rechtsstreit mit dem Verkäufer, der direkt am Anfang 1.850 D-Mark in die Kasse spielte. 

Suzuki VS 1400 Intruder – 350 Euro Umbaukosten im Jahr

»Das sind effektive Umbaukosten von um die 350 Euro pro Jahr, damit kann ich gut leben. Denke mal, da haben andere allein durch den Kauf neuer Motorräder über die Jahre mehr Geld ausgegeben«, sagt Lothar. Letztlich liegt er mit seiner Gesamtrechnung nur geringfügig über dem damaligen Preis der Serien-Harley, hat dafür aber ein ganz individuelles Bike.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei CUSTOMBIKE

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.