Wer eine Suzuki LS 650 zu besten Konditionen kauft und dazu noch viel selber brutzelt, wird mit einem Lowbudget-Traum belohnt.

Marcos Eltern hatten eine Suzuki LS 650 Savage, immer original, nichts durfte daran umgebaut werden. Heimlich, noch ohne Führerschein ist er das Ding gefahren, aber das Originale daran, das gefiel ihm nie. Vielleicht ein Grund, warum Marco mittlerweile Herr über fünf Elsen ist, keine original. Die himmelblaue in der Sammlung sticht besonders hervor, weil sie Marcos Art des Customizens mit einfachsten Mitteln, aber großer Wirkung richtig gut zeigt.

Suzuki LS 650 Savage für 300 Euro

Für 300 Euro hatte er die Savage von einem Händler aus Baden-Württemberg gekauft, die Steuerkette war gerissen, andere Schäden am Motor nicht auszuschließen. Er beauftragte eine Spedition, das Mopped nach Thüringen zu überführen, »Das hat 170 Euro gekostet, mehr als fair«, meint Marco. Und da der restliche Umbau wie von ihm gewohnt günstig ausfallen würde, beeinträchtigen die Transportkosten das Budget kaum.

Der Luftfilter thront zwischen Tank und Sitzbank

Zuerst wird das Bike ordentlich abgekärchert, zum Vorschein kommen Totenkopf-Spiegel, Skelett-Handgriffe und viel mehr krudes Zeug, das aus der LS wohl mal einen Chopper mache sollte. Marcos Mutter ist die einzige, die das Motorrad als »doch endlich mal was ganz Hübsches« bezeichnet. Marco musste beim Anblick eher würgen. Zunächst kümmert sich der Privatschrauber um den Motor. Er hat über die Jahre Erfahrung gesammelt und zerlegt den Savage-Einzylinder genauso routiniert wie einen von Simson, wie er schmunzelnd erzählt.

Der Sekundärtrieb wird von Riemen auf Kette umgerüstet

Bei der fälligen neuen Steuerkette geht Marco kein Risiko ein, die kommt natürlich original von Suzuki. Er bearbeitet den Zylinderkopf strömungsgünstig, verstärkt mit Drehteilen die Kupplung, ändert den Sekundärtrieb von Riemen auf Kette, baut einen Luftfilter – der entsprechende Einsatz ist ein No-Name-Produkt – selbst, ebenso wie später den Auspuffkrümmer mit dem Endtopf aus einer eBay-Auktion.

Marco liebt Vierzylinder heiß und innig, und trotzdem: »Mit diesem kleinen Scheißhaus rumzubrettern ist einfach geil. Wie ein Fahrrad mit Motor, ohne Mist!«

Als Marco den Motor frisch zusammensetzt, ist er selbst erstaunt, dass der Eintopf auf Anhieb anspringt und sauber arbeitet. »Fast besser als das Original«, befindet unser Schrauber. Da Marco ein Freund von langen Schwingen ist, probiert er das auch an der Savage. Keine gute Idee, denn immerhin misst der Thüringer stolze 1,92 m und die Geometrie der kleinen Japanerin stimmt für anständiges Fahren – oberstes Gebot bei allen Karren aus der Cafighteria – nicht mehr.

Suzuki LS 650 Savage mit Eigenbau-Schwinge

Also Schwinge wieder raus und eine neue gefertigt, der Rahmen wird außerdem um gute 80 Millimeter gestretcht. Dazu sägt ihn der Thüringer quasi in der Mitte auseinander und verschweißt ihn neu, die Federbeinaufnahmen werden versetzt. Das schwere, schwülstige Heckteil der Basis kommt weg und wird ersetzt durch einen kantigen Alu-Höcker Marke Eigenbau, die Polsterarbeit ist ein Freundschaftsdienst.

Easy zu handeln ist der Eintopf: Ob Straße, Wheelie oder Burnout, geht nämlich alles mit dem kleinen Racer

Aus Resten eines Mofatanks fertigt Marco ein neues Spritgefäß, andere Teile liegen in Krabbelkisten noch in der Werkstatt und einiges wird noch selbst gefertigt. Fürs Finish reichen eine Dose mattblauer Lack und ein Edding. »Ich habe die Angewohnheit, alles zu beschmieren und zu bekritzeln«, sagt der Marco fast entschuldigend. Dabei passen die Beschriftungen eigentlich eins a zur »nichtmal-800-Euro-Bude«.

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Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.