Heute testet Frau Reuter: Ein astreines Ultraschallbad samt Reiniger, einen Bosch Laser-Zollstock und Chokehebel.
Köppke war fassungslos. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du bist ein Verräter! Das ist ja oberscheiße! Ein Roller ist schon scheiße, aber dann noch in der Farbe – ich fass es nicht!« Hippie war völlig verunsichert. »Wieso … das is doch ’n praktisches Fahrzeug … und der war billich … und fährt besser als die Honda …ich muss nur noch den Vergaser entrotzen und dann versäg ich dich damit! Wieso musst du immer alles schlecht machen?«
Hippie hatte schon wieder Tränen in den Augen
Ich hatte mit Köppke in der Auffahrt gesessen, wir hatten ein gewärmtes Kölsch in der Hand und plötzlich war Hippie mit einem offensichtlich schlecht laufenden MINTGRÜNEN Vespa-Roller angetuckert. Na ja, und dann folgte dieses Donnerwetter von Köppke. Hippie hatte schon wieder Tränen in den Augen. Wir stromern um das italienische Kunstwerk, übersehen die Farbe, machen eine Sitzprobe und wackeln mit Arsch und Sitzbank und machen Motorgeräusche. Gar nicht sooo schlecht, denke ich mir. »Hat über 20 PS«, raunt Hippie mir zu. »Nur der Vergaser ist dreckich, da muss ich noch bei.«
Und dann kommt Ingo mit seinem gelben Triumph-Misthaufen angeschreddert, macht ’ne Vollbremsung und brüllt: »Boooah, ’ne 200er-Vespa! Geile Scheiße!« Hippie schaut dankbar auf und erzählt von den leichten technischen Problemen. Und dann geht es wieder ganz schnell: Ingo fragt, ob Obstler im Haus wäre, und er würde seinen Superultraschallreiniger rüberholen und dann würden wir der italienischen Schlampe mal zeigen, wo der Frosch die Locken hat.
Frau Reuter braucht 40 Minuten für ein Kölsch und zwei Obstler
Na ja, und tatsächlich staunen wir nicht schlecht über den tollen Kasten, den er da anschleppt. Ein Emmi 40. Ingo zaubert ein 5%-Gemisch aus Reiniger und Wasser, heizt die Kiste auf 80 Grad vor, während wir den Zerstäuber ausbauen und teilzerlegen. In der Schwimmerkammer ist grünlicher Glodder. Ein Wunder, das Hippie es bis hierher geschafft hat. Nach einem Kölsch und zwei Obstlern, das sind etwa 40 Minuten, hat der Emmi ganze Arbeit geleistet. Die ehemals klare Reinigungsflüssigkeit sieht aus wie Bauernrotze und der Vergaser strahlt über alle Ohren.
Wir sind begeistert. Er wird noch mal mit klarem Wasser abgespült und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Eine Stunde später läuft die Vespa wie ein Uhrwerk. Sogar Köppke dreht ’ne Runde und kommt ganz blass zurück: »Alter, das Ding ist ja richtig schnell! Das ist ja gefährlich! Geht ab wie ’ne Rakete. Läuft allemal besser als deine verkackte Honda, Hippie!« Ja, in diesem Minuten kehrt Frieden ein in unsere bunte Runde, und während sich die Abendsonne senkt, schmettert B.B. King sein »Everyday I have the Blues« über den Hof und wir weinen ein wenig, weil er tot ist. Schöner kann ein Tag nicht zu Ende gehen.
Frau Reuter ist begeistert: »Der Emmi macht RICHTIG sauber«
Bei Ingos Wunderkiste handelt es sich um einen durchaus professionellen Ultraschallreiniger. Ich hatte schon mal ein sehr preiswertes Billiggerät vorgestellt, der Emmi stellt jedoch alles andere in den Schatten. Allein die Tatsache, dass er eine eigene Heizung besitzt, die bis auf 80° C heizen kann, verbessert die Reinigungswirkung ungemein. Dann ist natürlich die Ultraschallwirkung deutlich intensiver als bei einem Hausfrauenbrillenreinigungkasten. Der Emmi macht RICHTIG sauber. Und die fiese Reinigungsflüssigkeit namens »Tickopur TR3« trägt sicherlich auch ihren Beitrag zum astreinen Ergebnis bei. Der Emmi 40 hat etwa vier Liter Fassungsvermögen – der Korb im Gerät ist jedoch deutlich kleiner. Ein Vergaser sollte also zerlegt oder wenigstens teilzerlegt reingelegt werden. Ein kompletter S&S Super E ist bereits zu groß und ragt aus dem Korb.
Ingo hat die Kiste nun seit vier Jahren und hat damit schon reichlich Geld eingespart, weil Fremdfirmen gerne mal empfindlich zulangen, wenn es um Ultraschallreinigung geht. Das Tickopur gibt’s im Netz für um die 30 Euro. Der Emmi ist mit durchschnittlich 350 bis 400 Euro deutlich teurer, ist allerdings eine Anschaffung fürs Leben. Wenn vier bis fünf Leute zusammenlegen, sind alle dauerhaft glücklich und haben was Anständiges in der Werkstatt stehen. Hersteller ist die Firma EMAG, die Qualität des Gerätes ist wirklich ausgezeichnet.
Laser-Zollstock von Bosch
Was war noch? Richtig, ich ziehe gerade in eine neue Werkstatt um. Und da muss reichlich gemessen und geplant werden. Und weil ich überhaupt keinen Bock mehr habe, mit dem Zollstock in der Hand über alte Fahrräder oder Mülleimer zu krabbeln und dann dem durchbiegenden Stock ein anständiges Maß zu entlocken, hab ich mir im Baumarkt einen Laser-Zollstock gekauft. Kinder, das ist ein Quantensprung!
Komfortabler kann man Räume, Schränke, Regale und anderes Interieur nicht durchmessen. So einen Laser-Entfernungsmesser von Bosch gibt’s für rund 60 Euro, misst Weiten bis zu 15 Meter, hat einen Messwertspeicher und macht einfach nur Spaß. Den Zollstock brauch ich nur noch, um ihn meinem Sohn auf die Finger zu hauen. Gibts im Baumarkt und ist astrein – ich geb das Ding nicht mehr her.
Nachtrag zu Chokehebel-Empfehlung
Und ganz zum Schluss noch ein Nachtrag zu meiner Chokehebel-Empfehlung vom letzten Jahr. Einige Leute tun sich schwer, sowas im Internet zu finden. Ich hab kürzlich mal bei ebay Kleinanzeigen nachgeschaut und ZACK! zwei schöne, alte Hebel für zusammen 30 Euro bekommen. Ihr müsst schon etwas suchen, aber es gibt die Dinger reihenweise im Netz. Achtet nur auf die gute Version mit der Bowdenzugfeststellschraube, dann müsst ihr keinen Nippel löten.
Ich hab euch mal den Verlauf der Zugseele aufgemalt, die kommt nämlich hinten aus dem Hebel wieder heraus und kann, wenn man die Feststellschraube angezogen hat, einfach abgeknipst werden. Wenn ihr wirklich keinen Magura findet, nehmt ihr den billigen Hebel von Louis und packt eine passende Gummischeibe ins Innere – damit kann man den Hebel zwingen, in Position zu bleiben. Andernfalls schnappt er immer wieder in die Ursprungsposition zurück. So, ihr Lieben, nun setzt sich der kleine Martin wieder in die Sonne. Hippie kommt gleich, der hat seinen Roller umlackiert. Wahrscheinlich rosa.
Frau Reuter
Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.