Zugegeben, der Name dieser Suzuki GS 750 klingt nicht gerade prickelnd für ein großartiges Custombike, doch wenn man Erbauer Sander Schmidt darauf anspricht, sollte man sich etwas Zeit für die Geschichte dahinter nehmen.

Der Niederländer ist mit seiner Bikeschmiede Gecko Kustoms schon lange im Geschäft und liebt es geradezu, wenn sich Dinge als kompliziert erweisen. Kein Wunder, verlief sein bisheriger Lebensweg doch mehr wie ein abwechslungsreiches Abenteuer, was sich auch in seiner Art, Motorräder zu bauen widerspiegelt. Sein Vorbild ist der verrückte Amerikaner Ron Finch: »Ron war schon immer mein Held, als Kind hatte ich Poster von seinen Motorrädern an den Wänden. Etwas von dieser Verrücktheit in seinen Projekten findet sich auch in meinem Suzuki-Projekt wieder, denn selbst für meinen Geschmack schaut das Ding ein wenig verrückt aus.«

Suzuki GS 750 – Reihenvierer im DPP-Starrrahmen

Sander baut Bikes mehr oder weniger als Hobby, doch diesmal gerät der Aufbau etwas außer Kontrolle. »Ich habe diese GS 750 mit einem DPP-Starrrahmen und den passenden Papieren dazu gekauft. Eigentlich brauchte das Bike nur sowas wie eine umfangreiche Inspektion, dann wollte ich es schnell wieder verkaufen. So war zumindest der Plan. Doch es wurde nicht so einfach, wie ich gehofft hatte. Irgendein Depp hatte an dem Rahmen herumgeschweißt. Das Ding war jedenfalls krumm und verzogen. Also musste ich sämtliche Schweißnähte überarbeiten, erneuern und den Rahmen wieder richten.

Bastard ist in diesem Fall ganz sicher nicht abwertend gemeint, sondern, im eigentlichen Sinn, als Kreuzung zu verstehen. Herausgekommen ist ein ungewöhnliches und trotzdem stimmiges Bike mit einem Reihenvierzylindermotor

Klar, dass nach dieser Aktion auch der Name für das Projekt feststand: Krummer Bastard. Bastard deshalb, weil es eine Kreuzung werden sollte, wie ein Maulesel eben. In der Automobilindustrie nennen sie solche Prototypen auch Muli. Für mich war diese Suzuki auch so ein Prototyp, und hat sich genauso störrisch benommen wie einer dieser Maulesel.« Der Motor hatte seine beste Zeit bereits hinter sich, doch zum Glück findet Sander ein Ersatztriebwerk für schlappe fünfzig Euro.

Der Tank ist tatsächlich asymmetrisch geformt

»Das ist ein bisschen anders als die Harley-Preise, was?«, lacht Sander. »Der Verkäufer hatte auch noch eine Gabel rumliegen, die ich gleich mitgenommen, gekürzt und mit Alu-Covern versehen habe, um dem Bike einen britischen Look zu verpassen.« Der Niederländer steht auf britische Motorräder. Seine beiden vorherigen Projekte waren klassische Triumphs, fahrbar natürlich. Das ist für Sander immer Voraussetzung, Showbikes liegen ihm nicht. Gleichzeitig zieht er aber auch Inspiration aus der japanischen Szene, deren Asymmetrie und Unvollkommenheit ihn immer wieder beeindrucken.

Der Tank ist eine Eigenkonstruktion und ebenso ein Bastard wie das ganze Bike. Die linke Seite ist glatt, damit auch Airbrush draufpasst

Eine Philosophie, die er auch in sein Suzuki-Projekt einfließen lässt. »Es ist doch so, wenn irgendwas schiefgeht oder nicht so läuft wie geplant, kannst du hinterher immer sagen, dass das genau so gewollt war«, meint Sander mit einem Augenzwinkern. Neben den Gabelcovern fertigt Sander die meisten Teile selbst an, speicht neue Räder ein und baut sich eine Auspuffanlage aus Edelstahl. Auch den Tank gestaltet er selbst. Eine Arbeit, die er vorher noch nie gemacht hatte. »Der Tank ist tatsächlich asymmetrisch geformt. Eine Seite ist flach, damit ein nettes Airbrush draufpasst, die andere habe ich mit mehreren Graten versehen. Gut, ein richtiger Metallbauer hätte wahrscheinlich weniger Spachtel verwenden müssen als ich, doch mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.«

Suzuki GS 750 mit Fairbanks-Morse-Zündung

Ein Blickfang ist sicher die bizarr anmutende Zündung. »Seit ich so eine Zündung an meiner Triumph verbaut habe, bin ich ständig bei eBay auf der Suche nach solchen Teilen. Ich finde, das ist eine ziemlich coole Technologie, obwohl die Kisten nicht immer sofort anspringen. Magnetos sind meist teuer, doch ich hatte Glück und fand diese Fairbanks-Morse-Zündung, die ursprünglich an einem 1960er Mercury-Außenbordmotor zum Einsatz kam. Ich war mir nicht sicher, ob sie an der Suzuki funktionieren würde, denn die Zündung musste über eine Kardanwelle, Riemen und Riemenscheiben angesteuert werden. Eine echte technische Herausforderung für mich.«

Der usprüngliche Motor hatte seine beste Zeit hinter sich, also erstand Sander für magere fünfzig Euro ein Ersatzaggregat. Am auffälligsten ist die ungewöhnliche Zündanlage, die über Wellen, Riemen und Riemenscheiben angesteuert wird

Dafür entfernt Sander das Zündungscover und befestigte eine Antriebsscheibe auf der Welle. Den neuen Zündungsdeckel fertigt er ebenfalls selbst, im gleichen Stil wie den Tankdeckel. Ein nettes Detail ist die Glasmurmel im Motorgehäuse. Auch die aufwendige Lackierung macht er in Eigenregie, hängt sich mit Plastikplanen im Keller eine Art Lackierkabine ab. Als Thema für den Paintjob verwendet er japanische Stilelemente, die einem Holzschnitt der »Großen Welle vor Kanagawa« des Künstlers Katsushika Hokusai nachempfunden sind. Der Rahmen wird in Grün und Lila lackiert, mit Ginkgo-Blättern als Verzierungen. Natürlich werden alle Farben mit Metalflakes versehen und mit Blattgold gekrönt.

Probleme und ihre Lösungen gehören untrennbar zu diesem Projekt

»Die Lackierung hat zahllose Stunden gefressen, nur um dann herauszufinden, dass die Farben mit dem Klarlack reagierten. FUCK! Also musste ich einige der Grafiken erneut zeichnen und lackieren. Aber gut, Probleme und ihre Lösungen gehören untrennbar zu diesem Projekt. Krummer Bastard! Ihr erinnert euch? Egal, weitermachen und durchhalten lautete die Devise.« Zum Glück. Sonst hätte dieser Bastard nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

Info |  geckokustoms.com

 

Floris Velthuis