Diese Honda CBX 550 war ursprünglich überhaupt nicht als Umbauprojekt geplant. Doch ein einziges Teil der Japanerin gab den Ausschlag für die Verwandlung in einen Cafe Racer.

Hand aufs Herz: Wer baut ein Motorrad um, auf das er eigentlich gar keine Lust hat? Die meisten von uns jedenfalls nicht. Doch genau so fängt die Story von Walters CBX-550-Umbau an. »Ein Kollege hatte mir die Honda angeboten, da sie bei ihm nur ungefahren herumstand. Ich wollte sie nicht, da sie mir überhaupt nicht zugesagt hat und ich auch nicht wusste, was ich daraus machen sollte«, erklärt Walter den Beginn einer ungewöhnlichen Beziehung.

Die Honda CBX 550 wäre fast auf dem Schrott gelandet

»Doch irgendwann rief er mich noch einmal an und sagte, dass er sie wegwerfen würde, wenn ich sie nicht nähme, also habe ich zugesagt.« Und die Honda hat außerdem ein ganz bestimmtes Teil, das Walter dann doch so sehr reizt, dass er sich an einen Umabu wagt. »Die gekapselten Scheibenbremsen haben mich schon immer fasziniert. Sie sind selten, alleine deswegen wollte ich was aus der CBX machen.«

Für Motorradliebhaber ein kleines Highlight: Die gekapselten Scheibenbremsen, die stark einer Duplex-Trommelbremse ähneln und die bei Nässe durch Verwendung von Gussscheiben bessere Verzögerungswerte liefern sollte. Durchgesetzt hat sich das System nie. Heute sind sie begehrt

Also wechselt Hondas Sporttourer, der sich zu diesem Zeitpunkt noch im absoluten Serientrimm befindet, den Standort und wandert auf Walters Hebebühne. Fortan wird hauptsächlich nach Feierabend an der Honda gearbeitet, werden Plastikteile abgebaut und das Motorrad mehr oder weniger komplett »entkleidet«. Walter cleant das Rahmendreieck, setzt den Tank höher, kürzt das Heck und verschlankt die Elektrik. Die Batterie wandert unter den Höcker, das Zündschloss auf die Seite.

Die Gabel ist nicht durchgesteckt, auch wenn das so aussieht

Und immer wieder wird er auf Teilemärkten fündig, besorgt sich so die Lampenmaske, die er anpasst, und das Klarglas mit dem Fadenkreuz für den Scheinwerfer. Die Instrumente legt er tiefer, da sie sonst nicht mit der neuen Maske passen würden. »Die waren halt noch für die Originalverkleidung ausgelegt, und nein, die Gabel ist nicht durchgesteckt, auch wenn das so aussieht. Im Serientrimm ist der Lenker nämlich viel weiter oben an den Gabelrohren angeschlagen, da fällt das nicht weiter auf.«

Teilemärkte sind für Schrauber immer einen Besuch wert. Die Lampenmaske und das Scheinwerferglas mit dem »Fadenkreuz« das Ergebnis

Wie beinahe alle Arbeiten am Motorrad übernimmt der gelernte Kfz-Mechaniker auch die Lackierung selbst. Unglaublich aber wahr, ein paar Spraydosen geben der CBX ihren neuen Look. »Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, habe die Teile entsprechend abgeklebt, immer wieder mit 1200er-Schleifpapier zwischengeschliffen und anschließen poliert.« Und natürlich einen fetten Batzen für den Lackierer gespart. So geht Low Budget.

Eine zweite Honda CBX 550 als Motorenspender

Doch ausgerechnet der Motor, der ansonsten so zuverlässigen Honda, soll ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen. »Man darf nicht vergessen, dass die Kiste ziemlich lange stand und als ich sie zum ersten Mal nach so vielen Jahren anlassen wollte, lief sie nicht. Ein Lagerschaden am vierten Zylinder hat mich erheblich zurückgeworfen.« Aber nicht sehr lange, denn anstatt das Projekt hinzuschmeißen besorgt er sich für 350 Euro eine weitere CBX, deren Motor als Spender dienen soll.

Wer das Rahmendreieck aufräumt, muss sich der in Regel von einem ziemlich klobigen Luftfilterkasten trennen. Danach folgt unweigerlich der Einsatz von kleinen Luftfiltern, die allerdings eine Umbedüsung und Neuabstimmung der Vergaser erfordern

Nur sind ausgerechnet der Gesamtzustand und die bereits verbauten Teile so gut, dass sich Walter entschließt, alles rüberzubauen und seine ursprüngliche CBX zum Spender zu machen. Ein irrer Aufwand, der sich aber letztlich voll gelohnt hat. Und alles nur wegen der gekapselten Scheibenbremsen …

 

Christian Heim