Ein zeitlos gutes Bike ist eine Yamaha SR 500, außerdem hervorragend zum günstigen Customizing geeignet. Diese hier hat schon mehrere Evolutionsstufen gemeistert.

Wir befinden uns in Stufe 3«, erzählt uns Basi, als wir in der Kölner Favela zusammensitzen. Seine Yamaha ist das erste Bike, das er fährt, aber bereits sein dritter Umbau. Motorräder gehören halt dazu, der Freundeskreis besteht zu großen Teilen aus Fahrzeugmenschen. Seit 2012 hat er den Führerschein, die große Kohle hat der gelernte Schreiner nicht.

Yamaha SR 500 Cafe Racer? Müll!

Da war die SR ein guter Deal, Basi hat sie seinerzeit von einem Freund gekauft. Das Motorrad war original und wenig gelaufen, das Beste, was man sich für den Anfang so zulegen kann. Umgebaut werden sollte sie direkt, ein Cafe Racer schwebte dem Kölner vor. Mit Teilen aus dem Zubehör brezelte er seinen Eintopf im English Style auf. Und war nach kurzer Zeit schon unzufrieden, »ich fand es Müll, es war nicht mein Stil, das musste ich erkennen. Ich wollte ab sofort Chopper fahren, nichts anderes mehr.« 

»Ich hatte mit Zubehörteilen zuerst einen Cafe Racer gebaut. Aber schnell war mir klar, dass ich Chopper fahren will«

Geld für einen erneuten Umbau hatte Basi nicht, ein Unglück brachte die Wende. Basi hatte einen Unfall mit dem Bike. Der ging für ihn glimpflich aus, für die Versicherung nicht. Die musste ordentlich zahlen, sogar für die Schuhe, denen beim Unfall die Sohlen abgeflogen waren. Basi nutzte die Gunst der Stunde. Plötzlich war etwas Kohle da. Außerdem waren Motor und Rahmen der Yamaha zum Glück weitestgehend unbeschädigt.

Für eine Polsterung war keine Zeit

Die großen Sprünge machte er mit der Kohle trotzdem erstmal nicht, denn er wollte das Bike so schnell wie möglich fit machen, um auf ein Treffen zu fahren. Eine Woche war Zeit, quasi Tag und Nacht arbeiteten die Jungs in der Favela am Bike. Motor checken, Unfallschäden reparieren und die SR aufhübschen. Zum Beispiel mit dem Fehling-Lenker, den die SR bis heute trägt, einer Lackierung in Gelb und einer eilig auf die neue Sitzbank genagelten mexikanischen Wolldecke. Für eine Polsterung war keine Zeit. Basi konnte das Treffen anfahren – und nach seiner Heimkehr direkt an die Arbeit gehen. Stufe 3 stand an und gab dem Bike das Aussehen, das es aktuell hat. 

Teure Instrumente sind bei Lowbudget-Customs nicht drin. Wer günstig will, muss auf Fernost vertrauen, auch dort gibts Tachos in klassisch runder Form

Sämtliche Teile für seinen Aufbau besorgte sich Basi gebraucht oder direkt auf dem Motorradschrottplatz – was übrigens auch die Preise in unserer Kostenaufstellung erklärt. Selbst die einzigen Neuteile, die Dragpipe und der Frontscheinwerfer – schnappte sich der Kölner günstiger als im Einzelhandel. Der Radsatz einer XS 650 passte zum Beispiel hervorragend, die Gabel kürzte Basi für die Aufnahme um zweieinhalb Zentimeter.

Die Yamaha SR 500 ist ein dankbares Moped

Die Gabelbrücken von einer XJ, das Rücklicht Sparto, die Armaturen Grimeco – Schrottplätze bieten viel und die SR 500 ist ein dankbarer Abnehmer für die Teile. Die Sitzbank ist selbstgebaut, genauso wie der komplette Kabelbaum. »Sparen ist gar nicht so schwer, es gehört nur ein bisschen Fantasie dazu«, erklärt Basi, der seine Blinkschalter zum Beispiel aus einfachen Kippschaltern baut, »bei Conrad zu 26 Cent das Stück.« Dazu kann der Kölner auf ein großes Netzwerk an Freunden zurückgreifen.

Manchmal träumt Basi von einer Harley, einem Ironhead-Chopper vielleicht. Noch aber gibt das Budget die Richtung vor – und da ist so eine Yamaha erstmal die bessere Option

Schutzbleche, Luftfilter, Dämpfer, Fußrasten und am Ende sogar die Lackierung kosten Basi nichts, »dafür helfe ich aus, wenn die was brauchen. Das gleicht sich am Ende alles aus«, ist er sicher. Keine tausend Euro stehen am Ende auf dem Kassenzettel. Das Motorrad ist lowbudget pur und hat sich nach vielen Touren, Trips und Treffen schon mehr als bezahlt gemacht. Sie passen schon richtig gut zusammen, der Basi und sein Mädchen für alles.

Info | facebook.com/todesmozart

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.