Mikael hat mit Motorrädern eigentlich nichts am Hut. Dennoch verpasste er seiner BSA Blue Star 500 einen Kompressor und erschuf damit einen Show-Winner

Auf einer schwedischen Bikeshow machen wir den Hingucker des Tages schnell aus. Die BSA Blue Star 500 gewinnt dort den Pokal für »Best of Show«, allerdings weiß der Besitzer zu diesem Zeitpunkt gar nichts davon, da er nicht selbst vor Ort ist – seine Kumpels hatten den Hocker einfach mit zur Ausstellung geschleppt. Für uns beginnt deshalb sofort die Suche nach dem Erbauer, die ihr Ende in der Nähe von Stockholm, auf dem Arlanda Airport findet. 

BSA Blue Star 500 – Das Ding war am Sack

Hier treffen wir nämlich Mikael, der uns sofort den Wind aus den Segeln nimmt: »Ich bin kein Bikebuilder, die BSA ist mein erster Umbau, aber eventuell auch mein letzter.« Auf die Frage nach dem Warum erhalten wir eine nüchterne Antwort, »Ich bastle halt gern. In meiner Garage stehen ein 1931er Ford A Roadster und ein Plymouth Coupe von 1941. Aber mit Motorrädern hatte ich eigentlich nie was zu tun. Dann sah ich die Kiste in einer Verkaufsanzeige. Sie hatte da schon einige Jahre an einem Baum gelehnt hinter sich und sah grausam aus. Aber irgendwas reizte mich an ihr.«

Kettengerassel: Auf der linken Motorseite versammeln sich Sekundärkette, Kompressorantrieb und Primärkette zu einem klappernden Kunstwerk

Bei der Kiste handelt es sich um eben jene BSA Blue Star von 1932 mit Einzylinder-Motor, aber Doppelport-Auspuff. Um den Motor wieder auf Vordermann zu bekommen, holt sich Mikael Rat bei einem Bekannten. »Der Kolben war Schrott. Nach einer Weile fanden wir passenden Ersatz im Motor eines VW 1600. Zylinder und Kopf bestrich ich mit Leinsamenöl und brannte es mit einer Lötlampe ein. Das ist ein alter Trick um eine braune Oberfläche zu erreichen. Da ich in das Öl noch etwas Teer mischte, ergab das einen richtig guten Look. Allerdings riecht es etwas speziell, wenn der Motor warm wird«, erzählt uns Mikael grinsend. 

BSA Blue Star 500 – Kostspielige Gabel

Der Rahmen der BSA war trotz der langen Standzeit in freier Natur in bestem Zustand. Selbst die Beiwagenbefestigungspunkte sind noch an ihrem Platz. Nur die originale Girder-Gabel entspricht nicht den Vorstellungen des Schraubers. So ersteht er eine Springer-Gabel aus den 20er Jahren. »Die war teurer als das ganze restliche Bike.« Dafür kann an der Elektrik gespart werden. Für die Zündung sorgt eine Lucas Magneto aus den 50ern. Die Lichtmaschine ist ein Fake, darin verbirgt sich die Batterie für den Scheinwerfer und ein eventuell noch nachzurüstendes Rücklicht. Das fehlt nämlich bei unserem Fototermin noch. Die Messingteile fertigt der Schwede entweder selbst, oder lässt sie nach seinen Vorgaben drehen. 

Englishman in New York? An die urbritische BSA passt die Harley-Davidson-Springergabel perfekt

Trotz des frühen Plans, einen Lader zu verbauen, kann Mikael schon zwischendurch der Versuchung nicht widerstehen, den Motor zum Leben zu erwecken. Mit Hilfe eines Amal-Vergasers läuft er auch problemlos. Der Supercharger schließlich kommt von einem Typ der früher an Dragster-Rennen teilgenommen hatte. Urspünglich war das Teil wohl in einem Saab Kampfjet verbaut. Darauf lässt der Mix aus metrischen und zölligen Schrauben schließen. Nach dem Einbau verweigert der Motor zunächst jede Lebensäußerung. »Ich habe alle möglichen Vergaser ausprobiert. Nichts hat geholfen. Dann kam ich auf die Idee eine Einspritzung für Speedway-Bikes zu verwenden.«

Probleme als Hobby

Das war der entscheidende Durchbruch. Obwohl keiner seiner Freunde an den Erfolg geglaubt hatte, erwachte der Single zum Leben. Wie es sich für ein Rennteil gehört, ist die Einspritzung auf Volllast ausgelegt. Ein normales Fahren ist damit kaum möglich. »Da muss ich noch ein paar Details abändern. Doch genau dafür habe ich ja das Projekt. Probleme sind dazu da, sie zu lösen. Wenn die Kiste richtig läuft, dann hat sich die Sache gelohnt. Ich weiß nur nicht, was ich mache, wenn alles hundertprozentig funktioniert. Ich habe ja nicht einmal einen Motorradführerschein.«

Charles/Müller