Die Auferstehung des Bobbers ist ein aktueller Customtrend, den auch die Hersteller bedienen. Zum Beispiel mit der Triumph Bonneville Bobber.

Es ist kein Geheimnis, die Triumph Bonneville Bobber hat einen Nerv getroffen. Schon kurz nach Präsentation war klar, das Ding schlägt ein – nie zuvor gab es so viele Vorbestellungen für ein neues Modell der Hinckley-Marke. Eigentlich logisch, den vieles an dem Modell passte einfach. Retromopeds liegen sowieso im Trend, da konnte das lupenreine 50er-Jahre-Design schon mal punkten.

Wir sind gespannt, wann BMW einen Bobber bringt

Reichlich Drehmoment bietet die Bobber ebenfalls und auch in Sachen Fahrbarkeit ist sie voll auf der Höhe der Zeit. Nach den inflationär gehypten Sprintbikes – vor allem in der Customszene – sehnen sich viele offensichtlich wieder nach schwungvollem Cruisen und Genießen. Nicht verwunderlich, dass auch Indian nachzog und einen Serienbobber auf den Markt brachte. Und wir gehen stark davon aus, dass auch Klassenprimus BMW dem Trend noch folgen wird.

Ein Bobber braucht einen Einzelsitz, dieser hier sitzt lässig überm Zentralfederbein des Hinckley-Rahmens

Der wiederum bleibt natürlich auch den Entwicklern und Ingenieuren in den Zubehörfirmen kaum verborgen. Wer hochwertige Teile für Custombikes baut, kommt weder an den neuen Bobbern noch an metrischen Bikes vorbei – Harley ist längst nicht mehr das Nonplusultra im Customgeschäft. So setzt Wunderkind Custom nicht mehr nur auf zölliges Zubehör, mit dem Slogan »goes metric« erweitern die Teilespezialisten aus Breisach ihr Programm sinnvoll – und Triumphs Bobber entpuppt sich als erste Spielwiese für zahlreiche Neuentwicklungen.

Triumph Bonneville Bobber mit Wunderkind Customparts

Für den Umbau der Triumph suchten sich die Schwarzwälder einen passenden Partner. Sie fanden ihn in Chris Schmied, schwer customerfahren und Chef der früheren Münchener Triumph-Niederlassung Rock‘n‘Ride. Freilich stand die Bobber erstmal ein halbes Jahr in der Wunderkind-Werkstatt, denn hier fand die Prototypenentwicklung für neue Customparts statt, hier wurde angepasst, vermessen, verworfen und neu gemacht.

Zahlreiche Motorteile wurden schwarz gelackt, was ein zusätzliches Plus an Optik gibt

Denn anders als in der Privatgarage müssen hier Parts entstehen, die zwei elementare Ansprüche vereinen. Zum einen müssen Fahrbarkeit und Performance des Originalbikes erhalten bleiben, zum anderen werden hier ausschließlich Teile mit TÜV-Teilegutachten oder ABE entwickelt, was nebenbei erklärt, warum ein Bremshebel aus der Manufaktur ab 139 Euro kostet oder ein Spiegel um die hundert Euro – klar, denn das ist deutsche Maß- und Wertarbeit und die kriegste halt nicht im eBay-Päckchen aus China.

Lackierung aus Bare Metal, 24-Karat-Blattgold und Perlmutt

Neben genannten Teilen entwickelten die Wunderkinder auch einen seitlichen Kennzeichenträger, Schutzbleche – das hintere mit integrierter Rücklicht-Blinker-Kombi, eine vorverlegte Fußrastenanlage, Lenkergriffe und einiges mehr. Besonders gefallen uns außerdem die zahlreichen Coverlösungen, die in ihrem Design an das der originalen Motorhaltebolzen angelehnt sind und sich so nahtlos in die von Haus aus coole Optik des Bobbers einfügen.

Die hintere Rücklicht-Blinker-Kombination ist direkt in die Struts integriert

Nach der Teileentwicklung in Breisach ging es schließlich nach München, wo die Triumph unter anderem ihre neue Auspuffanlage, eine individuell angefertigte Sitzbank, den Z-Bar-Lenker und die Lackierung etlicher Teile in Schwarz verpasst bekam. Und dann durfte noch ein Altmeister ran. Bei Michael Schönen bekam der Bobber eine Lackierung aus Bare Metal, 24-Karat-Blattgold und Perlmutt, gekrönt mit mehreren Schichten Klarlack und einem Hauch Klarlack in Matt. Sieht gut aus, finden wir. Und würden am liebsten direkt loscruisen.

Info |  wunderkind-custom.com

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.