Der Umbau ist fertig, es fehlt nur noch die Abnahme. Dann macht die Kawasaki LTD 440 Eddy einen Strich durch die Rechnung.

Absolut klar ist von Anfang an der Motorentyp. Es sollte ein Parallel-Twin à la Triumph oder der Yamaha XS sein. Da aber für diese Typen mittlerweile hohe Preise aufgerufen werden, sucht Eddy nach einer Alternative und stößt auf den Softchopper Kawasaki LTD 440. Aber lässt sich daraus auch ein anständiges Bike bauen? Dank Internet findet er genügend Anschauungsmaterial, was ihn in seinem Vorhaben bestärkt. Sogar ein Starrrahmen-Umbau ist dabei. Das wäre schon das Geilste, aber die möglichen Sorgen und Kosten für die Straßenzulassung lassen diesen Traum ganz schnell platzen.

XS-Alternative Kawasaki LTD 440

Um später keine bösen Überraschungen zu erleben, ist es für Eddy unumgänglich, schon vor dem Umbau beim TÜV in Lüdenscheid vorstellig zu werden. Beim zuständigen Prüfer stößt der Privatschrauber auf offene Ohren und weiß somit, was alles zu beachten ist. Da er das Serienheck vom restlichen Rahmen trennen will, verlangt die Prüfstelle zum Beispiel, dass Eddy eine Stabilisierung zwischen die hinteren Rahmenrohre einschweißt.

Kupfer als Element bei Customumbauten gibt es immer wieder

Schweißtechnisch ist der Schrauber schon von Berufswegen her des MAG-Verfahrens mächtig, beste Voraussetzungen also. Durch ein Tauschgeschäft findet außerdem ein WIG-Gerät in Vollausstattung den Weg in seine Garage. An diversen Übungsprojekten macht er sich mit der Handhabung des Gerätes vertraut. So bekommt der Rahmen hinten nicht nur eine Verstärkung, sondern auch 90-Grad-Winkel angesetzt, die die unsichtbare Befestigung der Rücklicht-Blinker-Kombinationen ermöglichen.

Fehlt nur noch die Abnahme durch die Prüfstelle …

Sämtliche Austauschbauteile erfordern außerdem komplett neue Halterungen. So fertigt Eddy Streben für den hinteren Fender, den Einsatz im linken Rahmendreieck für die Shifter-Aufnahme oder eigens aus Acht-Millimeter-Blech geflexte Schalthebel und diverse Drehteile. Nach viel Arbeit und einer gelungenen optischen Veränderung der kleinen Kawa fehlt nur noch die Abnahme durch die Prüfstelle. Und dann der vorläufige Supergau.

Da der Rest des Bikes günstig geschraubt wurde, konnte das Verkupfern beim Fachbetrieb durchgeführt werden – und kostet auch dort nicht die Welt. Den Tank nahm sich Eddy selbst zur Brust

Als Eddy sein Fahrzeug vorführen will, stellt sich heraus, dass der Prüfer, mit dem alles im Vorfeld abgesprochen war, nicht mehr bei der Prüfstelle arbeitet. Ein halbes Jahr dauert die Suche nach dem Mann, Eddy findet ihn schließlich in Essen wieder. Der Sachverständige kann sich auch noch an das Bike erinnern und es wird sofort ein Termin für die Vorführung festgelegt. Kurz davor geht’s zum Straßenverkehrsamt, ein Kurzzeitkennzeichen besorgen.

Todesurteil für den Twin der Kawasaki LTD 440

Auf dem Rückweg von dieser  Probefahrt fängt im Motor der Kawa etwas an zu klackern, die Leistung wird geringer, schließlich blockiert das Hinterrad. Das war’s mit dem TÜV-Termin. Der leidgeprüfte Eddy demontiert den Motor, die Diagnose ist übel. Das Pleuellager hat sich verabschiedet und den Exodus diverser Motorenteile nach sich gezogen – das Todesurteil für den Zweizylinder. Ende letzten Jahres erst meistert das Motorrad mitsamt überholtem Austauschmotor die TÜV-Hürde mit Bravour. Doch eine Sache fehlt noch immer.

Die Kawa-LTD ist eine schöne Alternative zu den teuer gewordenen XS-Modellen von Yamaha. Mit wenig Mitteln lässt sich aus ihr zum Beispiel ein amtlicher Bobber bauen

Diverse Teile seines Bikes will Eddy goldfarben überziehen, Gold selbst kommt als Material aber aus Budgetgründen nicht in Frage. Bei einem Kundentermin entdeckt er bronzierte Verschlusstöpfe, die von der Farbe her wie Messing aussehen. Direkt bekommt er Kontaktdaten der herstellenden Firma. Leider ist dort aber trotz mehrmaliger Nachfrage kein Preis zu erfahren und so muss Plan B greifen – Kupfer.

Kawasaki LTD 440 mit Kupferakzenten

Hier läuft alles reibungslos, denn beim Oberflächenveredeler der Wahl ist das nicht der erste Auftrag dieser Art. Die Vorarbeiten an den Aluteilen übernimmt Eddy selbst, die verchromten Parts werden im Fachbetrieb behandelt. Nachdem alle Teile verkupfert sind, wird das Bike wieder zusammengebaut. Mission completed!

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.