Manchmal haben Motorradjournalisten das große Vergnügen, ein brandneues Ding als Allererstes zu sehen. Wie wir, als wir den Harley-Davidson XL 1200 Sportster-Tracker von L&L beim Roll-out begleiten durften.

Es ist nicht ganz klar, wer an diesem Tag aufgeregter ist. Rob aus Den Haag, der sein brandneues Bike zum ersten Mal sehen darf. Oder wir, die wir dazu eingeladen sind, dabei zu sein. Wir treffen uns bei der wohl derzeit wichtigsten Werkstatt in den Niederlanden. Bei L&L Choppers entstehen Hammerbikes am Fließband, weshalb klar ist, warum Rob seinen Aufbau einer 1200er Harley-Davidson Sportster hier in Auftrag gab.

Merkmale der Ur-Racer aus den 20er Jahren

»Ein zeitgenössischer Boardtracker, das war meine Vorgabe zum Bau«, erklärt er. Viele Moppeds hatte er schon selbst gebaut, für Bananensattel und Apehanger, als junger Kerl Puch, später Harley, Suzuki, BSA und reihenweise BMW, aber auch Yamahas Wildstar. Und dann irgendwann besann sich der Mann auf seine Wurzeln, auf die selbstgechoppten Mobyletten, auf das Knistern der Motoren, auf die Stimmung seiner Jugend.

»Ich hatte erwartet, dass die großen Räder alles ungelenk machen würden. Stimmt aber gar nicht«, nach ein paar Runden durchs Industriegebiet ist Rob schwer on fire

Im Boardtrack sah er sich selbst, der Stil faszinierte ihn, Rob begann zu zeichnen. Wichtige Merkmale der Ur-Racer aus den 20er Jahren flossen in den Entwurf ein: Große, schmale Räder zum Beispiel, ein absolut sauberes Gesamtbild, ein kompakter, leistungsstarker Motor. Mit seinen Zeichnungen und vielen Magazinen unterm Arm machte er sich auf den Weg zu L&L.

Harley-Davidson XL 1200 im Starrrahmen

Im gemeinsamen Gespräch entschied sich Rob mit den Schraubern für einen 1200er-Sportster-Motor als Antrieb, wobei das Aggregat von Zahnriemen auf Kette umgebaut wurde, dem authentischen Look zuliebe. Zwar basieren viele L&L-Sportys auf dem hauseigenen AttacKIT-Rahmen, für den Vintage-Racer wurde aber ein eigener Rahmen gefertigt. »Ich wollte besonders tief sitzen und fand die Idee eines einzelnen Unterzugs sehr cool«, grinst Rob.

Eigentlich basieren die L&L-Sportys auf den hauseigenen »attacKIT«-Rahmen. Da aber ein tiefer Sitz gewünscht war, wurde ein eigener Rahmen gefertigt

Anders als beim ursprünglichen Racer setzten die L&L-Jungs die Springergabel in einen Winkel, der das Bike optisch streckt. Trotz der scheinbar riesigen 23-Zoll-Räder bleibt das Gesamtkunstwerk aber erstaunlich schmal im Look. Und während die alten Tracker auf Bremsen weitestgehend verzichteten, sind sie hier natürlich Pflicht, schließlich will Rob sein Bike auch fahren.

Nüchterne Lackierung mit verchromten Oberflächen

Das macht außerdem Hupe, Beleuchtung und Rückspiegel zur gesetzkonformen Pflicht. Viele weitere Details wie der Peanut-Tank, der die Form des Luftfilters wiedergibt, die organisch geformten Motorhalterungen und die nüchterne Lackierung in Verbindung mit verchromten Oberflächen geben der Sportster ein cleanes Finish. Rob ist schwer begeistert – und wir ein bisschen neidisch.

Info |  l-l-choppers.com

 

Floris Velthuis