Ein eigenwilliges Motorrad ist diese BMW R nineT ohne Frage. Und sie ist das metallgewordene Ergebnis einer Challenge, die BMW Niederlande unter dem Motto »Soul Fuel« selbst ins Leben gerufen hatte.

Ein normales Reihenhaus in einer normalen Wohngegend im holländischen Naarden ist das Ziel unserer Reise. Hinter einer der Backsteinwände hier soll eine ziemlich talentierte Ein-Mann-Show beheimatet sein. »High Octane« nennt Jeffry Sol seine Bude, der Name ist Programm. »Ich bin ein Speedjunky«, erzählt der Holländer uns, »für die einen ist der Geruch von frisch gebackenem Apfelkuchen geil, für mich ist es der Geruch von Benzin.«

»Ich bin der Marke immer treu geblieben«

Jeffry ist nicht nur leidenschaftlicher Dragracer, sondern auch ein begnadeter Designer und Techniker. Eine Kombination, die es nicht so oft gibt. Schließlich kann Jeffry ein CAD-Programm genauso gut bedienen wie das English Wheel. In England machte er eine Ausbildung zum Blechbearbeiter, sein Lehrer war ein Meister, der 40 Jahre für Aston Martin gearbeitet hatte. Am Ende der Ausbildung konnte er die Front eines Lotus perfekt aus Metall nachbauen.

Normalerweise sitzt der Ölkühler der BMW an der Front. Ein Dorn im Auge des Designers und so wird das Teil auf die Seite verlegt und mit einem Bugspoiler »unsichtbar« gemacht

Wieder zu Hause schaffte er sich ein englisches Rad an, baute eine Alu-Karosse für einen Jaguar E-Type. Und hatte nebenbei immer seine eigene Firma, spezialisiert auf IT- und Webdesign, laufen. Auch Motorräder spielten im Hause Sol immer eine Rolle, »schon mein erstes Bike war eine BMW, ich bin der Marke immer treu geblieben«, erzählt er. Als BMW in Holland gemeinsam mit dem Magazin »BigTwin« die »Soul Fuel Callenge« ausrief, schlug Jeffrys große Stunde.

BMW R nineT mit Alu-Verkleidung

Die Challenge lief als Design-Wettbewerb rund um BMWs R nineT. Der Entwurf mit den meisten Internet-Votings würde als reales Bike gebaut werden, so viel stand fest. Jeffry reichte einen Entwurf ein … und belegte damit »nur« den zweiten Platz. Doch Jeffry glaubte an seinen Entwurf, und er wollte nicht, dass das Bike ein reiner Entwurf bleibt, »Fuck, ich wollte diese Scheiße einfach bauen. Und das tat ich.« Jeffrys Entwurf einer langgestreckten BMW ist klar sportlich orientiert, lehnt sich auch an alte Formen von Rennwagen an. Weil das Bike keine Lackierung bekommen sollte, mussten die Blecharbeiten astrein werden, »kein Kit, kein Spachtel«, erklärt Jeffry.

Wer weiß, wie viel Handwerk dahintersteckt, die Komponenten in makelloses Metall wie bei der Frontverkleidung zu hüllen, wird kaum von gemäßigten Umbaumaßnahmen sprechen

Herzstück seines Bikes ist der BMW-Alutank, an ihn lehnen sich alle anderen Bauteile an. Die fließende Form ist gewünscht. Das Heck der nineT wird entfernt, um Platz für ein neues zu machen. Natürlich ist das Heck eine komplette Handarbeit, ebenso wie die Halbschale an der Front. Zunächst will Jeffry die aus Plexiglas fertigen, entscheidet sich aber schließlich doch für Aluminium. Den Scheinwerfer integriert er asymmetrisch in die Verkleidung, angelehnt an die Kurven eines Lotus-Rennwagens. Das Scheinwerferglas besteht aus Lexan, einem Polycarbonat.

Der Ölkühler der BMW R nineT versteckt sich im Bugspoiler

Der originale BMW-Ölkühler an der Front des Bikes passt nicht in seiner Vorstellung von der Linie des Cafe Racers. So verlegt er ihn auf die Seite. Um ihn allerdings »unsichtbar« zu halten, designt und baut Jeffry einen Bugspoiler mit einem Lufteinlass, der den Kühler verdeckt. Auch die Auspuffanlage baut der Holländer selbst, den Schalldämpfer versteckt er unter dem Heck. Die Sitzbank ist eine kleine Ode an die große, alte Zeit. Ihre Linie lehnt sich an der klassischer Autos an, »an einem BMW-Kühlergrill von 1973, um genau zu sein«, erzählt Jeffry. Den Sattel formt er selbst, bezogen wird er von Marcel Miller, dem aktuell wohl bekanntesten Polsterer für Motorradsitzbänke in den Niederlanden.

»Es wäre zu schade gewesen, wenn dieses Motorrad nur als Design-Entwurf geendet hätte. Fuck, ich wollte diese Scheiße einfach bauen«

 Jeffry hält sich beim Bau seiner BMW sehr genau an seine eigene Vorlage, »trotzdem, ein paar Dinge musste ich anders machen, weil es einfach nicht so leicht ging, wie ich vorher gedacht hatte. Aber insgesamt bin ich doch ziemlich zufrieden.« Die viele Handarbeit sieht man Jeffrys Bike auf den ersten Blick nicht unbedingt an. »Aber auch das ist beabsichtigt«, erzählt der Designer »es sollte nämlich schon ein bisschen so aussehen, also könnte dieses Bike auch von BMW direkt stammen.«

Info |  highoctane.nl

 

Floris Velthuis