Lanesplitting, das Durchschlängeln von Motorrädern auf zugestauten Straßen, ist in nur einem Bundesstaat der USA legal. Klar, dass Bas Janssens Harley-Davidson Sportster ihre Vorbilder in Kalifornien sucht.

Kalifornien, oh du schönes Land – wo der Chopperspirit von jedem Baum tropft und dir die Autos in L.A.s Rushhour verdammt egal sein können, weil deine Karre nur zwei Räder hat und so verdammt schmal ist, dass sie sich prima an den SVUs amerikanischer Hausfrauen vorbeischlängeln kann. In Kalifornien wurde auch flugs entschieden, dass Skateboardfahren und Bikes bauen gar nicht so weit auseinander liegt.

Brauchbare Vorbilder des neuen Chopperkults

Deshalb dürfen Leute wie Max Schaaf oder Jason Jessee einfach das Board in die Ecke schmeißen und Motorräder auf die Bühne heben – und dienen einer kompletten Generation von Schraubern, auch hierzulande, als brauchbare Vorbilder des neuen Chopperkults. Auch Bas Janssen aus Amsterdam schielt gern über den Teich und will ein Motorrad wie es die da drüben haben. Sein Cousin Boy, der Chef von Pancake Customs, soll beim Bau helfen. Immerhin haben die beiden ähnliche Vorlieben, was Motorräder angeht, und ähnliche sportliche Karrieren hinter sich.

Der Öltank kommt von Led Sled Customs. Die ursprünglich amerikanische Teileschmiede hat eine Dependance in den Niederlanden

Der eine war Skate-, der andere BMX-Profi. Nach einem Sturz ist es für Bas vorbei mit dem Skaten, er arbeitet fortan als Manager einer Firma für Skaterschuhe in Amsterdam. »Aber ich hab den Thrill und die Action des Skatens hart vermisst«, erzählt er. Zur Ablenkung schenkt er sich selbst den Motorradführerschein. Einige Serienharleys fährt er ab dann, den gewünschten Thrill geben sie ihm nicht. Cousin Boy hatte sich inzwischen mit Pancake Customs selbstständig gemacht. Zeit, mal wieder cool zu sein – das gemeinsame Chopperprojekt wird in Angriff genommen.

Harley-Davidson Sportster – Vorteil Ironhead-Rahmen

Bas ist begeistert von den Frisco-Choppern der Siebziger Jahre, während Boy von der extremen japanischen Chopperkultur fasziniert ist. Die Cousins ​​entschieden, dass ihre Ironhead eine Mischung aus beiden Stilen werden sollte. »Wir wollten einen Hardtail haben, vorzugsweise  mit einer geraden Linie vom Lenker zum Hinterrad.« Erreicht wird das durch den Anbau eines Bolt-on-Hardtails, »die Japaner machen das gerade bei den alten Ironheads aktuell sehr gern«, erklärt Bas. »Der Vorteil der Eisenkopf-Sportys ist nämlich, dass das bei Ironhead-Rahmen bis Baujahr 1978 ganz ohne Schweißen möglich ist.«

Seht ihr den Bremszylinder auf dem Lenker? Er war das teuerste Teil des gesamten Umbaus, stammt von Kustom Tech aus Italien

Bas durchsucht das ganze Netz, um eine passende Basis zu finden. Am Ende wird es eine hübsche 77er XLCH mit hoher Kompression. Der Clou am günstigen Internetangebot war, dass ein leicht defektes Hardtail schon angebracht war. Und so fahren die zwei Cousins im Februar bei Arschkälte und Schneegestöber los, das Bike abzuholen. »Es sprang beim zweiten Kick an«, ein Glücksgefühl für die Jungs.

Harley-Davidson Sportster mit japanischem Touch

Die Harley war vom Vorbesitzer bereits wieder neu auf- und teilweise umgebaut worden, »aber das kann man noch besser machen«, entschied Bas. Die zwei spielten mit einigen Teilen herum und kommen am Ende drauf, dass rädertechnisch eine Lösung mit vorn 21 Zoll und hinten 19 Zoll am besten passt. Beide Räder werden um die ursprünglichen Naben gestrickt. Den Frisco-Tank mit flachem Tunnel setzen sie zurück in Richtung Sitzbank.

Das komplette Bike ist so aufgebaut, dass es sich leicht zerlegen lässt. Der hintere Fender lässt sich zum Beispiel mit zwei Schrauben lösen

Das gibt der Sporty zumindest die Illusion eines Gooseneck und damit den gewünschten japanischen Touch. Ein Federsattel kommt nicht in Frage, die selbstgebaute Sitzbank wird fest auf den Rahmen gesetzt, die Polsterung übernimmt Silver Machine aus Amsterdam. Die Sportster-Gabel wird geshaved, der Standard-Öltank durch einen von Led Sled ersetzt, eine Sissybar gebaut. Der Motor der Sportster läuft zwar von Anfang an sehr gut, ein bisschen Aufwertung gibt es trotzdem. Für optimale Zuverlässigkeit spendieren die Janssens der Harley eine elektronische Zündung samt Dyna-CV-Vergaser.

Lackierung im klassischen AMF-Style, damit macht man wenig falsch

Alle Aluminiumteile werden ordentlich gestrahlt, aber nicht poliert, ein rauer Used-Look war den Cousins wichtig. Die Lackierung übernimmt Boy Janssen selbst, klassischer AMF-Style, damit macht man wenig falsch. Mittlerweile fährt Bas seine Sporty seit ein paar Monaten und ohne jegliche Probleme, alles richtig gemacht.

Info | pancakecustoms.nl

 

Floris Velthuis