Durch Liebe zum Detail heimste Daniels Harley-Davidson Pan-Shovel schon einige Preise, darunter den dritten Platz in unserem CUSTOMBIKE-Wettbebwerb 2022

Jede Bikeshow, an der Daniel im Jahr 2022 teilgenommen hat, konnte er gewinnen. Ein Vorgeschmack, was seine Harley seinerzeit in unserem Wettbewerb reißen könnte. Und auch wenn es nicht für ganz vorn gereicht hat, ist der Schrauber mehr als stolz, als wir ihn über seinen astreinen dritten Platz informierten. Mittlerweile sind fast zwei Jahre vergangen. Macht nichts, denn Daniels Umbau ist zeitlos – was seine Schrauber-Vorgeschichte nicht zwingend vermuten lässt.

Vergangenheit und Zukunft

»Streetfighter waren es. Viele davon«, grinst Daniel, als wir ihn auf seine Motorradvergangenheit ansprechen. Seit vielen Jahren schon schraubt er und zählt sich doch zu den Youngstern, sowohl in der Szene der privaten Customizer als auch in der der Clubs, denn Daniel ist Mitglied in einem MC. Die Notwendigkeit, in beiden Bereichen für Nachwuchs zu sorgen, damit Subkulturen nicht aussterben, hat er erkannt und schreitet selbst voran. Seine Brötchen verdient der 42-Jährige als Projektleiter, sitzt dafür den ganzen Tag im Büro. Die Werkstatt ist abends der Ausgleich und seit 2008 auch als Nebengewerbe gemeldet. Als die Umbauten mehr wurden, hat er sich entschieden, fortan als »7-Custom« zu firmieren. Zu der Zeit baute er immer noch Streetfighter, mit einer R1 schaffte er es ins damals szenewichtige »Fighters Magazin«. 

Die Vorstellungen vom späteren Aussehen des Motorrades
waren sehr konkret. Beim Baubeginn gab es lediglich einen
blanken ­Rohrrahmen, alles andere wurde gezielt besorgt

Aber schon damals war der Wunsch nach einer Harley groß, und mit der ersten Shovelhead war der Weg zu den Oldschool-Bikes letztlich vorgezeichnet.  Die Schwingenrahmen-Shovel von einst sorgte für Aufsehen und Veröffentlichungen. Doch schon da wusste Daniel, dass die nächste Harley ein Starrrahmen werden musste. Ziemlich unverhofft wurde ihm irgendwann ein originaler Wishbone-Rahmen angeboten. Die werden nicht nur immer teurer, sondern auch immer seltener. Wer also wie Daniel eine klare Vorstellung vom fertigen Bike hat, sollte bei derlei Angeboten zuschlagen. Klar, dass das auch unser Schrauber tut, an einem Neujahrstag morgens um sieben fährt er los, den Rahmen abzuholen. Kann ein Jahr besser starten? Erst nach und nach werden dann später die Komponenten angeschafft oder gebaut, die nötig sind, um den blanken Rahmen mit Leben zu füllen.

Harley-Davidson Pan-Shovel – Street Legal

Ein Oldschool-Bobber ist das gesetzte Ziel, schön schmal soll er sein und damit quasi eine Schwester zum ersten Shovel-Umbau, der etwas klassischer – sprich breiter – ausfiel. Doch bevor es ins Detail geht, muss der passende Motor gefunden werden. Und tatsächlich, in einem Harley-Davidson Pan-Shovel-Aggregat – ersteres bezieht sich aufs Delkron-Gehäuse, zweiteres aufs Innen­leben – findet er seinen Antrieb. Der Motor läuft einwandfrei, exakte Zahlen kennt Daniel indes nicht, »1340 Kubik, eventuell auch ein bisschen mehr, aber lasst mal so stehen«, schmunzelt er. Seines Wissens wurde der V2 einst zwar für den Einsatz auf der Achtelmeile gebaut, allerdings auf Haltbarkeit, wie er betont.

Der Spiegel ist an der Lampenhalterung montiert

Das ist wichtig, denn Showbikes braucht der Bayer nicht. Alles ist auf Fahrbarkeit und ja, auf Legalität, ausgelegt. Ausgestattet mit Harley-Fünfgang-Getriebe, Beltdrive, Mallory-Zündung und S&S-Vergaser darf der Motor in den nackten Rahmen, die Detailarbeit, auf die Daniel großen Wert legt, beginnt schon hier. Die Pan-Shovel rollt mit einer Handschaltung mit Fußkupplung, und genau die nennt ihr Erbauer »halbautomatisch«. Das ist sie natürlich nicht. Tatsächlich verfügt die Kupplung über eine Arretierung, die sich mit dem Stiefelabsatz einrasten lässt, nachdem sie mit der Stiefelspitze getreten wurde. Eine äußerst praktische Funktion, wie jeder es bezeugen wird, der mal mit Fußkupplung gefahren ist. 

Ein Bobber musste es sein

Die Detailarbeit geht auch bei der optischen Umsetzung des Bobber-Projektes weiter. Dinge wie der innenliegende Gaszug, die Minamalarmaturen, modifzierte BMX-Fußrasten oder ein selbst gebauter Lenker samt Halter fallen vielleicht nicht beim ersten Blick aufs Bike großartig auf, aber vielleicht beim dritten oder vierten. Genau das ist es, was Daniel bezweckt, »dass ein Betrachter doch immer wieder was Neues daran entdeckt.« Zwei Dinge würde er sich in Zukunft trotzdem nicht mehr antun. »Tank und Öltank sind komplette Eigenbauten, eine Schweinearbeit«, erinnert er sich. Aber eben auch Dinge, die einen Umbau eine Stufe höher heben, wie wir finden. Zumal es weitere größere Probleme dank guter Vorplanung nicht gab und Daniel die verwendeten Teile geschmackssicher kombinierte.

Auf jeder Bikeshow, an der Daniel 2022 teilnahm, konnte er auch einen Pokal einsacken – hier »Best Oldschool« beim Bike & Music Weekend Geiselwind

Tatsächlich fehlte am Ende noch eine Lackierung, die genauso auffällt wie das Gesamtbike mit seiner stimmigen Linie. Bei Siggi von Experience Colours in Schmalwasser findet Daniel seinen Meister des Lacks. Der hat schon zahllosen Custombikes zum passenden Finish verholfen und haut auch hier richtig einen raus. Fast ein bisschen drüber oder aber genau das, was dieses Motorrad ausmacht, da darf gern drüber gestritten werden. Wir konnten Daniels Pan-Shovel schon live bewundern – brennt auf der Netzhaut und ist ein richtig guter Oldschooler. Herzlichen Glückwunsch!

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.