Suzuki GS 450 – Low Budget

Ein Motorrad, das eine lange Reise hinter sich hat. Ein Schrauber, der sich zum Lowbudget-Tarif einen Chopper daraus baut. Eine Geschichte (noch) ohne Happy End – Jens und seine Suzuki GS 450.

350 Arbeitsstunden, viel selber machen, alles Unnötige verkaufen, dann kannst du das Budget überschaubar halten«, Jens erzählt uns nichts Neues. Wir wissen, dass es nur so gehen kann, gewürzt mit einer nötigen Portion Leidenschaft fürs Thema natürlich.

Bobber, Cafe Racer und jetzt ein Starrrahmenchopper

Eine Handvoll Mopeds hatte Jens bis zum Kauf seiner Suzuki schon umgebaut, darunter drei Yamaha SR 500, in Richtung Bobber und Cafe Racer. Trotzdem, ein Starrrahmenchopper war ein Wunsch des Saalburgers.

Jens lackiert den Tank selbst, versieht ihn mit verschiedenen Sprüchen, weil ja genug Platz ist

Auf japanische Antriebe setzt er sowieso gern, »weil es dafür einfacher ist, Ersatzteile zu beschaffen. Na ja, und günstiger sind sie auch«, erklärt Jens, warum es bei ihm eben keine Harley sein muss. Bei eBay stößt er auf einen runtergerittenen Chopper mit Suzuki-Zweizylinder, das Ganze schon mit starrem Rahmen gebaut, allerdings in üblem Zustand.

Suzuki GS 450-Chopper für 1.600 Euro

Jens kauft das Bike für 1.600 Euro, von einem Italiener. Italienischen Ursprungs ist auch der Chopper an sich, Recherchen ergeben, dass er 1982 in der Nähe von Turin aufgebaut wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt ist sich Jens auch noch sicher, später eine Zulassung zu bekommen, denn schließlich war das Motorrad in Italien voll abgenommen und legal gelaufen.

Dem Motor genügt dagegen eine kleine Inspektion

Da Italien Teil der EU ist, ging Jens davon aus, dass das EU-Recht eine Zulassung auch in Deutschland möglich machen müsste. Und so macht sich der Hobbyschrauber selbstbewusst daran, die GS noch ein ganzes Stückchen mehr zu überarbeiten und zu choppen.

Ein paar hundert Euro für die alten Brocken

Nach dem Kauf wird das Motorrad komplett zerlegt und alles, was nicht mehr verwendet werden soll, verkauft. Ein paar hundert Euro kommen so zusammen, die müssen natürlich von unserer Gesamtrechnung eigentlich abgezogen werden.

Nostalgie im Stoppelfeld: Sissybar und Fishtail-Töpfe ragen in die Sonne. Die Universal-Dämpfer gibts zum Discountpreis bei eBay, die Krümmer sind ein Eigenbau aus normalen Edelstahlrrohr

Für den Motor muss eine kleine Durchsicht reichen, lediglich neue Zündkerzen, neuer Filter, ein neues Zündschloss und ein paar Kleinteile fließen in den Reihenzweier. Außerdem wird das Aggregat per Trockeneis gestrahlt.

Suzuki GS 450 – Trommelbremse vorn und hinten

Anschließend kümmert sich Jens ums Frontend, speicht das gewählte 21-Zoll-Vorderrad neu ein, gebremst wird vorn wie auch hinten per Trommel. Gabel und Bremse liefert eine Yamaha, der Lenker kommt von Zombie Performance aus den USA und ist ein klassischer Rabbit Ear.

Die bittere Erkenntnis, dass gemeinsame EU-Richtlinien dann doch nicht so flexibel machen wie gewünscht: Eine italienische Zulassung beeindruckt hierzulande nämlich niemanden

Die Riser liefert eine Triumph Speed Triple. Da Jens beinahe alle seine Teile gebraucht bezieht, müssen sie neu aufgearbeitet beziehungsweise restauriert und passend gemacht werden. Das fängt bei den Harley-Fußrasten an und endet beim King-Sportster-Tank.

Suzuki GS 450 – Selbstgefertigter Chopperauspuff

Den Rahmen befreit der Thüringer von seinem Rot, er wird komplett sandgestrahlt. Den mega-coolen Chopperauspuff fertigt Jens selbst aus 38-mm-Edelstahl, ebenso wie die Sitzbank oder die Batteriebox. Zahllose Kleinteile müssen außerdem durch die Hände des Schraubers, bevor sie ans Bike dürfen.

1982 baute sich ein gewisser Frankino Torredimare aus Chivasso in der Nähe von Turin seinen ersten Chopper. Basis war eine Suzuki GS 450, den Starrrahmen fertigte er selbst. Es ist eben jene Karre, die im April 2014 in Jens’ Garage landet. Frankino gilt mit seiner Werkstatt »Chop Works« mittlerweile als Vorreiter der Chopperkultur in Italien, baut vielbeachtete Harleys und Triumphs, aber vor ein paar Jahren auch einen extrem flachen Guzzichopper. Seine Bikes hatten wir auch schon vorgestellt. Manchmal ist unsere Szene doch ganz schön überschaubar

Auch um die Lackierung kümmert sich Jens selbst. Der Rahmen wird schwarz gelackt. Mit Hilfe von Frischhaltefolie, dem Klassiker Gardine und einigen Youtube-Videos erhält der Tank außerdem ein buntes Outfit. Abschließend wird der Chopper verkabelt, die Elektrik verlegt Jens ebenfalls selbst.

Keine gnädigen Graukittel, keine Zulassung

Damit könnte eigentlich alles gut sein, isses aber leider nicht. Denn entgegen aller Annahmen will der TÜV beziehungsweise bei Jens die DEKRA nicht mitspielen, was eine legale deutsche Zulassung angeht. Und so ist der Schrauber lange Zeit vergebens auf der Suche nach gnädigen Graukitteln. Ob die Suzi irgendwann doch noch eine Zulassung bekam, wissen wir nicht. Kontaktdaten haben wir leider auch nicht. Also Jens, meld’ Dich doch mal bei uns und gib Bescheid …

 

 

Technische Daten
Modell Suzuki GS 450
Baujahr 1998
Erbauer Jens Schwarz

Motor
Typ Reihenzweizylinder-Viertakt,
dohc-Vierventiler
Hubraum 448 ccm
Bohrung x Hub 71 x 56,6 mm
Luftfilter Harley-Davidson
Auspuff Fishtail
Getriebe Fünfgang
Sekundärtrieb Kette
Leistung 43 PS bei 9000/min
Drehmoment 36 Nm bei 7500/min
Vmax 170 km/h
Fahrwerk
Rahmen Doppelschleifen-Starrrahmen
Gabel Yamaha XS 650, verlängert
Räder vorn 21”, hinten 18”
Reifen vorn Avon Speedmaster, hinten Dunlop K70
Bremsen vorn und hinten Trommel
Zubehör
Tank H-D Sportster
Sitzbank Eigenbau
Lenker Rabbit Ear
Lenkerhalter Triumph Speed Triple
Instrumente MMB
Armaturen Amal
Rücklicht Lucas
Batteriehalter Eigenbau
Fußrasten Harley-Davidson
Metrie
Leergewicht 170 kg
Radstand 1650 mm

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Kommentare

Eine Antwort zu „Suzuki GS 450 – Low Budget“

  1. Avatar von Ingo Thöne
    Ingo Thöne

    klasse Bike

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