Die meisten von uns starten ihre Schrauberkarriere mit ein paar kleineren Umbauten. Das erste Projekt von Roel Peijs ist gleich eine komplette Yamaha XS 650 – und was für eine

Vor vielen Jahren Jahren präsentiert der mitllerweile leider verstorbene amerikanische Customizer Jesse Rooke seine »Kali Cruiser«-Modelle, eines baut er für den legendären Biker Build-Off gar live im Fernsehen. Motorradbegeistert ist Roel Peijs damals schon und schwer begeistert von den Umbauten des Mr. Rooke. Nur mit dem Selberschrauben, da wartet er noch ein paar Jahre. Auf Bikes vom Schlag einer Fireblade ist er früher unterwegs, heute lässt er es aber ruhiger angehen. Ein eigenes Bike zu bauen,  das fehlte  auf seiner Liste. Als er aber Rookes Bikes sieht, ist der Plan gefasst: Einer der Kali Cruiser von damals soll in den Niederlanden neu auferstehen.

Kaum zu glauben: Die Kali-Cruiser-XS-650 ist das erste Custombike von Roel. Rahmen, Gabel und viele Anbauteile hat der Holländer eigenhändig zusammengebraten

»Mir gefällt dieser schmale Look, der dadurch entsteht, dass der reguläre Platz für den Tank auf dem Backbone leer bleibt«, erklärt Roel seine Entscheidung für diesen Stil. Allerdings kopiert er Jesses Vorlage nicht 1:1. Schon beim Antrieb fällt der erste Unterschied auf. Wo beim Vorbild ein fetter V2 sitzt, werkelt bei der europäischen Ausgabe der etwas kleinere und schwächere Parallel-Twin aus einer Yamaha XS 650. Das Modell hat seine Eignung als vielfältige Umbaubasis schon hundertfach unter Beweis gestellt. So wird die Yamaha XS 650 auch Roels erste Wahl.

Yamaha XS 650 – koventioneller als das Umbauvorbild

Auch beim auf den ersten Blick ziemlich ähnlichen Fahrwerk bleibt der Niederländer etwas konventioneller. Gleich beim ersten Bike auch noch eine Einarmschwinge zu konstruieren, ist wohl doch etwas viel verlangt. Schon so hat Roel einen Hingucker auf die Räder einer CBR 600 gestellt. Die hat er in Erinnerung an seine Zeiten auf schnellen Japanern verwendet. Handwerklich ist Roel extrem begabt, egal was es sein soll, er bekommt es hin. Auch sein Job als CAD-Zeichner hat ihm gute Dienste geleistet.

»Ein eigenes Bike aufzubauen, das fehlte noch auf der Liste des Holländers. Der Plan war gefasst.«

Seinen Rahmen plant er am Rechner und druckt ihn in Originalgröße aus. Dann heftet er einen Proberahmen aus dünnwandigen Rohren zusammen, der als Dummie dient. In ihm wird der Motor platziert, um zu überprüfen, ob alles wie geplant passt. Auch die Einbaupositionen von Tank und diversen Haltern werden so festgelegt. Als alles perfekt angepasst ist, wird der richtige Rahmen aus dicken Rohren gebogen.

Yamaha XS 650 – Der Rahmen aus der Biegemaschine

Dafür kommt eine Biegemaschine aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Einsatz. Unterstützung bei dieser Arbeit bekommt Roel von seinem Bruder Erwin. Wieder heften die Brüder die Rohre nur zusammen. Richtig verschweißt werden sie dann von einem Profi. Neben der Gabel und dem Lenker entstehen auch alle Blechteile im Eigenbau. Als Benzintank dient übrigens eine ausgediente Sauerstoffflasche aus dem Tauchsport, die aufrecht hinter der Motor-/Getriebeeinheit steht.

Wenn das Umfeld klein ausfällt, wirkt der Motor um so größer

Über eine Benzinpumpe wird die als Zwischenstation dienende kleine Kugel auf der linken Seite mit Sprit versorgt. Von hier aus läuft das Benzin auf natürlichem Weg in die durch offene Filter schnüffelnden Vergaser. Der Motor selbst ist beim Kauf des als Teilelieferant dienenden Bikes in gutem Zustand und wird nicht weiter modifiziert. Dafür ist der Entsorgungstrakt wieder one-off.

Ästhetisch ohne Vorderbremse

Aus ästhetischen Gründen verzichtet der  Schrauber auf eine vordere Bremse, hinten kommt die Serienbremse einer CBR 600F zum Einsatz. Das hält sowohl die Front wie auch den hoch aufragenden Lenker clean. Und das war das Ziel. Das komplette Bike ist, so wie sein Vorbild, sehr schlank gehalten. Der Aufbau zog sich über drei Winter hin. Dafür hat der bescheidene Rookie ohne richtige Customizer-Historie bis auf Motor, Räder, Scheinwerfer, Rücklicht und Sitz sowie einige Kleinteile alles komplett selbst gebaut. Selbst die Lackierung hat er selbst aufgebracht. Respekt!

 

Velthuis/Müller