Frau Reuter im Glück: Ein brandneuer Anhänger macht’s möglich

Im Grunde ist Herr Lehmann schuld. Wir hatten uns immer einen Anhänger beim Totengräber geliehen. War gar kein Problem. Aber nun hat seine Olle diesen Köter angeschleppt, Herr Lehman eben. Herr Lehmann ist ein Französischer Wolfshund oder irgend sowas. Das Tier war schon mit vier Monaten so groß wie ein Reh. Nun, nach mehr als einem Jahr, ist das Viech so groß wie eine kleine Kuh. Wenn er neben meiner E-Glide steht, sieht die Karre aus, als hätte ich sie von einem Kirmeskarussell abgeschraubt. Nicht, dass Herr Lehmann irgendwie bösartig wäre, keineswegs. Er ist sogar ziemlich nett und freut sich immer, wenn Besuch kommt. Aber er bellt anfangs immer ziemlich doll, das klingt dann etwa so, als würde man Joe Cocker einen Ziegelstein auf die Eier hauen. Mehrmals. 

Ein neuer Anhänger – freut auch Herrn Lehmann

Wenn Herr Lehman sich dann ausgebellt hat, springt er vor Freude an einem hoch, das heißt, er richtet sich einfach auf und stellt einem die Pfoten auf die Schultern. Dann hat man sein Maul direkt vor der Fresse und atmet diesen betörenden Duft von verwestem Pansen ein. Wenn man Glück hat. Dankbar sei der, dem er NICHT mit der feudelgroßen Zunge übers Gesicht schleckt! Man muss dann die ganze Zeit ruhig und nett bleiben, den blöden Lehmann beruhigen und übers stinkende Fell streicheln, was auch kein Zuckerschlecken ist. Hippie pisst sich jedes Mal fast ein, wenn es heißt, »Wir fahren rüber zum Totengräber und holen uns den Anhänger«. Er möchte da nicht hin. Es ist ein echtes Drama. Aber nun ist Schluss. Ich war nämlich letzte Woche mit Hippie beim Baumarkt, um Anzündholz für den Werkstattofen zu kaufen, und da stand ER.

Endlich ein eigener Anhänger – das riecht nach Freiheit und nicht mehr nach verwestem Pansen. Und so ein Teil ist nicht nur ungemein praktisch, es steigert auch eure Attraktivität

»EIN ANHÄNGER! GUCK MA, EIN ANHÄNGER!«, Hippie war beseelt von einer spontanen Idee: Wenn man nämlich zu dritt zusammenlegte, könnte man sich diesen tollen Anhänger kaufen. Man müsste dann nie mehr zum Totengräber fahren und sei völlig unabhängig. Er würde auch einen Platz frei räumen, wo der Hänger stehen könne. Hmm … die Idee war nicht schlecht. Der Hänger stand da majestätisch auf dem Parkplatz, mit Spriegel und Plane, die Ladefläche zwei Meter lang und einen Meter breit – für 949 Euro. Mit Zulassung kommt man auf knapp 1000 Euro, durch drei Leute sind das 340 Tacken für jeden. Wir sind dann erstmal mit einem Anhängerprospekt nach Hause gefahren und haben Köppke gefragt. Und weil der auch nicht vorhatte, in nächster Zeit Herrn Lehmann zu ehelichen, hat er sofort zugestimmt.

Frikadellen, Spaß und keine Bremsen

Und glaubt mir: Wenn man so’n Teil erst mal hat, dann benutzt man es auch öfter, als man denkt. Ich hab bereits am zweiten Tag eineinhalb Kubik Gartenabfälle damit entsorgt und das liegengebliebene Mofa vom Sohn aus der Stadt geholt. Kommen wir jedoch zur Technik: Der Hänger ist ungebremst, das finde ich prima. Wo keine Bremsen sind, können auch keine kaputt gehen. Das Teil kommt mit den schön großen 13-Zoll-Rädern und hat bereits serienmäßig ein Stützrad verbaut. Dann ist noch der Hochspriegel mit 80 Zentimetern Höhe dabei – viel mehr braucht man eigentlich nicht für den Rest des Lebens. Damit lassen sich klaglos kleine Motorräder, jede Menge Schrott und Ersatzteile transportieren. Am Wochenende macht die Nachbarstochter ihren Umzug damit, das gibt dann Frikadellen und Kartoffelsalat und jede Menge Spaß.

Die hintere Klappe ist mit zwei einfachen Schnappschlössern ausgestattet. Der Boden besteht aus wasserfest verleimtem Multiplex. Der Hänger wiegt nur 120 Kilo und lässt sich deswegen kinderleicht von einer Person rangieren. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 750 Kilo. Und dann gibt der Hersteller noch zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung – bei diesem günstigen Modell zumindest auf das Fahrgestell. Die Elektrik ist sauber verlegt, die Lampen sind gut zugänglich und über Stema bekommt man jederzeit preiswerte Ersatzteile, falls mal was kaputtgeht. Aber was soll an so einem Blechhaufen schon kaputtgehen? Die Gesamtlänge des Hängers ist 292 Zentimeter, die Breite über alles ist 150 Zentimeter.

Die Hochplane lässt sich leicht am Anhänger montieren

Das Spriegelgestell für die Hochplane lässt sich zu zweit flott aufbauen, die meiste Zeit werden wir es aber im Schuppen liegen haben, das nimmt zerlegt keinen Platz weg. Mit der Hochplane kann man im Sommer sogar auf dem Hänger schlafen, der kleins-te Wohnwagen aller Zeiten. Ich werde in jedem Fall noch einige Zurrösen im Inneren des Laderaums montieren, dann kommen hinten links und rechts zwei Abstellstützen dran, die kosten rund 30 Euro. Und dann könnte man überlegen, ob man sich nicht gleich ein Motorrad-Transport-Set zulegt, aber das liegt eher in weiter Ferne. In jedem Fall finde ich einen solchen Anhänger viel praktischer als einen reinen Motorradanhänger, auf dem man NICHTS außer Motorräder transportieren kann.

Diese Anhängerangebote gibt es regelmäßig bei allen Baumärkten. Achtet auf allgemein bekannte deutsche Hersteller und nehmt IMMER einen mit 13-Zoll-Rädern oder größer, die oft angebotenen 10-Zoll-Räder sind definitiv zu klein. Damit hoppelt der Anhänger wie blöde hinterm Auto rum. Unser Modell ist vom TOOM-Baumarkt und heißt »Stema AN 750-13EG«. Die Versicherung für so ein Ding kostet übrigens rund 20 Euro, die jährliche Steuer liegt bei 29 Euro.

Wir sind jetzt alle sehr glücklich. Bis auf Herrn Lehmann, dem nun ziemlich langweilig ist. Aber der kann uns mal am Arsch lecken. Oder besser nicht.

Der Herr möge uns vor großen Hunden verschonen!
Euer Martin

 

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.