Yamaha XJ 650 – Lowbudget-Familienprojekt



Diese Yamaha XJ 650 ist ein gutes Beispiel dafür, dass mächtig Geld sparen kann, wer sich ein altes Bike zum Veredeln vornimmt

Später mal mit dem eigenen Sohn zusammen Moped fahren oder am besten sogar schrauben, das wünschen sich viele. Reef hat das geschafft. Schon in jungen Jahren infizierte er seine Söhne Lukas und Matthias mit dem Zweiradvirus und inzwischen dürfen sie auch beim Customizen mit ran. Deshalb ist dieses Projekt im Prinzip auch den beiden zu verdanken.

»Lass uns doch mal so ein Ding umbauen«

Die Jungs waren irgendwann zusammen unterwegs und Matthias fiel eine Moto Guzzi V7, ein Scrambler von der Stange, ins Auge. Sofort wurde über das Motorrad gefachsimpelt und am Abend schlug Lukas seinem Vater vor: »Lass uns doch mal so ein Ding umbauen.«

Ein eigentlicher Frontfender findet als Hinterradschutzblech Verwendung

Da eine so junge Maschine preislich absolut nicht ins Budget passte, meinte Reef, dass sie nach etwas Ähnlichem schauen müssten, das aber wesentlich günstiger ist. So machten sich alle drei im Netz auf die Suche nach einer geeigneten Basis. Lukas entdeckte dann die Yamaha XJ 650, für 800 Euro wurde das Bike gekauft.

Yamaha XJ 650 – Leicht angeranztes Basisbike

Neben dem normalen Wechsel aller Flüssigkeiten mussten auch die Vergaser gereinigt und die Gabel-Simmerringe erneuert werden. Die Bremszangen hingen fest und erforderten somit zur Wiederaufbereitung eine komplette Zerlegung und TÜV brauchte das Ding auch noch.

Durch die Demontage der Beifahrerfuß­rasten konnten die Auspufftöpfe steiler nach oben montiert werden

Trotzdem war der Deal gut, denn immerhin war die Karre aus zweiter Hand und hatte erst 35000 Kilometer auf der Uhr. Nach der technischen Sanierung wurden zunächst sämtliche unförmigen Kunststoffteile demontiert. Wegen der baujahresbedingten schmalen Bereifung fragte Matthias: »Kann man hinten auch so ein Schutzblech wie vorn einarbeiten?«

Der Fender setzt den Schwung der Rahmenrohre fort

Na klar kann man das und somit orderte sein Vater direkt zwei gebrauchte Vorderradfender über eBay. Sie passten einen der Schmutzfänger in das Rahmenheck ein. Er setzt jetzt den Schwung der Rahmenrohre fort, der normalerweise durch die originalen Verkleidungsteile verdeckt wird. 

Schaut mal am Tank unten links ganz genau hin

Für die neue Sitzbank schnitt und bog Reef ein 2-mm-Blech auf das gewünschte Maß. Die Polsterung entnahm er dem Yamaha-Serienteil und schnitt sie ebenfalls auf Maß. Eine Sattlerin klebte das Polster auf die neue Unterlage und kümmerte sich um die Feinheiten. Den Bezug fertigte sie aus echtem Leder. Da der Tank seine Form und Farbe behalten sollte, kam Matthias außerdem die Idee mit der roten Steppnaht.

Yamaha XJ 650 – Weg mit den originalen Seitendeckeln

Dass die originalen Seitendeckel nicht wieder angebaut werden sollten, war von Beginn an klar, aber ganz ohne Abdeckung konnte es auch nicht bleiben. Bezüglich Form und Farbe wurde lange experimentiert, bis wieder mal Matthias mit einem Geistesblitz um die Ecke kam, »der Sitz ist doch auch mit Leder bezogen, lass uns das doch mal probieren.« 

Erst wenn man den Schlüssel abzieht, wird das Schloss überhaupt sichtbar

So wurde direkt ein Blech in die entsprechende Form gebracht. Da das Ganze in Schwarz etwas öde gewesen wäre, sollte noch eine rot gestickte Zahl drauf. Die Sattlerin fragte, welche Zahl es denn sein sollte?

Coole Idee – Seitendeckel aus Blech und Leder

Reef fiel spontan nix ein und er meinte nur: »Komm, mach ’ne 7«. Denken wir an das Vorbild dieser Aktion, die Moto Guzzi V7, war das wohl auch die einzig logische Wahl. Das Ergebnis fand unsere Customfamilie absolut megageil, daher wurde auch die zweite Seite in Auftrag gegeben. 

Wie bei Kurzhubern normal braucht der Motor schon eine gute Schippe Drehzahl, um aus dem Quark zu kommen – was aber dank Baujahr auch ganz legal schön laut zu hören ist

Die XJ 650 ist Reefs zwölfter Umbau. Finanziert wird das Hobby dadurch, dass er den jeweils letzten Umbau verkauft. So sind auch die Tage der Yamaha schon gezählt. Das neue Projekt wartet bereits in der heimischen Garage.

 

Technische Daten
Modell Yamaha XJ 650
Baujahr 1985
Erbauer Refik Krasnici und Söhne

Motor
Typ luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-
Reihen­motor, dohc-Zweiventiler
Hubraum 653 ccm
Bohrung x Hub 63 x 52,4 mm
Luftfilter Racing-Filter
Auspuff Universal-Schalldämpfer
Getriebe Fünfgang
Sekundärtrieb Kardan
Leistung 72 PS bei 9000/min
Drehmoment 59 Nm 7500/min
Vmax 197 km/h
Fahrwerk
Rahmen Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen
Schwinge Zweiarm
Stoßdämpfer Koni
Räder Alu-Gussräder, orig. vo. 19 Zoll, hi.18 Zoll
Reifen Continental Twinduro, vo. 100/90-19, hi. 120/90-18
Bremsen vo. Doppelscheibe, hi. Simplex-Trommel
Zubehör
Sitzbank Eigenbau
Lenker ABM
Lackierung Sprühdose Mattschwarz
Lampe Bobber-Style
Rücklicht LED
Blinker Ochsenaugen
Metrie
Leergewicht ca. 200 kg
Radstand 1442 mm

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Kommentare

4 Antworten zu „Yamaha XJ 650 – Lowbudget-Familienprojekt“

  1. Avatar von Rainee
    Rainee

    Super effizient für den kleinen Geldbeutel! Kann man den Umbauer irgendwie kontaktieren?

    1. Avatar von Carsten Heil
      Carsten Heil

      Hi Rainee, im Zeitalter des goldenen Datenschutzes können wir Dir leider keine Kontaktdaten weiterleiten. Aber wenn Du magst, können wir dem Erbauer Deine E-Mail-Adresse weiterleiten und ihn bitten, sich bei Dir zu melden. Sorry, ist heute leider alles umständlich geworden … Gib einfach kurz Bescheid, ob das so ok ist.

      1. Avatar von Rainee
        Rainee

        Ach vielleicht lieber doch nicht. Frage auch etwas scheinheilig, da ich gerade ein Ding von ihm in der Garage habe, ohne dass es je einen direkten Kontakt gab. Mal sehen, ob ich jemals eine Plakette dafür kriege… Andererseits ein echter Hingucker. Da liegt seine Stärke. Vielleicht schick ich euch mal ein Bild.

  2. Avatar von Günter
    Günter

    Ja das. ganze hab ich noch vor. Meine xy 650 hat erst 21000km drauf. War mein erstes Straßen Motorrad. Nach langer Standzeit wiederbelebt.

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