Dank modernster Elektronik können beim Bikebau auch kleinste Hohlräume genutzt werden. Wir zeigen anhand des Blinkrelais’ Motogadget m-Relay+, was alles in einen Lenker passt.

Ein Wechsel der originalen großen Schaltereinheiten eines Motorrades gegen formschöne kleine Miniaturausführungen ist auch kabelbaumseitig immer mit größeren Änderungen verbunden. Da diese kleinen Helferlein nunmal nicht so viel Strom vertragen, wie die Verbraucher dahinter fordern, ist eine zusätzliche Steuerung erforderlich. Auch das Feststellen der Blinker ist allein mit Tastern von Hause aus nicht möglich. Am praktischsten wäre es da, wenn sich die technisch notwendigen Bauteile im Lenker befinden würden und man den Hauptkabelbaum nahezu unangetastet lassen könnte.

Blinkrelais mit integrierter Tastersteuerung – Motogadget m-Relay+

Mit dieser Idee machten wir uns auf die Suche nach der geeigneten Elektronik. Bei Motogadget wurden wir fündig. Im Angebot ist hier ein rundes Blinkrelais mit integrierter Tastersteuerung, das m-Relay+. Mit seinen 19 Millimetern Durchmesser sollte es lässig in einen zölligen Lenker passen. Außerdem harmoniert es dank seines Leistungsspektrums zwischen einem und hundert Watt mit jeder Art von Blinker. Also haben wir das Teil direkt geordert, zusammen mit den Lenkerendenblinkern m-Blaze Cone. Bezüglich der Bedienelemente entscheiden wir uns dazu, diese auch im Lenker verschwinden zu lassen. Hierzu dienen uns Reed-Kontakte, die mittels eines Magneten im Handschuh bedient werden.

Um die Tasterpositionen festzulegen, muss eine Testschaltung aufgebaut werden

Eine Voraussetzung hierfür ist allerdings ein Lenker aus Edelstahl, da dieser selbst nicht magnetisch ist. Für die Aufnahme der Reed-Kontakte dienen zwei Aluhülsen, die angebohrt und entsprechend abgedreht wurden. Jetzt noch Löcher für die Anschlüsse und wir können die Kabel an die Reed-Kontakte anlöten. Eine Bohrung mit Gewinde sorgt dafür, dass die Einheit im Lenker mit einer Senkkopfschraube entsprechend festgesetzt werden kann. Um zu wissen, wo genau der Lenker seine Bohrung erhalten soll, ist zunächst eine Testschaltung erforderlich. Nach Ermittlung der optimalen Platzierung muss der Abstand zum Lenkerende gemessen werden und wir müssen die untere und obere Position auf dem Lenker anzeichnen. Somit können wir genau festlegen, wo die Bohrung hin muss.

Lenkerverdrahtung mit dem Motogadget m-Relay+

Um dem gepulverten Lenker keinen unnötigen Schaden zuzufügen, erhält er eine Ummantelung mit Kreppband. Schön langsam mit Öl zum Kühlen schneidet sich der Bohrer seinen Weg durch den Edelstahl, danach noch ansenken und per Dremel die Kante innen entgraten. Nun stellen wir die Schaltung innerhalb des Lenkers her. Zunächst werden die Tastereingänge (blau und gelb) der motogadget-Einheit mit den Reed-Kontakten verbunden. Danach löten wir die Spannungsversorgung (rot und schwarz) an. Gleichzeitig entsteht die Verteilung der benötigten Minusleitungen. Den linken Lenkerendenblinker schließen wir direkt mit seinen eigenen dünnen Kabeln an. Zum einen ist der Platz im Lenker neben dem Blinkrelais beschränkt und zum anderen verteilt sich der Druck nach dem Einschrauben der Blinker besser auf der Leitung.

Die Blinker werden mit Steckern versehen, um sie auch später wieder leicht entfernen zu können

Bei verschieden dicken Querschnitten würde die dünnere Leitung die größte Kraft aufnehmen. Um die Leuchtmittel später leicht wieder deinstallieren zu können, versehen wir die Zuleitung mit einem zweipoligen Stecker. Der Anschluss für den rechten Blinker läuft direkt durch den Lenker seiner Bestimmung entgegen. Auf der rechten Seite trifft er auf die Funktionen Fernlicht und Hupe. Letztere lässt sich einfach über ein Miniatur-Leistungsrelais realisieren. Das für den Lichtwechsel nötige Stromstoßrelais hat hier zu wenig Platz und kommt dahin, wo es gebraucht wird, in den Scheinwerfer. Dessen komplette Versorgung findet so oder so aus dem Lenker heraus statt.

Fummelige Restarbeiten am Bike

Um die Gewinde der Tastereinheiten genau vor die in den Lenker gebohrten Löcher zu bringen ist etwas Fummelei angesagt. Nachdem die Senkkopfschrauben drin sind, passen wir sie per schwarzem Lackstift noch ihrer Umgebung an. Die Versorgungsleitungen werden in Gewebeschlauch gehüllt. So vorbereitet kommt die Einheit aufs Moped. Die Stecker werden erst angecrimpt, nachdem die Zuleitungen durch die Riser gezogen wurden. Die benötigte Anschlusslänge kann nämlich erst in eingebautem Zustand ermittelt werden. Nach Installation von Griffen und Hebeleien werden abschließend die Lenkerendenblinker montiert.

Mehr verstecken geht nicht, aber alles ist da, wo es sein soll

Hierbei drehen wir sie eine Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn, schieben sie in den Lenker und schrauben sie eine Umdrehung nach rechts fest. Das reicht, wenn man das Gummi vorher schon leicht auf Spannung gebracht hat. Also dann: Handschuhe an, Zündschlüssel rumdrehen und probieren, ob alles in der Realität so funktioniert, wie wir es geplant haben. Ja, läuft, Mission erfüllt. Wer jetzt den Anlasserknopf und den Tachoumsteller vermisst, beide befinden sich unter dem Tank und damit dort, wo der TÜV keine während der Fahrt zu bedienenden Funktionselemente duldet. Klar, denn die sind ja alle im Lenker.

Info | motogadget.com

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.