Garagengemeinschaften funktionieren nach Mustern und mit gemeinsamer Liebe zum Kraftrad. Gerhard und Patrick teilen letzteres – und noch viel mehr. Also: Show me your Garage …
Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen und mit den unterschiedlichsten Typen: Garagengemeinschaften. Üblicherweise ist da immer der Eine, der das letzte Bier kippt und vergisst, den Kühlschrank wieder aufzufüllen. Da ist der »Ausborger«, dessen liebster Satz »ich bringe dir das Werkzeug wieder mit« ist.
»Fremde einladen, das Bier leer saufen, Werkzeug rippen«
Der Platz an der Werkzeugwand wird bis zum jüngsten Tag leer bleiben – das Ding taucht nie wieder auf. Der Partymaster, er vereint alle in sich, lebt die Gemeinschaft getreu dem Motto »Fremde einladen, das Bier leer saufen, Werkzeug rippen.« Aber er ist sehr unterhaltsam, das macht alles wett.
Und dann sind die, die wirklich akribisch schrauben, den anderen auf die Sprünge helfen, mit Rat und Tat allwissend Motorräder pflegen. Diese Liste kann jeder, gespeist aus persönlicher Erfahrung, sicher unbegrenzt weiterführen. Bei Gerhard und Patrick ist die Gemeinschaft auf ein anderes Fundament gebaut: Auf Liebe!
Dass die zwei ein gutes Team bilden, haben sie früh bewiesen
Üblicherweise haben Väter die größten Probleme damit, ihre Töchter irgendwann in fremde Hände zu geben. Gerhard hatte Glück, denn neben der Liebe zu seiner Tochter teilt Patrick vor allem seine Leidenschaft für Motorräder mit dem Schwiegervater. Dass die zwei ein gutes Team bilden, haben sie früh bewiesen.
Zusammen arbeiteten sie bis zu Gerhards Pensionierung in seinem familiären Handwerksbetrieb, und trotz des Altersunterschiedes lief das so rund, dass die gemeinsame Garage eine logische Fortführung der engen Bindung ist.
Viel fahren, viel Party, das war immer das Motto
Gerhard stammt aus einer Generation, in der vierzylindrige Japaner das Maß aller Dinge waren. Er und seine Kumpel ließen keine Gelegenheit aus, die Kisten durch die österreichischen Berge und Täler und viele weitere Länder Europas zu treiben – viel fahren, viel Party, das war immer das Motto.
Doch irgendwann war es vorbei mit der vierzylindrigen Herrlichkeit, eine Harley E-Glide verlief sich in die Garage, »so eine mit unaussprechlich langem Namen«, erinnert sich Gerhard, »Monsterultrairgendwas«. Für Milwaukee-Verhältnisse hatte die richtig viel Power, aber eben eine deutlich entspanntere Sitzposition, altersgerecht, theoretisch.
Nicht selten ist es, dass Patrick allein in der Garage werkelt
»Altersgerecht?«, ein häufiges Thema in Gerhards und Patricks Garage und der Junge weiß die passende Antwort: »die Alten fahren einigen der Jungen noch dreimal um die Ohren. Respect your Leaders.« Denn nicht selten ist es so, dass Patrick allein in der Garage werkelt. Auf die Frage, wo der Schwiegervater ist, ist die Antwort immer die gleiche: »Der ist gerade irgendwo Motorradfahren.«
Patrick selbst ging bei seiner Markenpräferenz kaum Umwege, Harley ist für ihn das Maß der Dinge, die Einstiegsdroge hieß – wie bei Vielen – Sportster. Klar war schon damals, das dies nur der erste Schuss ist, die Sucht nahm beachtlich schnell Fahrt auf. Und sie endete so oldschool, wie man nur sein kann – bei Late- und Early-Shovelheads, verbaut in Starrrahmen, mit langen Gabeln und hohen Endrohren, mit Sissybars und Glimmerlack.
Geschraubt wird in der Familiengarage natürlich eigenhändig
Zulassungsbestimmungen in Österreich machen Patricks Sucht zu einem beschwerlichen Unterfangen. Doch bisher hat er alles über die hohen Hürden gebracht. Geschraubt wird in der Familiengarage natürlich eigenhändig, für sich selbst, aber auch für andere. Die Erfahrung eines Motorradlebens, gepaart mit den Ideen der jungen Wilden. Und auch wenn zwischen den beiden Männern ein paar Jahre und einige tausend Kilometer liegen mögen, im Geiste sind sie wohl zumindest ein ganz klein wenig seelenverwandt.
Ihre Werkstatt ist nicht nur ein Ort zum Fachsimpeln und arbeiten, sondern auch einer, der die Chopperjungs hier auf dem österreichischen Land zusammenhält – und die Alten jung. Wenn vor der Garage ein Feuer brennt, die Käsekrainer auf dem Grill ein Wohlgefühl von Willkommen verbreiten und aus dem Werkstattradio der grausame Amirock-Forever-Livestream dudelt, dann fühlst du dich am richtigen Ort.
Ein zweites, meist ungeheiztes und viel zu kaltes, Zuhause
In dieser Garage wurde geheiratet, geburnt, gefeiert, geschraubt, gekotzt, geschlafen und noch so einiges mehr. Und das ist es wohl, was für alle von uns eine Garage ist – ein zweites, meist ungeheiztes und viel zu kaltes, zweites Zuhause.
Da ist es am Ende auch völlig egal, dass Gerhard seinen Fuhrpark nun um eine reisetaugliche Triumph erweitert hat. Anmerkung der Redaktion: Bei den Fotoaufnahmen war dieses Fahrzeug mal wieder nicht auffindbar … und Gerhard natürlich auch nicht.