Das Heck ist bei vielen Motorrädern ein leidiges Thema und wird oft vom Besitzer als Erstes in Angriff genommen. Wir schauten der »Blechfee« beim Heckumbau einer Sportster über die Schulter.

Es ist für uns Motorradliebhaber manchmal schwer nachvollziehbar, was Motorraddesigner dazu bringt, schwülstige Heckteile zu entwerfen und diese über die verschiedenen Modellreihen auch noch massenweise in den Motorradmarkt zu bringen. Nicht selten, dass die Heckansicht die sonst gelungene Linie eines Motorrads komplett versaut und dem zukünftigen Besitzer die Tränen in die Augen treibt.

Motorrad Heckumbau – Radikal veränderte Optik

Abhilfe gegen solche Auswüchse schaffen leider nur Individualumbauten, denn im Gegensatz zu den Serienherstellern, ist der Einzelne keinen Zwängen unterworfen, die der Massenmotorradbau mit sich bringt. So kann man mitunter auf die Soziustauglichkeit eines Heckrahmens verzichten und somit die Optik ziemlich schnell und manchmal auch ziemlich radikal ändern. In unserem heutigen Fall ist das Heck einer Sportster Forty-Eight das Opfer der Trennscheibe.

Das Konstruktionsübel namens »Strut«. Die Metallausleger sind leider nicht verschraubt und müssen abgetrennt werden. Deshalb sollte man sich vorher gut überlegen, was man macht. Sind sie erst einmal weg, gibt es kein Zurück mehr

Es ist nicht so, dass das Heck ein Designunfall wäre, doch da geht noch mehr und Sportster-Treiber wissen das. Allerdings verbaute Harley-Davidson hier, aus welchen Gründen auch immer, keine verschraubten Struts, wie beispielsweise an den Softail-Modellen. Nein, die wuchtigen Stahlstreben sind fest mit dem Rahmen verbunden und müssen abgetrennt werden.

Motorrad Heckumbau – Ab ist nun mal ab

Genau hier scheitert so manchem Hobbyschrauber das »Lass-mich-ich-kann-das«-Projekt. Der Trennschleifer ist zwar schnell angesetzt, doch wer hier Mist baut, richtet ordentlich Schaden an seiner Maschine an, denn ab ist nun mal ab. Versierte Schrauberhände wird das nicht schrecken, allen anderen sei ein Fachmann empfohlen, bevor die Kohle in einem Meer von Tränen untergeht.

Trennen und schleifen – ein sich wiederholender Vorgang, wenn man mit Metall arbeitet

Wir haben Jochen Lehmann über die Schultern geschaut. Der Karosseriebaumeister, der sich mit seiner Firma »Blechfee« sämtlichen Arbeiten rund ums Thema Metall widmet, ist ein Routinier. Heckumbauten sind sein tägliches Brot und ringen ihm höchstens ein mildes Lächeln ab. Wo unser eins im Angesicht der unwiederbringlichen Trennung von Struts und Rahmen zusammenzuckt, schwingt er geschmeidig die Flex, lässt die Funken fliegen und Metall glühen, bis die Heavy-Metal-Streben vom Rest des Rahmens getrennt sind. Die Amputation sieht auf den ersten Blick zwar übel aus, doch ein paar Schleifblätter mit verschiedener Körnung später, sieht das Ganze aus, als hätte es so die Werkshallen der Company verlassen.

Anpassung des Fender-Rohlings

Im nächsten Gang sucht sich Jochen einen passenden Fender-Rohling aus, vermisst die Länge sowie den Abstand zum Reifen und kürzt entsprechend – natürlich mit dem Trennschleifer. Ohne den geht bei solchen Umbauten wenig bis nichts. Nachdem die Länge dem Kundenwunsch entsprechend angepasst ist, legt Jochen die Bohrungen fest. »Der Kunde wollte keinen mitschwingenden Fender, also muss ich ihn am Rahmen befestigen.«

Der Heckfender hat seine endgültige Form bekommen

Danach folgen Feinarbeiten, wie das Festlegen der Radien für die Rundungen, schließlich würde sich niemand mit einem eckigen Teil anfreunden wollen. Nach dem gefühlten zwanzigsten Einsatz der Flex hat die neue Radabdeckung, wie sie in Paragraph 36a der Straßenverkehrszulassungsordnung genannt wird, ihre endgültige Form angenommen.

Integration der LED-Beleuchtung

Was nun folgt ist ein weiterer Kundenwunsch, den Jochen nur zu gerne erfüllt. Dank der LED-Technik sind heutige Rück- und Bremslichter so klein geworden, dass man sie auch locker in den Fender integrieren kann. Dazu verwendet die »Blechfee« ein vorgefertigtes Gehäuse, das nun angepasst und anschließend der Form des Schutzbleches folgend eingezinnt wird. Schließlich soll die Optik ja auch passen und das Ganze nicht wie ein Fremdkörper wirken.

Das Gehäuse für das neue Brems- und Rücklicht wird eingeschweißt, verzinnt und alles sauber angepasst. Ein Mehraufwand, der sich aber alleine schon aus optischen Gründen lohnt

Das Finale besteht letztlich nur aus der Anpassung des Originalsitzes. Dafür zieht ihm Jochen die Haut ab und schleift das Sitzpolster herunter. Zu einem kurzen Heck gehört nun mal auch ein schlanker Sitz und kein überbordendes Sofa. Das optische Feintuning erledigen anschließend der Sattler und der Lackierer. Heckumbau erfolgreich abgeschlossen. Für den Fachmann nichts Besonderes.

Info | blechfee.de

 

Christian Heim