Ihr erinnert euch an Tim Scheepers? Wir hatten über den Mann berichtet, der mit seiner Lowbudget-Honda auf den Salzseen von Bonneville zum Speedrace antreten wollte. Tim hat sich seinen Lebenstraum erfüllt.

Die Fahrt von Los Angeles nach Bonneville ist lang. Aber irgendwann lässt du die Berge hinter dir und vor dir breitet sich diese endlose, und ich meine wirklich endlose, glitzernde, weiße Ebene vor dir aus. Es muss der gleiche Weg gewesen sein, den Burt Munro seinerzeit gefahren ist und dasselbe Gefühl von Bedeutungslosigkeit angesichts dieser Gewalt.

»Diese Reise begann schon in meiner Kindheit«

Ich stehe endlich an den Salt Flats, ich bin endlich angekommen. Zwei Jahre der Vorbereitung, ein zwölfstündiger Flug und 1000 Kilometer mit dem Auto liegen hinter mir. Es war die längste Reise meines Lebens, sie begann in meiner Kindheit, als ich diesen Plan schmiedete und niemals wieder von ihm ablassen sollte.

Die Honda CB hätte auch locker als Lowbudget-Umbau ins Magazin gepasst, teuerste Maßnahme war die Lackierung

Langsam füllt sich die Ebene mit einer Vielzahl an Fahrzeugen und besonderen Menschen. Die einen haben unglaubliche Summen investiert, andere, so wie ich, kommen mit den billigsten Bastarden. Und trotzdem sind sie alle gleich, haben den gleichen Traum, dasselbe Ziel. Ich muss mich wie sie alle in großer Geduld üben. Die technische Abnahme dauert gefühlte Ewigkeiten. Erst wenn sie abgeschlossen ist, dürfen wir unsere Fahrzeuge bereit machen, uns den Lederanzug anziehen und den Helm aufsetzen. Und das Einzige, was ich denke … scheiße, ist das heiß.

Bonneville Speedrace – »Ich fühle mich, als ob ich brenne«

39 Grad und der Druck auf 2000 Metern Höhe, das ist verdammt hart. Ich fühle mich, als ob ich brenne. Und dann lasse ich meinen Motor an, die kleine 250er unter mir macht einen Höllenlärm und ich weiß genau: Heute ist der Tag, an dem ich sterbe, oder der Tag, an dem ich zur Legende werde. Dann bekomme ich das Startsignal und in diesem Moment ist da nur noch ein Gedanke: Heute ist DER Tag.

Auch wenn es nicht für einem Rekord gereicht hat – Tim hat sich seinen Traum erfüllt

Erster Gang, Gas, die schneeweiße Ebene – und dann bist du allein, wirklich allein. Ich schalte hämmernd durch die Gänge, unter den schmalen Reifen wütet das Salz auf dem Weg zur Eine-Meile-Markierung und dann passiere ich sie. Ich liege flach auf dem Tank, sehe kaum noch etwas durch die Windschutzscheibe, ich warte auf die Zwei-Meilen-Markierung. Sie scheint niemals zu kommen – und dann plötzlich ist dieser erste Lauf vorbei.

»Jetzt bin ich einer der Bonneville-Jungs«

Ich rolle in die Sicherheitszone, wo die Boxen für den Rücktransport ins Fahrerlager stehen. Und es dröhnt etwas auf mich ein, dass ich nicht erwartet hatte. Es ist – und das klingt verrückt – eine völlige Stille. Ich kann in diesem Moment nur an eines denken: Ich bin einer von ihnen, einer der Bonneville-Jungs. Einen Geschwindigkeitsrekord habe ich nicht gebrochen, dafür am dritten Tag die Verbindungsstrebe der Achse meiner Honda CB 250. Niemals war mir ein Missgeschick so egal.

Redaktion
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