Vor mehr als vierzig Jahren kam Suzuki mit der GN 400 auf den Markt, einem rund 27 PS starken Einzylinder ganz im Stil von Yamahas Ikone SR 500. Während das Modell aus Iwata zur Legende wurde, kennen bis auf wenige Motorradfreaks die GN 400 gar nicht oder nicht mehr.

André erstand seine Suzuki vor gut 15 Jahren. Seitdem begleitet ihn das Bike und machte mehrere Umbauphasen durch. Auch der derzeitige Zustand dürfte nicht der letzte gewesen sein. Die Einzylinder haben einfach Charme, erst recht, wenn es sich um luftgekühlte Modelle handelt, die in handliche und leichte Motorradmodelle verpflanzt wurden. So auch Suzukis Eintopf, der mit 400 Kubikzentimetern nicht gerade das Hubraummonster ist und angesichts des heutigen Leistungswahns mit 27 PS eher untermotorisiert scheint.

Suzuki GN 400 – Optimale Basis für Spaßgeräte

Doch im Zusammenspiel mit dem Chassis und den Komponenten, die die Ingenieure aus Hamamatsu verwendet haben, gibt das unterm Strich ein schönes Paket, aus dem sich mit Geschick und Phantasie fast immer ein Spaßgefährt machen lässt. So wundert es nicht, dass André und die GN zusammengefunden haben. Dabei ist der kleine Hüpfer nicht einmal die erste GN 400, die der Feinmechanikermeister besitzt. Eine weitere befindet sich seit mehr als 30 Jahren in seinem Besitz.

Vom biederen Brot- und Buttermotorrad zum Scrambler. Andrés Suzuki hat einige Veränderungen hinter sich. Derzeit ist sie von unnötigem Ballast befreit. Kaum vorstellbar, dass auch mal Koffer und ein Topcase dranmontiert waren

Den Jungspund fand André seinerzeit im Internet. »Man bekommt sie einfach günstiger als die SR 500«, erinnert er sich auf die Frage, warum die Entscheidung für die Suzuki fiel. »Und sie war im Originalzustand.« Dass die GN 400 auch als sogenannter Softchopper angeboten wurde, mit Stufensitzbank und Buckhorn-Lenker, ist längst in Vergessenheit geraten. Für André hätte aber auch das keine Rolle gespielt, denn wie all seine Motorrädern, würde sich auch die GN über die Jahre verändern und immer wieder umgebaut werden.

Vom biederen Brot- und Buttermotorrad zum Brat-Scrambler

Fast wie ein lebendiges Wesen, das wächst und damit automatisch Veränderungen unterworfen ist. Ein großes Manko war mit Sicherheit die Elektrik. Um Gewicht zu sparen und das Motorrad einfach zu halten, verzichteten die japanischen Konstrukteure auf eine aufwendige Elektrik. Das 6-Volt-Bordsystem mit der schwachen Lichtmaschine hätte nicht einmal einen Elektrostarter versorgen können. Auch ein Spannungsstabilisator war nicht vorgesehen, was sich in der Folge auf die Batterie auswirkte, die in schöner Regelmäßigkeit den Geist aufgab und ersetzt werden musste.

Manche Dinge begleiten einen ein Leben lang. Die Chancen für Andrés GN 400 stehen gut, denn als dankbare Basis für Umbauten besitzt die kleine Suzuki eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit – je nachdem, was der Besitzer vorhat

Für André also eine der ersten Baustellen, die er angeht und mit einem 12-Volt-Netz schnell wieder schließt. Die Eigenbau-Elektrik funktioniert besser als das Original und bietet mehr Möglichkeiten beim Einsatz moderner Komponenten. Am Rahmen wird ebenfalls Hand angelegt, unnötige Halter entfernt, alles gecleant, das Heck modifiziert und Blinker integriert. Die Radgrößen belässt er, die Gabel schiebt er zugunsten einer besseren Linie leicht durch und montiert Koni-Stoßdämpfer in gleicher Länge als Ersatz für die Serienpendants.

Suzuki GN 400 – Alles aus eigener Hand

Den Lenker entnimmt er einer Kawasaki Z 1000 und baut sich passende Riser. Damit sind die Arbeiten an Chassis und Fahrwerk weitgehend abgeschlossen. Dass es zwischendrin zu wilden Auswüchsen kommt, kommentiert André heute gelassen und mit einem verschmitzten Grinsen: »Ja, man kann es sich kaum vorstellen, aber ich hatte auch mal Koffer und ein Topcase montiert und das Moped in Mattschwarz getaucht.«

»Die Suzuki GN 400 bekam man damals einfach günstiger als eine Yamaha SR 500. Und sie lässt sich genauso gut umbauen«

 

Doch er findet wieder den Weg zurück, weg von der reinen Funktionalität, hin zu einem Daily-Runner, der nur eine Prämisse hat: Spaß machen. Dafür schraubt und baut André meist nach Feierabend, oft auch an den Wochenenden. So finden sich viele Teile aus seinem Fundus am Bike wieder, andere ersteht er gebraucht.

Hightech sucht man an dieser Suzi vergeblich

Ein alter AME-Fender deckt nun das Vorderrad ab und ein alter Kasten für Autolampen dient nun als Aufnahme für die CDI sowie die Batterie. Alle anfallenden Arbeiten erledigt André selbst. Auch das Motorgehäuse wird von ihm umgebaut, das ursprüngliche 16er-Ritzel durch ein 17er ersetzt, das er selbst fräst.

 

Den Lampenhalter baute André selbst. Den Puch-30-Lampentopf kaufte er zu. Das Licht blinzelt jetzt durch ein Scheinwerfergitter, das ursprünglich an einem Fendt-Traktor montiert war

Noch nicht einmal die Lackierung gibt er in fremde Hand. Ihm reichen ein paar Sprühdosen mit grasgrünem Lack, den er auf den Tank aufträgt, und auch die Flammen sind seine Kreation. Hightech dagegen sucht man vergeblich am Motorrad. Wie schon geschrieben, es ist über die Jahre gewachsen, hat sich verändert und wird sehr wahrscheinlich weitere Änderungen erfahren.

Suzuki GN 400 – Ein ehrliches Motorrad

Ganz so, wie es André in den Sinn kommt, wie er seine Ideen umsetzt oder auch einfach wieder verwirft. Seine GN ist ein durch und durch ehrliches Motorrad, das nicht mit bestechender Optik glänzt, dafür aber so funktioniert, wie es sein Besitzer braucht und das die Zuwendung, die es erfährt, mit Zuverlässigkeit und Loyalität zurückzahlt.

 

Christian Heim