Die Kawasaki Zweitakter mit drei Zylindern sind zur Legende geworden. Böse, schnell und kaum beherrschbar. Und auch unter Bikebuildern keine Unbekannten.

Als Ergänzung zu den rassigen A-Kawasakis mit Zweizylinder-Drehschiebermotor präsentierten die Japaner ab September 1968 ihre schrille Dreizylinder-Zweitakt-Baureihe. Ähnlich wie bei A1 und A7 sollte den Triples der Rennsport in die Wiege gelegt werden. Hohe Leistung und atemberaubende Beschleunigung waren den Entwicklern weit wichtiger als Alltagstugenden wie vibrationsarmer Motorlauf oder Hitzefestigkeit.

Die Kawasaki Zweitakter ließen die Konkurrenz im Ölnebel zurück

Bereits der erste Dreizylinder, die H1 Mach III mit 500 ccm und 60 PS, war zu solch erstaunlichen Fahrleistungen fähig, dass die Konkurrenz ausnahmslos im Ölnebel zurückgelassen werden konnte. Längst hielten die Fahrwerksqualitäten der Motorgewalt jedoch nicht mehr stand, nur die begnadetsten Fahrer trauten sich wirklich schnelle Runden zu – und kamen ohne blaue Flecken zurück. Die käufliche Rennversion der in Japan 500-SS MACH III bezeichneten H1 nannte sich übrigens H1R.

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Und weil der Motor der H1 in einem winzig kleinen Drehzahlfenster regelrecht explodierte, in weiten Bereichen aber lust- und leistungslos blieb, wurden die Steuerzeiten der Nachfolgemodelle milder ausgelegt. Dennoch reichte vor allem die neue 750 H2 Mach VI ihre Mitbewerber locker nach hinten durch. 74 PS waren eine Ansage an alle, die auf Nocken und Ventile vertrauten. Ab 1972 erweiterte Kawasaki seine Dreizylinder-Reihe auch nach unten und präsentierte die 250 S1 Mach I, die 350 S2 Mach II und die 400 S3 Mach II (1974).

Der »Square Four« mit Wasserkühlung ging nie in Serie

Bereits 1973 erfolgte ein genereller Designwechsel der Baureihe, der etwa eine Sitzbank mit modischem Bürzel beinhaltete. Als dann die Bezeichnung der gesamten Reihe 1976 in »KH« wechselte (KH 250, KH 400, KH 500), führten strenger gewordene Emissionswerte zu einer Herabsetzung der Motorleistung. Die 500 etwa leistete fortan nur noch 50 deutlich zahmere Pferde. Ein als Ersatz für die 750er geplanter »Square Four«-Vierzylinder-Zweitakt-Prototyp mit Wasserkühlung ging nie in Serie. Kawasakis Zukunft gehörte der viertaktenden Z1.

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Heute hält eine kleine Fangemeinde die Fahne der giftigen Dreizylinder hoch. Neben originalen Restaurationen sind Umbauten ein beliebtes Thema – vor allem der großen 500er und 750er. Bei den Fahrwerksverbesserungen ist vom simplen Austausch der Federbeine gegen Ikon-Dämpfer oder verbesserte Schwingen- und Lenkkopflager bis zu Langschwingen, 17-Zoll-Rädern und modernen Telegabeln – etwa der Firma Zenshin aus Japan – alles denkbar.

Kawasaki Zweitakter mit 90 PS

Motortuning umfasst neben dem Aufstocken des Hubraums (Wiseco-Kolben bringen bei der H2 rund 800 ccm) die komplette Palette klassischen Zweitakt-Tunings. Hier fällt auch der Auspuffanlage eine besondere Rolle zu. Egal ob alte Denco-Anlage, Figaroli- oder Gianelli-Renntüten oder JM-Racing-Edelstahlanlage, sie alle versprechen stattliche Mehrleistung.

Kawasaki-Werbung für die 500 Mach III

Zusammen ergeben Auspuff und Tuning-Kolben bei der H2 schnell 90 PS. Und auch, wenn die bissigen Kawas sich vor allem für Umbauten zum Straßensportler eignen, fummeln und basteln sich einige Mutige auch Flattracker, Roadster und selbst Chopper aus den alten Knatterbüchsen zusammen. Und das alles ohne Nockenwellen!

 

Dirk Mangartz