Gibt es den perfekten Cafe Racer? Wohl kaum, aber Josip Bucic hat an seiner Honda CB 750 schon verdammt viel richtig gemacht.
Die Technik liegt Josip im Blut, das Moppedfahren kam erst später. »Als Junge habe ich immer meinem Vater beim Schrauben zugeschaut, alte Fahrzeuge fand ich immer spannend. Schon beim ersten Auto habe ich den Motor zerlegt und wieder zusammengebaut und später mit einem Maschinenbaustudium den Grundstein gelegt«, erzählt der Mann aus Haiterbach, südlich von Stuttgart. Den Motorradführerschein machte er aber erst mit 25 Jahren, hat also nicht die Motorradkarriere, die schon auf der Kreidler begann, vorzuweisen.
Mit den Streetfightern fing alles an
Das erste Bike war eine 600er Bandit, und dann ein Unfall. Vieles an der Maschine war kaputt und in Folge der Reparaturen machte Josip seine ersten Schritte hin zum Customizing. In die Streetfighter-Richtung ging das damals und »so fing alles an«, erinnert er sich. Dazu kam ein Freundeskreis, der ebenfalls komplett motorradaffin ist, ein entscheidender Punkt, wenn wir über Josips Honda sprechen.

Die Honda CB 750 Four kauft er 2012, sie hat über 100.000 Kilometer auf der Uhr, läuft nicht mehr wirklich rund und sieht schrecklich aus. Josip ist in seinem Element, zerlegt den Motor direkt komplett und baut ihn neu wieder auf. Aufbohren und neue Kolben sind nur eine der Maßnahmen, die er selbst erledigt. Für anderes wie das Fräsen und neu Aufbauen des Zylinderkopfes muss allerdings eine Fachwerkstatt ran, denn über den Maschinenfuhrpark und die Möglichkeiten eines Profis verfügt Hobbyschrauber Josip dann doch nicht.
Honda CB 750 mit der Gabel einer Kawa ZXR
Als die Arbeiten am Vierzylinder beendet sind, kommt der optische Part an der Geschichte. Weil alte Fahrzeuge ihn begeistern, entscheidet sich Josip für einen klassischen Cafe Racer, der zwar moderne Komponenten bekommen, aber trotzdem einen alten Look behalten soll. »So kamen zum Beispiel eine Upside-down-Gabel oder ähnliche moderne Parts gar nicht in Frage.« Bei den Federelementen für die Gabel einer Kawa ZXR entscheidet sich Josip für Wilbers-Material, hinten dämpfen die Konis gut.

Performance-Felgen mit 18 Zoll vorne wie hinten werden mit ordentlichen Scheibenbremsen ausgestattet, die Schwinge liefert ein anderer Racer, Hondas Bol d’Or. Damit hat Josip ein Fahrwerk zusammen, das keinen Zweifel an einer sportlichen Fahrweise zulässt. Doch eine Sache ist für einen solchen Cafe Racer-Aufbau außerdem unabdingbar, die Linie von Tank und Sitzbank muss einfach stimmen.
Der Öltank wanderte mit in den Spritbehälter
Außerdem entscheidend für die reduzierte, pure Optik ist das freie Rahmendreieck unterm Sitz. Josip entscheidet sich für einen Tank-Eigenbau, der allerdings noch ein großes Gimmick beherbergt. Der Öltank wandert nämlich mit in den Spritbehälter und macht so die Linie hinten frei. Um die zwei Gefäße aneinander anzupassen, ist viel Arbeit notwendig, immerhin fasst der Öltank, den Josip aus Edelstahl baut, gute dreieinhalb Liter.

Der Rest des Tanks entsteht aus dem einer Honda CB 500. Und von außen sieht keiner mehr das sinnige Versteckspiel. Auch den obligatorischen Heckbürzel fertigt unser Schrauber selbst an, aus Blech entsteht das Teil, das Josip selbst formt, schweißt und verzinnt. »Klingt alles einfach«, schmunzelt er, »aber ohne die Hilfe meiner Freunde, die fleißig mitgedacht und gebaut haben, wäre das natürlich nicht so einfach gewesen.« Klassischer Racer im klassischen Teamwork, keine Fragen offen.

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