Als Bratstyle hat sich der Trend zu schlanken, leichten Bikes etabliert. Diese Honda CB 360 ist ein Paradebeispiel für die Umbauströmung

Es ist DER japanische Stil, der in den letzten zwei Jahrzehnten am meisten für Custom-Furore gesorgt hat. Geprägt wurde er von den Umbauten der Tokioter Schmiede namens Bratstyle, wo früh schmale, reduzierte Fahrmaschinen, perfekt geeignet für den chaotischen Stadtverkehr in Japans Großstädten, entstanden. Sie kommen durch gekürzte Gabeln und Federbeine dicht an den Asphalt und beinhalten als Anbauten nur das Nötigste.

Kleine Japaner bevorzugt

Die Mühlen Werden bevorzugt auf Basis kleiner Japaner wie Yamaha SR 400, den diversen XS-Modellen oder auch Retrobikes vom Schlage einer Kawa W650 gebaut. Zwischendurch darf auch mal eine Sportster oder Triumph herhalten. Und ganz oft glänzen die diversen CBs von Honda als waschechte Bratstyler. Ruud, der Niederländer, hatte schon lange nach Japan geschielt, um Ideen für seinen Umbau zu finden – lediglich das Basisbike fehlt ihm noch. Das sollte natürlich günstig sein. Die passende Gelegenheit bietet sich, als Ruud für gerademal 450 Euro seine CB 360 findet. Es kann losgehen.

Die Idee zur Krümmerbefestigung mit Federn stammt aus dem Rennsport.

Zuerst strippt Ruud die Basis komplett. Der Rahmen verliert alle unnötigen Halter, wird ordentlich gekürzt und den neuen Anforderungen angepasst. Um den schlanken Look noch zu verstärken, tauscht Ruud die originale Gabel gegen eine der knuffigen Schwester CB 250 aus. Dank schmalerer Gabelbrücken stehen die Rohre nun noch enger zusammen und führen das 19-zöllige Vorderrad. Im Zusammenspiel mit dem kleinen Scheinwerfer, wirkt die Front nun kompakter. Woher die Leuchte genau stammt, kann der Schrauber nicht sagen. Bei der Form des Lenkers nahm sich Ruud den vom japanischen Cafe Racer »The Bombshell« als Vorbild. Die Riser sind mit dem Lenker verschweißt, durch den der integrierte Gaszug aus dem Hause Kustom Tech läuft.

Honda CB 360 – weniger Leistung als der Vorgänger

Der Bowdenzug endet übrigens nicht an serienmäßigen Vergasern. Mit denen lief der überholte Motor nur unrund. Der Einsatz zweier Mikuni VM30 sorgt hier für deutliche Verbesserung. Von Haus aus liefert der Triebling der Honda CB 360 zwar weniger Leistung als der vom Vorgänger CB 350. Dafür ist er auf mehr Drehmoment ausgelegt. Durch ein größeres Kettenrad verstärkt Ruud diese Auslegung und sorgt für ordentlich Druck schon bei niedrigen Drehzahlen. Das serienmäßige Sechsganggetriebe unterstützt dieses Bestreben noch.

Dünn gepolsterte Sitzbank, kurze Federwege und hochschultrige Reifen: Dieser Twin zitiert den japanischen Stil

Obwohl die letzten CB350 schon mit Scheibenbremsen vorn ausgeliefert wurden, kam die 360er teilweise wieder mit zwei Trommelbremsen an den Start. An dieser Konstellation ändert Ruud nichts. Er stellt hier die klassische Optik über die höhere Sicherheit. Und Optik ist auch sonst das Stichwort. Da der originale Benzintank eine geplante Umformung nicht überlebt, muss Ersatz her. Den gern genommenen Sportster-Tank passt Ruud an und schweißt eine mittige Erhöhung auf. Die findet ihre Fortsetzung im Heckfender. Struts und Elektrobox sind ebenso Eigenanfertigungen wie der schicke Auspuff im Scramblerstyle. Beim Sitz bekommt Ruud Hilfe vom Sattler. Mit dessen Arbeit ist er ebenso zufrieden wie mit der Lackierung. Seine Freundin steuerte dazu das Design bei. Es vollendet das Ergebnis von zweieinhalb Jahren Arbeit.

Floris Velthuis