Im Auftrag von Harley-Davidson Taipeh fertigte Rough Crafts eine Harley-Davidson Street-Bob, ganz in Schwarz gehüllt

Winston Jeh aus Taiwan verkauft seine Kreationen weltweit. Seine Tankdeckel und Luftfilter finden sich in den Katalogen der großen Zubehörhändler. Selbst komplette Bikes fahren mittlerweile in Europa oder den USA. Aber auch in seiner Heimat genießt der studierte Designer hohe Anerkennung. So viel, dass vor einigen Jahren die Harley-Davidson-Vertretung in Taipeh auf Winston zukam und um die Herstellung eines Custombikes auf Basis einer damals fabrikneuen Street Bob bat. Gemeinsam mit einem im eigenen Vertragshandel aufgebauten Bike und acht Harleys mit Custom-Lackierung sollte das Rough-Crafts-Bike die Jahresfeier von Harley Taipeh aufwerten. »Man wollte ein Statement zum Thema Customizing in unserem eher konservativen Land setzen«, berichtet Winston.

Schlank und sportlich: Die Linie der RoughCrafts-Street Bob entspricht nicht dem gängigen Bild einer Harley in Taiwan

Der Bikebuilder hatte völlig freie Hand bei der Gestaltung des Showbikes. »Also entschied ich mich, das Bike völlig anders aufzubauen, als das hierzulande Harley-People normalerweise tun.« Winston wollte weder viel Zubehör verbauen noch schlechte Bremsen oder viel Gewicht akzeptieren. Er wollte »Full Performance« in Kombination mit dem typischen Rough-Crafts-Look. Die Dyna-Plattform schien ihm dazu bestens geeignet, vereint sie doch Big-Twin-Power mit einem halbwegs wendigen Fahrwerk. Der Customizer besorgte sich geradlinige Räder von Arlen Ness und zog Dunlop Street-Race-Reifen auf. Von seinem Freund Satya Kraus von Kraus Moto erhielt er ein Dynamoto-Front-End-Kit mit Öhlins-Innereien. »Diese Gabel wollte ich schon immer mal verbauen.

Harley-Davidson Street Bob – Taiwanesische Fahrmaschine

Außerdem war das die perfekte Gelegenheit, auch hinten Öhlins-Dämpfer zu verbauen.« Winston zeigt auf die edle Aluminium-Schwinge von Roaring Toyz, die dabei Hilft, einiges vom stattlichen Gewicht der Serienbasis einzusparen. Nachdem er kürzlich eine Kooperation mit Lyndall Racing Brake geschlossen hatte, ließ er sich von dem Bremsenspezialist Einzelstücke der typischen, schwarzen Bremsscheiben anfertigen, in die sich bei Bedarf ISR-Sechskolbenzangen verbeißen. Von Taiwans Premium-Auspuffhersteller Dog House Racing besorgte sich der Rough-Crafts-Mann eine 2-in-1-Titan-Auspuffanlage, die nicht nur federleicht ist, sondern auch »in wunderschönen Regenbogenfarben schillert«, so Winston.

Für die Performance-Dyna gerade richtig: Normalerweise fertigt Dog House Racing edle Auspuffanlagen für Supersportler

Er selbst baute einen schmalen Tank, ein schlankes Superbike-Heckteil, verwendete seinen eigenen Finned-Air-Luftfilter für den S&S-Vergaser und verrippte Motorcover aus dem Rough-Crafts-Programm. Zum Schluss lackierte Air Runner Custom Paint die Bodyparts in seidenmattem Grau, das den aggressiven Look perfekt unterstreicht. Beim Open-House der Harley-Vertretung in Taipeh wirkte die beinahe zierliche »Urban Cavalry« völlig anders als die übrigen US-Bikes. Doch die Resonanz der Besucher zeigt deutlich, dass nun auch in Taiwan die Türen zu individuellen Bike-Umbauten aufgestoßen wurden. 

Info | Rough Crafts

 

Dirk Mangartz