Der Tod ist ein freundlicher Geselle – wenn er aus Zucker ist oder auf zwei Rädern rollt. Matthias Granachers Tex-Mex-Evo auf Basis einer Harley-Davidson Softail ist der Beweis.

Ihr wisst noch immer nicht, was der »Dia de los Muertos« ist? Das ist in Mexiko der Tag der Toten, deren die Mexikaner um Allerheiligen rum gedenken. Und sie machen ein Fest daraus, denn dann lassen sie die berühmten Sugarskulls kreisen, aus Zucker gebackene und bunt geschmückte Totenschädel. So schön kann der Tod sein.

Harley-Davidson Softail mit Evo-Klon-V2

Und da wir Biker zum Tod ja auch ein offenes Verhältnis pflegen, liegt es nahe, diesem Dia de los Muertos ein Motorrad zu widmen. Matthias Granacher von Black Ace Customs aus Freiburg hat das getan. Und er hat nicht nur einfach einen Pinstriper ein paar Totenschädel über den Lack ziehen lassen. Der Tod hat was Besseres verdient.

Rechts Gas, links Bremse – beides muss fürs Aktivieren Richtung Fahrer gedreht werden. Hat man sich an die Umstellung gewöhnt, läuft die mexikanische Chica wie geschmiert. Immerhin sind Motor und Zubehörteile allerfeinste Customware. Hossa!

Herzstück des Bikes ist sein Motor, ein Evo-Klon, zusammengesetzt aus Komponenten von S&S, Andrews und Edelbrock. Besonders stolz ist Matthias auf den Vergaser letzterer Marke. Da Edelbrock nicht nur Motorräder tunte, sondern im Wesentlichen Autos, wurden viele Komponenten aus der Autotechnik auch an den Motorradvergasern verbaut. Das, so Matthias, macht den Edelbrock-Vergaser besonders schrauberfreundlich.

Edelbrock-Vergaser – Hass oder Liebe

Die Meinung teilen nicht alle, und so erklärt der Customizer noch schnell: »Man hasst ihn oder man liebt ihn!« Seine Kraft bringt der Motor über ein Automatikgetriebe ans Hinterrad. Der Kraftschluss dieses Getriebes erfolgt mit einer Fliehkraftkupplung, die sich unter Leerlaufdrehzahlen löst. Im Stand ist also alles frei, es muss nur der Gang eingelegt werden, Gas geben, Kupplung schließt – und los geht’s.

Der Sattel von Spirit Leather schließt den Mex-Style prachtvoll ab

Zum Schalten wird einfach wieder Gas weggenommen, nächster Gang von Hand rein, Gas geben – und weiter geht’s. Die zusätzliche Fußkupplung ist also nur eine Hilfskupplung. Auf der Dias de los Muertos kann ein Biker auch anfahren und rangieren, ohne hilflos mit dem rechten Bein über den Asphalt zu hoppeln. Der spektakulärste Nebeneffekt dieses Systems ist der Lenker. So ein cleanes Teil sehen wir selten.

Harley-Davidson Softail mit Drehgriff-Brakes

Klar, der Lenker braucht keinen Kupplungshebel. Aber wo sind Gas und Bremse? Auch im Lenker: Rechts Gas – ihr müsst nur genauer hingucken – und links die Bremse. Sie wird übrigens auf die gleiche Weise betätigt wie ein Gasgriff, ihr müsst einen Drehgriff zu euch hin drehen, um damit zu bremsen. Der Bowdenzug der Bremse führt übrigens direkt an den Bremssattel. Damit ist das wohl die kürzeste Bremshydraulik der Welt.

Die hinteren Blinker sind in die ehemaligen Fenderstruts integriert. Besonders stolz ist Black Ace Customs auf den Schalthebel. Der kommt von einem mexikanischen Bierzapfhahn

Die Technik der linksseitigen Bremse sei gar nicht so schlimm, beteuert Matthias, das gleiche System habe Black Ace Customs auch schon für ein Behinderten-Motorrad verbaut. Es ließe sich einfacher händeln als das sonst übliche System, mit dem die Bremse über das Zurückdrehen des Gasgriffes aktiviert wird. Man müsse sich nur über die ersten Meter daran gewöhnen.

Wenn man’s dann geschafft hat, ist es zu spät

Nur an den Tod, an den gewöhnt man sich eben nicht so schnell. Und wenn man’s dann geschafft hat, ist es zu spät. Also wir Deutsche haben es ja nicht so mit dem Feiern, wir sind eher tiefsinnige Grübler und Denker. Dafür müssen wir uns nicht entschuldigen, denn nur aufgrund dieser typischen Eigenschaften bekommen wir Bikes wie dieses überhaupt zum Rollen.

Info | black-ace-customs.de

 

Michael Ahlsdorf