BSA C11 – Kleinvieh macht auch Mist



Mit großem Respekt und ohne viel Ahnung wagte sich Oli an seinen ersten Umbau. Mit ebenso großem Respekt bewundern wir nach Fertigstellung sein Motorrad: Saubere Leistung, diese BSA C11.

»Martin und Jonathan, Simon und Simon, Thomas, Markus und nicht zuletzt meine Freundin Angela – ohne die hätte ich das nie geschafft, da muss ich mich echt fett bedanken«, nach einem Jahr Umbauzeit weiß Oli, wieso er es gepackt hat. Zwar hat der Schweizer schon als Junge gerne am Mofa rumgeschraubt, aber vor einem richtigen Motorrad schreckt er aufgrund mangelnden Fachwissens und großem Respekt vorm Thema lange Zeit zurück.

BSA C11 – Scheunenfund in miserablem Zustand

Dass er sich aber schließlich irgendwann doch entscheidet und dann auch noch direkt für einen richtig alten Bock, das ist schon bewundernswert. »Ich bin im Internet über die BSA gestolpert, ein Scheunenfund in miserablem Zustand, aber gerade mal 1.500 Euro sollte ich dafür zahlen«, erzählt Oli, der das Motorrad noch am selben Tag kauft, um danach dem niederschmetternden Urteil seines Umfeldes ausgesetzt zu sein. »Schrotthaufen war da noch der netteste Kommentar«, erinnert er sich.

Dankbares Objekt: Dank ihres simplen Aufbaus stellt die 250er BSA auch Customizing-Anfänger nicht vor gewaltige Probleme

Ahnung vom Motorradbau hat Oli zu dem Zeitpunkt nicht, aber immerhin einen Job als Maschinenbauer, der im Hauptberuf auf viele verschiedene Werkzeuge und Maschinen Zugriff hat und sie für seinen Umbau nutzen kann. Zunächst nimmt sich Oli den Motor vor, schon am Getriebe zeigen sich die ersten großen Probleme. Die Kickstarterwelle ist hinüber, ein Stück des Gehäuses ist abgebrochen. Oli schweißt das Gehäuse neu, vermisst die defekte Welle auf einer 3D-Messmaschine, dreht danach eine neue Welle, erodiert und nitriert die Zahnung und erlangt eine Erkenntnis: »Nach dieser Aktion wusste ich, dass alles an dem Bike machbar ist.«

Nach der Revision – Der Eintopf springt sofort an

Mit der Hilfe von Freunden und zahlreichen Tipps von Schwiegervater und Schwager in spe gelingt die Revision von Motor, Getriebe, Antrieb, Kupplung und Vergaser relativ schnell. Parallel wird der Rahmen der BSA pulverbeschichtet. Rahmen und Chassis können zusammengefügt werden, mit Hilfe einer Plastikflasche als Tankersatz wird das erste Starten möglich gemacht, der Eintopf springt sofort an.

Wohl bei jedem, in dessen Adern 40er Einbereichsöl fließt, löst der Anblick des aufgeräumten Arbeitsplatzes pure Freude aus

Als Nächstes kümmert sich Oli um die Bleche, unter der Vorgabe, alles selbst zu bauen. Schnell ist klar, dass das ohne English Wheel und Shrinker kaum möglich ist. Da die Anschaffung der Maschinen aber viel zu teuer wäre, baut er sie selbst. Und schafft es tatsächlich, damit alle Blechteile für seine BSA zu bauen. So entstehen Tank, Öltank und Schutzbleche. Die Grundkenntnisse des Lackierens holt er sich von einem Autolackierer, die Umrandung des BSA-Logos auf dem Tank wird ebenso wie die Zierstreifen auf Spritgefäß und Fender von Olis Freundin in 24-Karat-Blattgold angelegt.

Am Ende stehen 1500 Stunden Arbeitszeit auf dem Papier

Den Sattel hämmert Oli aus Stahlblech, bezieht und vernäht ihn selbst und prägt das BSA-Logo ein. Viele weitere Teile baut, biegt und fräst er außerdem. Er baut auf 19-Zoll-Räder um, dreht Schrauben, Hebel und Deckel aus Messing, poliert stundenlang, drechselt Griffe, Schaltknauf und Fußrasten aus Holz, baut die Elektrik auf 12 Volt um – kurz und gut, am Ende stehen 1500 Stunden Arbeitszeit auf dem Papier. An einem Freitag fährt Oli seine BSA zum ersten Mal, der Vergaser ist undicht. Die nächste Nacht schraubt er durch, samstags läuft die alte Engländerin wie ein Uhrwerk. Wir salutieren vor einer Meisterleistung aus einer ganz normalen Garage.

 

Technische Daten
Modell BSA C11
Baujahr 1948
Erbauer Oli Kuster

Motor
Typ Einzylinder-Viertakt, ohv-Zweiventiler
Hubraum 249 ccm
Bohrung x Hub 63 x 80 mm
Vergaser Amal
Luftfilter Amal
Auspuff Campbell
Getriebe Viergang, Handschaltung
Sekundärtrieb Kette
Leistung 11 PS bei 5400/min
Drehmoment 14 Nm bei 4000/min
Vmax 105 km/h
Fahrwerk
Rahmen Stahl-Einrohr-Starrrahmen
Gabel BSA-Tele
Räder vorne 3 x 19“ mit 2.75-19, hinten 3,5 x 19“ mit 3.25-19
Bremsen vorne u. hinten Trommel
Zubehör
Tank Eigenbau
Lenker Eigenbau
Sitzbank Eigenbau
Scheinwerfer Lucas
Rücklicht Bates Style
Fender Eigenbau
Fußrasten Eigenbau
Metrie
Leergewicht 145 kg
Radstand 1380 mm

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Fotos: Frank Luger
Fotos sind urheberrechtlich geschützt

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Kommentare

5 Antworten zu „BSA C11 – Kleinvieh macht auch Mist“

  1. Avatar von Jürgen G. aus E.
    Jürgen G. aus E.

    Wunderschön, Hut ab vor diesem Umbau, absolut gelungen!

    1. Avatar von Willy
      Willy

      Hammergeil..Tolle Arbeit 👏

  2. Avatar von Andreas Klamp
    Andreas Klamp

    Ja

  3. Avatar von Andreas Klamp
    Andreas Klamp

    Klasse wunderschön gebaut!
    Besteht die Möglichkeit das nochmal zu bauen habe ein bsa und würde sie gerne umbauen lassen!

  4. Avatar von Andreas Klamp
    Andreas Klamp

    Klasse gebaut

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