Nein, in Motorradredaktionen entstehen nicht nur (vermeintlich) schöne Worte, sondern ab und zu sogar was Handfestes. Diese BMW R nineT aus Italien ist der beeindruckende Beweis.

Eigentlich ist es ja naheliegend, wenn man mal drüber nachdenkt. In einer Motorradredaktion hat man sowohl zur Hersteller als auch zur Customizerseite einen direkten Draht. Und manchmal auch zum Kunden Schrägstrich Leser. Fähige Knipser sind meist auch nicht weit und die frohe Kunde in die Welt zu tragen ist ja quasi die Kernkompetenz. Beste Ausgangslage also, um herrliche Motorräder entstehen zu lassen.

BMW R nineT statt Milwaukee Iron

Für eine passende Erfolgsgeschichte müssen wir nur einmal über die Alpen rüber nach Italien schauen. Dort wurden unter der Federführung von Giuseppe Roncen – Verleger des LowRide-Magazins – schon einige beachtliche Umbauten geschaffen. BMW ist jedoch Neuland für den privat auf Milwaukee-Twins geeichten Giuseppe. Umso beeindruckender ist der Lebenslauf dieses Erstlingswerks.

Italy’s finest auf genau zwei Rädern. Die übrigens selbst schon fast eine Geschichte wert sind. Fünf aus dem vollen gefräste Teile, ­miteinander verschraubt, anschließend drei Tage im Ofen und mit Harz behandelt. Ergebnis: bombenstabil, schlauchlos, sexy

Dieser nach Materialporno aus Opas Zeiten riechende Boxer ist das Kondensat des geballten Talents der italienischen Customszene, deren vollständige Aufzählung an dieser Stelle unmöglich wäre. Man verzeihe uns. Giuseppe und Radikal Chopper aus Mailand zeichneten für das Design verantwortlich, das schlanke Monocoque stammt von Metal Bike Garage aus Turin. Es wurde von Hand geformt, teilweise poliert, mit Goldstripes und Kupferapplikationen versehen: kurzum, ein handwerkliches Kleinod.

Edelweiss Motorsport hat den Boxer auf 130 PS aufgeblasen

Schon beim ersten Auftritt auf einer Veranstaltung von BMW in Monza wurden die Münchener Bosse neugierig. Also wurde das Bike kurzerhand als Custom-Zierde für den BMW-Stand auf der EICMA bestellt. Weiter ging’s auf die Motor Bike Expo in Verona, wo wiederum andere BMW-Bosse den 1/8 Meile-Sprint auf den Plan brachten.

»Wir haben zunächst ein wenig Leistung verloren, nachdem wir die werksseitige Airbox entfernt haben« erzählt Guiseppe. Am Ende gab’s nach der Edelweis-Kur aber 20 Pferdchen zusätzlich

Und den Kontakt zu Edelweiss Motorsport ermöglichten, wo die 9T all’italiana auf runde 130 PS aufgeblasen wurde, was ihr ein respektables Ergebnis beim Sprintrace einbrachte. Und ein hervorragendes im Internet, wo sie einen Design-Wettbewerb souverän gewann. Vielleicht sollten wir doch auch noch mal ein Custombike bauen …

Info | lowride.it

 

 

 

René Correra