»Meine Bikes werden immer japanische Motoren haben«, sagt Duane Ballard – und serviert mit seinem Kawasaki Z 1000-Digger ein Motorrad der Extraklasse.

Mein Freund Alex fand eine 1981er Kawasaki Z 1000. Ein ehemaliges Polizeimotorrad, das nicht weit von meinem Shop in Elsinore, Kalifornien, stand. Er meinte, dass der Kerl, dem sie gehörte, sie für zweihundert Dollar abgeben würde!« Duane Ballard konnte einfach nicht widerstehen. So billig hatte er noch nie eine Umbaubasis kriegen können.

Kawasaki Z 1000 – Coast-to-Coast-tauglicher Digger

Als Duane vor Jahren seinen ersten Komplettumbau »Funkenstein« baute, bekam dieser als Herz einen Honda-CB-750-Motor eingepflanzt. Auch sein zweites Gerät namens »Pink Taco« nutzte den Honda-Four als Antrieb. Beide waren als radikale Digger gestylt, mit den entsprechenden Schwächen im alltäglichen Gebrauch.

Der Digger ist durchaus fähig, auf einer zweispurigen Straße eine saubere Kehrtwende zu machen. »Mein letztes Bike hatte eine Springer eingebaut, die sich beim Fahren immer wieder aufschaukelte. Diese Trapezgabel aber dämpft und federt wie eine Telegabel«

Barhopper eben, die zwar liefen, aber kaum wirklich zu einer Coast-to-Coast-Tour taugten. Dies sollte bei der Kawa nun alles anders werden. Nach einem Gespräch mit Paul von Spitfire Motorcycles war deren Engagement in Sachen Herstellung eines Rahmens und der passenden Trapezgabel gesichert.

Kawasaki Z 1000 – Nur die Räder stammen von Harley

Und wie es der Zufall will, hatten die auch noch einen Satz Harley-Gussspeichenräder des 85ten Jubiläumsmodells rumstehen. Duane hatte für sein angeschubstes Kawa-Projekt schon nach genau solchen Rädern Ausschau gehalten. Aber mehr Harley-Teile sollten definitiv nicht verwendet werden.

Das Bike sollte den Look eines 80er-Jahre Drag-Cars haben. So imitierte Lackierer »HotDog« die Lüftungsschlitze eines Ferraris und verwendete dazu traditionelle Styling-Elemente, wie die Splash-Technik im Lack

Den Leuten von Spitfire Motorcycles legte Duane die grobe Rahmengeometrie vor. Diese gaben dem Rahmen dann noch einen kleinen Gooseneck, so dass die Gabel länger erscheint, als sie tatsächlich ist. Beim Tank wollten Duane und Kumpel McGoo den Look der alten Denver’s Choppers nachahmen, die an fast all ihre Bikes kantige Prismen- oder Diamant-Tanks angebaut hatten.

Kawasaki Z 1000 – Gedrehter Tank ist Punk

Wie immer begann das Tank-Prozedere, indem sie mittels geschnittenen und zusammengeklebten Pappkartons Muster fertigten. Irgendwie sah das Gebilde aber einfach wieder nur nach einem hundsgewöhnlichen Denver’s-Tank aus. Nach einer Pause setzte Duane die Attrappe aus Blödsinn einfach mal andersrum auf den Rahmen – das wars!

Die Kosmosaki zitiert den Diggerstyle der 1980er-Jahre und ist – verglichen mit vielen anderen Diggern – mit einem Fahrwerk ausgestattet, das der Agilität des getunten Kawasaki-Triebwerks etwas gerechter wird. Langstrecken sind aber trotz des komfortablen Sitzes nicht ihr Metier

Sah irgendwie genialer aus und brauchte nur im vorderen Bereich noch beidseitig Füllstücke, die dann auch das Spritfassungsvermögen um einen satten Schluck Sprit vergrößern sollten. »Mein Kumpel Renato hatte mir mal gezeigt, wie man die Pappschablonen aufs Blech überträgt und die zurechtgesägten Blechstücke abkantet.«

Mehrere »Biltwell Exhaust Kits« kamen zum Einsatz

Damit wurde der Tank recht schnell fertig. Für die Auspuffanlage wurden der Einfachheit halber mehrere »Biltwell Exhaust Kits« bestellt. So ein Kit besteht aus diversen Rohrbogen und Flanschanschlussstücken. Aus denen lassen sich Segmente ausschneiden, die dann zu der gewünschten Auspuffkrümmerform zusammengefügt, verschweißt und verschliffen werden.

»Mein Vater fuhr immer japanische Bikes, seine zwei Kumpels hatten Chopper, die auf Japaner basierten. Meine Bikes werden also auch immer nur japanische Motoren haben«

Auch bei der Rastenanlage wurde auf Biltwell-Teile zurückgegriffen, die sich in ihrer Optik sehr stark an die 60er-Jahre-Rasten von Anderson anlehnen. Von einem Wochenendausflug zu Cole Foster in Salinas brachte Duane einen Z-Lenker aus Edelstahl mit nach Hause, den sie gemeinsam entworfen und gebaut hatten.

Kawasaki Z 1000 – Lacksatz von HotDog

Jetzt noch die Längen für die Züge und Hydraulikleitungen ausmessen und bestellen und so langsam nahm das Ganze Form an. Tank und Heckteil wurden zu Pete »HotDog« Finlan geschafft, der den kantigen Gebilden eine klassisch anmutende Lack-Kur verpasste.

Schmal und geil: Der Z-Lenker, den Duane zusammen mit Custom-Ikone Cole Foster gebaut hat

»Als ich die Teile zurückbekam entsprach die Arbeit nicht nur meinen Erwartungen, sie lag um Nummern darüber«, meinte Duane, von dem wir nun endlich wissen wollen, warum er Japaner umbaut und keine Harleys: »Nun, mein Vater fuhr immer japanische Motorräder, seine zwei Kumpels fuhren Chopper, die auf Japanern basierten.

»Meine Bikes werden immer japanische Motoren haben«

Seit damals bin ich davon begeistert. Ich mache mit meiner Firma Lederarbeiten für viele Harleys, meine Bikes aber werden immer japanische Motoren haben. Und im Kundenauftrag baue ich keine Motorräder.« Trotzdem hat er den Motor selbst zerlegt und – nach Überarbeitung der Komponenten durch Spezialisten – auch wieder selbst zusammengebaut.

Die Spitfire Girdergabel mit 25 Zentimeter Überlänge macht einen richtigen guten Job – und sieht ziemlich chefig aus

Keihin-Vergaser und neue elektronische Bauteile für Zündung und Batterie-Laderegelung ergänzten die Arbeit. »Ich hatte die Garage voller Leute, als ich den Motor das erste Mal startete und er gleich ansprang. Während die sich alle High Five gaben, konnte ich selbst es kaum glauben.«

Kawasaki Z 1000 – Erste Probefahrt geglückt

Weil zu diesem Zeitpunkt der Sitz noch nicht gepolstert, bezogen und angebaut war, warf er ein Handtuch über die, normalerweise unter dem Sitz versteckte, Elektrobox und unternahm eine erste Probefahrt. Glücklicherweise funktionierte und harmonierte auch alles zusammen wie geplant: Bremsscheiben, Bremszangen und auch die Hand- und Fußarmaturen.

Die Batterie sitzt offen direkt vor dem Hinterrad

Das mittig am Lenker platzierte Anzeigeinstrument von Dakota Digital kam an der Kawa erstmals bei ihm zum Einsatz. Duane verkabelte alle Optionen und es ist fähig Geschwindigkeit, Drehzahl, gefahrene Kilometer und Tageskilometer anzuzeigen, hat zusätzlich noch Blink-, Öldruck- und Leerlaufanzeigefunktion. 

Kawasaki Z 1000 – Reichweite maximal 105 Kilometer

Eine der ersten größeren Fahrten führte Duane erneut zu Cole Foster: Knapp vierzehnhundert Kilometer, hin und zurück. Das Ganze geschah ohne Panne, aber mit einem Tankstopp an jeder Gas-Station. Weiter als 105 Kilometer reicht der Tank nämlich nicht. »Aber es ist das komfortabelste Bike, das ich für Lisa und mich jemals auf die Straße brachte. Es fährt sich gut, bremst gut und es ist erschreckend schnell – das schnellste Teil, das ich je gefahren bin!«

Info | dbcustomleather.com

 

 

Horst Heiler
Freier Mitarbeiter bei

Jahrgang 1957, ist nach eigenen Angaben ein vom Easy-Rider-Film angestoßener Choppaholic. Er bezeichnet sich als nichtkommerziellen Customizer und Restaurator, ist Mitbegründer eines Odtimer-Clubs sowie Freund und Fahrer großer NSU-Einzylindermotorräder, gerne auch gechoppter. Als Veranstalter zeichnete er verantwortlich für das »Special Bike Meetings« (1980er Jahre) und die Ausstellung »Custom and Classic Motoräder« in St. Leon-Rot (1990er Jahre). Darüber hinaus war er Aushängeschild des Treffens »Custom and Classic Fest«, zunächst in Kirrlach, seit 2004 in Huttenheim. Horst Heiler ist freier Mitarbeiter des Huber Verlags und war schon für die Redaktion der CUSTOMBIKE tätig, als das Magazin noch »BIKERS live!« hieß. Seine bevorzugten Fachgebiete sind Technik und die Custom-Historie. Zudem ist er Buchautor von »Custom-Harley selbst gebaut«, das bei Motorbuch Stuttgart erschienen ist, und vom Szene-Standardwerk »Save The Choppers!«, aufgelegt vom Huber Verlag Mannheim.