Gesehen, gekauft, den Führerschein gemacht, gefahren, gestanden, umgebaut … Kevin und seine Kawasaki LTD 450 haben schon einiges durch.

Fast hätte die Lovestory von Kevin und Kawa kein Happy End gehabt. Dabei hatte doch alles verheißungsvoll angefangen. Vor ein paar Jahren kauft sich der Tätowierer, der in Coburg sein eigenes Studio »Forgotten Kings« betreibt, eine bereits umgebaute Kawa LTD von einem jungen Schrauber. Bisschen Pfusch am Bike muss behoben werden, ansonsten gefällt die Karre Kevin gut. Einziges Problem, fahren kann er sie noch nicht. Also schnell den Lappen machen und ab aufs Bike.

Kawasaki LTD 450 – Zweite Chance für die kleine Japanerin

Den Bruch in der Beziehung zum Motorrad bringt ein Unfall mit dem Longboard, knapp eineinhalb Jahre soll es danach dauern, bis Kevin wieder aufs Bike steigen kann. Aber will er das überhaupt noch? Irgendwie schon, irgendwie nicht, die Kawa soll verkauft und eine Harley dafür angeschafft werden. In letzter Minute reißt Kevin sich aber doch noch zusammen und entscheidet, der LTD eine zweite Chance zu geben. Das Motorrad wird komplett zerrupft und auf die Bühne von HWM-Bikes, einem Kumpel von Kevin, gepackt, der Spaß kann beginnen.

Hinter den offenen K&N-Filtern sorgt eine Harley-Bedüsung für runden Motorlauf

Bei Markus von HWM entsteht der neue Heckrahmen des Bikes, das irgendwas zwischen Bobber, Bratstyler und Chopper werden soll. Der TÜV-Prüfer ist regelmäßig in der Profi-Werkstatt zu Gast und hält ein Auge auf die Jungs und die Kawa. Hilfreich, wenn man am Ende auch fahren und nicht nur diskutieren will. Ins Frontend wandert ein Speichenrad aus Kawas EN 500, ein schönes Gefrickel ist das, bis alles passt. Kevin lernt schnell, dass ein solches Bike oft die größere Herausforderung darstellt.

Alles muss abgeändert werden, damit es an die Kawa passt

»Die meisten meiner Kumpel fahren Harley. Die nehmen sich einen Katalog, bestellen und schrauben dran, ganz einfach.« Kevin bestellt auch, was ihm gefällt. Er muss aber alles ändern, damit es an die Kawa passt. Die Sitzstreben für den Dock66-Sattel zum Beispiel müssen eigens angefertigt werden, nur der Überzug mit der Mexican Blanket, der geht schnell. Fürs Heck entscheidet sich Kevin für ein Ducktail-Heck, drunter rollt ein Shinko-Weißwandreifen. Damit er die entsprechende Freigabe bekommt, zieht Kevin auch vorn einen Shinko auf.

Der Ausgleichsbehälter aus der Streetfighter-Ecke zeigt den Kühlwasserstand an, ein winziger Blinker passt noch davor

Um das Bike clean zu halten, fliegt der komplette Kabelbaum raus und wird durch eine Minimalelektrik ersetzt. Die findet im Fake-Öltank unter der Sitzbank ihren Platz. Die Gabel erhält progressive Federn, die Gaszüge werden verlängert. Am Ende bleibt bis auf die hintere Felge nichts original. Allerdings läuft die Kawa mit offenen Tüten und offenem Filter nicht sonderlich gut. Bei »Traditional American Engines« in Kulmbach findet Kevin Hilfe.

Kawasaki LTD 450 goes Bare Metal

Die Originalvergaser werden auf Harley-Bedüsung umgerüstet, läuft nun wesentlich runder. Bleibt noch, eine Lackierung zu wählen. »Ich steh auf Hot Rods und folgerichtig auf Bare Metal. Ein paar Scallops obendrauf, das muss reichen.« Nach der Fertigstellung wird es Kevin mit dem Bike schnell langweilig, »ich baue dann doch lieber, als dass ich fahre.« Als neues Projekt schwebt ihm ein Scrambler vor, eine XS 400 wäre eine gute Basis, meint er. Es sieht so aus, als wird Kevin den kleinen Japanerinnen treu bleiben, Beuteschema gefunden.

Info | hwm-bikes.de

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.