Leo Fleuren ist Ducati-Fan seit er zum ersten Mal eines der Motorräder aus Bologna gesehen hat. Sein Shop »Affetto Ducati« ist Anlaufstelle für jeden, der genauso markenaffin ist wie er. Einmal im Jahr baut er ein Bike aufwendig um – so wie diese Ducati 750 Sport.

Leo war 12 Jahre alt, als er an einer Straße in seinem Dorf stand und eine Ducati an ihm vorbeizog. Peng, Bing, passiert … Leo war unmittelbar verliebt in Design, Leistung und Geschwindigkeit, er würde keine anderen Motorräder je so lieben wie die Ducatis. Es folgte die Ausbildung als Kfz-Mechaniker, mit 22 Jahren ging er nach Luxemburg, um dort für den Ducati-Rennfahrer und Mechaniker Rob Noorlander zu arbeiten. Zurück in Holland macht er sich 1993 in Overasselt mit einem Motorrad- und Zubehörshop selbständig, bei »Affetto Ducati« arbeiten fünf Angestellte unter dem Logo aus Bologna, selbstverständlich gibt’s hier alles nur für die Ducs.

Alles Unnötige weglassen? »Gar nicht so einfach«, sagt Leo, »denn man muss sich schon genau überlegen, was eigentlich wirklich unnötig ist«

Wir sitzen bei einem heißen Kaffee mit Leo und Mark, dem Besitzer der Sport 750, zusammen. Gerade standen wir noch im Nieselregen unter einer Brücke, um das Motorrad für euch zu fotografieren. Mark ist sichtlich stolz auf sein Bike: »Klassische Linie, kein Plastik, offene Technik – ich bin immer noch genauso begeistert wie an dem Tag, an dem ich den Umbau das erste Mal gesehen habe.«

Ideen-Overkill am Glemseck

Die Inspiration für Marks Cafe Racer holte sich Leo in Deutschland, das Glemseck 101 war für ihn ein derartiger Overkill an Ideen, dass er sich für einen Cafe Racer als aktuelles Projekt entschied. »Ein Cafe Racer ist immer eine pure Back-To-Basic-Maschine, was für richtige Männer«, erklärt er. Eine gute Basis findet Leo in der Sport 750 mit Desmo-Zweiventiler. Die hatte er irgendwann gekauft, sie stand bis dato sowieso nur im Shop rum.

Das Gerücht von unzuverlässigen italienischen Motorrädern hält sich hartnäckig, dabei sind gerade jüngere Ducatis zuverlässig und gut gebaute Bikes

Der simple luftgekühlte Motor und der schöne Rückgratrahmen eignen sich perfekt für einen agilen, auch optisch ansprechenden Racer, da ist Leo sich sicher. Am Motor wird deshalb auch nicht überflüssig rumgeschraubt, lediglich die Weber-Vergaser tauscht Leo gegen Dell’Ortos, die eine deutlich bessere Performance liefern. Für einen geschmeidigen Ritt montiert er außerdem eine leichtere Schwungscheibe. Beim optischen Aufbau war wie so oft dieselbe Maxime entscheidend, nämlich alles Unnötige wegzulassen. »Wobei man sich da zunächst mal sehr genau überlegen muss, was unnötig ist«, ergänzt der Customizer. Ein Heckfender wäre da als Beispiel genannt, oder auch ein gemeinsamer Flüssigkeitsbehälter für Kupplung und Bremse – einer gespart.

Ducati 750 Sport – Monster-Räder und 996-Bremsen

Leo kürzt außerdem das Heck und verändert den Federweg durch Einbau eines einzelnen, längeren WP-Dämpfers. Das Rahmenheck kommt so etwas höher und harmoniert jetzt perfekt mit der Telegabel vorn. Die Standard-16-Zoll-Räder ersetzt Leo durch 17-Zoll-Leichtgussfelgen aus der Ducati Monster. Auch die Bremsen liefert ein anderes Familienmitglied, die Ducati 996. Reicht aber trotzdem alles noch nicht für einen echten Cafe Racer, und da kommt die »Carrozeria Labro«, ein auf Fahrzeug­restaurierungen spezialisiertes Unter­nehmen in Velp, ins Spiel.

Die Auspuffanlage endet wahrhaft furios

Hier entsteht die Heck-Sitzbank-Kombi aus gebürstetem Aluminium, die zu dem Metisse-Tank aus gleichem Material passt. Den letzten, aber sicher nicht schlechtesten Hingucker an der Affetto-Duc baut schließlich die Manufaktur Paijc Racing. Dort entsteht eine wunderbar verschlungene Auspuffanlage, die trotzdem perfekt funktioniert – stellvertretend für das ganze Motorrad.

Info | affettoducati.nl

 

Floris Velthuis