Christophs Yamaha XS 650 ist eine Hommage an die Firma AME aus Schauenburg, echte Pioniere deutscher Chopperkultur

1973 gegründet, begann AME, verlängerte Standrohre mit TÜV-Gutachten für Hondas anzubieten – ein Novum in der deutschen Motorradgeschichte, in der ein Chopper bisher nur als gefährdender Schrott wahrgenommen wurde, der auf keinen Fall auf deutschen Straßen unterwegs sein sollte.

Die Zeitzeugen von AME sind heute mehr denn je eine super Basis für sämtliche Chopperprojekte

Den Weg zur Umsetzung neuer Projekte hatte AME damit gegen alle Widerstände beschritten, es folgten Fußrasten, Tanks, Sitzbänke, Auspuffanlagen. Immer unter den gestrengen Augen des Gesetzgebers wurde 1977 die neue Motorradmarke »AME – Chopper Made in Germany» realisiert, bis heute ist die Firma im Chopperbau aktiv. Und ein 2012 im Internet ersteigerter AME-Rahmen für Yamahas XS 650 legt auch den Grundstein für Christophs Projekt. Der restaurationsbedürftige Motor ist ebenfalls schnell gefunden.

In kürzester Zeit nimmt das Projekt Gestalt an

Die XS ist nicht Christophs erstes Motorrad, aber sowohl sein erster eigener Umbau als auch die Erfüllung eines lang gehegten Traumes – einen Chopper in Eigenregie zu bauen. In kürzester Zeit nimmt das Projekt Gestalt an. Neue Teile werden aus dem Internet zusammengetragen, bestehende Teile überarbeitet und auf Vordermann gebracht. Der geglättete Rahmen und einiges mehr wird pulverbeschichtet. So auch die Felgen, 18 Zoll hinten, 21 vorn, beide bestückt mit VA-Speichen. Die verlängerte Schwinge entdeckt Chrisi an einem Stand auf einem Szene-Event.

Sieht aus wie ein Harley-Öltank, ist aber die Elektrobox

Ihm ist es wichtig, hier und da Details auszutüfteln und auf eigene Art umzusetzen, »nur so bringe ich eine persönliche Note ans Bike«, ist er sicher. Den gewünschten cleanen Look unterstützen die Instrumente von motogadget, sie sorgen für eine einfache Elektronik und den sauber aufgeräumten Look des Lenkers. Die runde Elektrobox in der Optik eines Harley-Öltanks versteckt Batterie und M-Unit in sich. Nebenbei schmückt das Logo der Kumma-Crew die seitliche Abdeckung der Box. 2011 hatte Chris die Schraubergemeinschaft zusammen mit vier Freunden gegründet. Seitdem wird zusammen gebaut und gefahren. Regelmäßig fahren die mittlerweile vierzehn Mitglieder mit ihren alten Bikes längere Strecken, auch bis in den Ruhrpott oder nach Amsterdam – wohlgemerkt von Vorarlberg in Österreich aus. Doch zurück zur XS.

Yamaha XS 650: Schmal und clean

Christian mag besonders die Bikes des ehemaligen Pro-Skaters und Bikebuilders Max Schaaf. Dieser setzt gern besonders schmale Akzente an seinen Bikes. So wird auch der Lenker auf der AME extrem schmal. Lowbrow Customs liefert das hintere Schutzblech, der schmale Tank stammt von Cycle Standard. Der blaue Lack wird vom Erbauer selbst gepainted!

Ein im Internet ersteigerter AME-Rahmen für Yamahas XS 650 legt auch den Grundstein für Christophs Projekt

Aus Zauneisen, erhältlich in jedem Baumarkt, entsteht die stabile Sissybar – unverzichtbar, um auf den diversen Trips den Seesack anzugurten. Neben den Eigenleistungen, die Christian erbringt, sind im Laufe des Projektes die Hände seiner helfenden »Crew« immer zur Stelle. Bei den Schweißarbeiten, Elektronik, Motorinstandsetzung und Beschichtung greift Chrisi auf den Input von den Fachmännern Hanno, Flick, Forelli und Hirtzi zurück. Auf diesem Weg bedankt er sich nochmal herzlich bei den Jungs.

Viel Spielraum für Interpretationen

Die Typisierung, so heißt der TÜV in Österreich, scheint die letzte kleine Hürde zu sein. Die Regeln unserer Nachbarn bieten wie bei uns auch viel Spielraum für Interpretationen, sowohl in Richtung »geht« als auch in Richtung »geht gar nicht«. So blickt der Vorarlberger auf rund sechs Monate zurück, die es dauert, bis die Zulassung im Kasten ist.

Aus Zauneisen, erhältlich in jedem Baumarkt, entsteht die stabile Sissybar

Eine der ersten Reisen mit der AME führt nach Holland. Das Erfolgserlebnis, es mit den alten Bikes ans Meer geschafft zu haben, wird auf Video festgehalten und erzeugt auch heute noch bei allen Beteiligten eine fette Gänsehaut. Zeit für allzu große Gefühlsduselei wird aber nicht bleiben. Immerhin steht das nächste Projekt in der Garage und wartet auf Umbau. Unschwer zu erraten, es wird ein Chopper.

Info | AME

 

 

 

Customizerkurt
Kustomizerkurt bei

Kurt Goller, Jahrgang 1965, schreibt als »Kustomizerkurt« für die CUSTOMBIKE. Der Zweiradmechanikermeister arbeitet im Hauptberuf bei SSCycle und steht auf alte Motorräder mit Charakter. So befindet sich eine 1977er Harley-Davidson Shovelhead FXE ebenso in seinem Besitz, wie eine 1991er EVO-Softail und eine 1994er Kawasaki ZR 550.