Fred »Krugger« Bertrand ist zweifellos einer der besten Customizer Europas und seine Yamaha SR 400 eine Verbeugung vor den Männern hinter den Maschinen.
Wer erinnert sich noch an die »Veon«, den Hybriden aus Cruiser und Sportbike mit V-Rod-Motor oder an Nurb’s, die futuristische BMW auf Basis der K 1600? Oder was ist mit der Harley-»Overmile« und der kleinen Honda »Link«. Mag sein, dass euch diese Namen alle nichts sagen, aber jeder, der Custombikes mag, kennt die Motorräder dahinter.
Krugger – Custom-Virtuose mit unkonventionellen Ansätzen
Ihr Schöpfer, der Belgier Fred »Krugger« Bertrand, ist ein Virtuose der unkonventionellen Ansätze, der hohen handwerklichen Qualität und der meisterhaften Details. Nicht umsonst stehen zwei Custom-Weltmeistertitel in seinem Lebenslauf, nicht umsonst ist Krugger auch ein Liebling der Serienhersteller.
Kaum einer vermag besser zu zeigen, was man aus Stangenware machen kann. Dachte sich auch Yamaha, als sie entschieden, dem Belgier das Rohmaterial für seine neueste Kreation zur Verfügung zu stellen. Aus dem kompletten Yamaha-Portfolio entschied sich Krugger nicht wie erwartet für die brandneue XSR als Basis, sondern wählte die kleine SR 400. Aber wieso ausgerechnet die? Purismus schlägt Performance?
Yamaha SR 400 – Die Wurzeln des Motorradfahrens
»Der Einzylinder im leichten Chassis war entscheidend«, erklärt Krugger seine Wahl, »ich stehe einfach auf Underdogs und will mit der SR zurück zu den Wurzeln des Motorradfahrens.« Nur so konnte der kompakte Cafe Racer entstehen, der die persönliche Verehrung des belgischen Bike-Bauers für die heimlichen Helden des Rennsports, die Mechaniker, ausdrücken soll.
Fred selbst ist von Kindesbeinen an Rennfahrer durch und durch. Nach Erfolgen im Motocross konnte er mit seinem M3 sogar schon einmal das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring für sich entscheiden. Aus diesen Jahren weiß er genau, dass die Jungs, die im Verborgenen werkeln, mindestens genauso entscheidend sind wie der Fahrer selbst.
Yamaha SR 400 – Verbeugung vor den TZ-Production-Racern
Besonders bewundert hat er immer die Arbeit von Valentino Rossis Chefmechaniker Bernard Ansiau. In enger Abstimmung mit seinem Idol nahm Krugger auch die Arbeiten an der Yamaha auf. Die beiden erdachten ein Konzept, das die Ästhetik der 70er-Jahre-Rennmaschinen aufgreift und eine Verbeugung vor den Yamaha-TZ-Production-Racern, die seine Karriere maßgeblich prägten, darstellt.
Die Lackierung im Speed-Block-Design ist durchzogen mit Namen legendärer Rennfahrer wie Kenny Roberts, Wayne Rainey oder Mick Doohan. Der Benzintank basiert auf dem Serienteil, bekam jedoch eine längere und schmalere Silhouette verpasst.
Sportliches und angriffslustiges Chassis
Die Batterie und ein Großteil der Elektrik wanderten unter den Bürzel und hinterließen ein offenes Rahmendreieck. Der Rahmen selbst wurde ebenfalls in Sachen Schweißnähte, Steuerkopfwinkel und Heckschräge überarbeitet. Mit den tief angebrachten Stummeln, einer gekürzten Gabel und neuen, einstellbaren Fox-Federbeinen hinten wirkt das Chassis sportlich und angriffslustig.
Das Cockpit ist mit Tacho, Griffen und Bedienelementen von motogadget bewusst schlicht gehalten. Die Fußrasten sowie Brems- und Schalthebel wurden eigens angefertigt, um mit den Griffen ein einheitliches Bild abzugeben. Die vordere Bremse und die Hydraulikkupplung stammen aus dem Regal von Beringer. Doch Einzylinderstampfen hin oder her, dem SR-Triebwerk fehlte der Qualm im Socken. Fred verordnete Zwangsbeatmung per Aisin-AMR-300-Kompressor. Speziell für kleinvolumige Motoren ausgelegt, befeuert der AMR-300 normalerweise japanische Kleinstwagen von Subaru.Gelegentlich pustet er aber auch Käfer- oder T1-Boxer auf. Um die eiserne Lunge anzutreiben, installierte Freddie auf der linken Seite einen Riementrieb. Außerdem tauschte er die Einspritzung gegen einen S&S-Vergaser mit 48 mm Querschnitt, der seinen offenen Ansaugtrichter provokant nach vorn in den Fahrtwind streckt.
Yamaha SR 400 – Purismus meets Performance
Bei drohender Borkenkäferplage kann alternativ mit einem aufsetzbaren Luftfilter gefahren werden. Die Leistung findet über ein Paar Dunlop K 81 den Weg auf den Asphalt. Trotz moderner Gummimischung gleicht das Profil immer noch dem Vorbild von 1969, als erstmalig eine Tourist-Trophy-Runde mit einem Schnitt von 100 Meilen in der Stunde gefahren wurde.
Nach vier Monaten war die SR 400 bis ins letzte Detail ausgearbeitet und wurde anschließend beim »Wheels & Waves«-Festival in Biarritz gezeigt. Obwohl die Maschine etwas roher wirken sollte als seine sonstigen Umbauten, hat Krugger nicht mit Detailverliebtheit gegeizt. Besonderes Highlight: Die herzige Gravur von Valentino Rossi als Comicfigur unter dem Heckbürzel. Ausdruck fast schon pedantischen Perfektionismus und Rennsportattribut in einem sind außerdem die Sicherungsdrähte, die fast an allen erdenklichen Schraubverbindungen angebracht sind. So bilden am Ende Purismus und Performance in Freds Cafe Racer eine perfekte Symbiose.
Info | krugger.net