Keine Angst vor seltenen Tieren – bei den Jungs vom Young Guns Speed Shop werden alle Bikes mit offenen Armen empfangen. Solange sie nur sportlich mithalten können, wie die Triumph Trackmaster beispielsweise.

Selten ist sie, für Nik Heer nicht selten genug. Seit Jahren schon zählt der Kopf des Schweizer »Young Guns Speed Shop« eine Triumph Trackmaster zu seinen privaten Bikes. Freilich nur, um sie in seiner Freizeit über das Oval zu scheuchen. Denn dafür wurde die Trackmaster überhaupt entwickelt.

Triumph Trackmaster – Maßanzug für den Bonneville-Twin

Um in den späten 60er Jahren nämlich überhaupt mithalten zu können, holte sich Triumph den Konstrukteur Ray Hensley ins Boot, der um den Bonneville-Motor einen maßgeschneiderten, leichten Rahmen baute.

Nik Heer und sein Young-Guns-Team sind im Umbau ungewöhnlicher Bikes erfahren – auch AJS, Zündapp oder BSA wurden im Schweizer Shop schon neu aufgebaut

Das bekannteste dieser Trackmaster-Modelle war auf der Leinwand zu sehen: »On any Sunday« hieß der Film, der nicht nur Steve McQueen, sondern auch Triumph noch mehr in den Fokus der Schmutzfinken unter den Racern rückte.

Triumph Trackmaster – Eine ist nicht genug

Und weil der Schweizer Nik ein Renntyp durch und durch ist – mit einem Achtelmeile-Guzzi-Sprinter nahm der Speed Shop in seiner Anfangszeit Fahrt auf –, ist das mit der eigenen Triumph schnell geklärt. Wobei, eine reicht ja manchmal nicht.

Magnesium-Ceriani-Gabel

Und die Verlockung, die Legende auch mal abseits des Tracks zu bewegen, ist ja dann doch da. Eine zweite Trackmaster musste her, Niks Ziel: »Ein authentisches Racingbike zu bauen, wie es auch in den 70er Jahren auf der Strecke hätte fahren können.«

Schreckliche Basis mit Airbrush-Flake

Nach fünf Monaten Suche war das passende Basismodell gefunden, in Norwich, Großbritannien. »Es sah schrecklich aus«, erinnert sich Nik. »Mit rotem Airbrush-Flake-Tank und der Sitzbank einer Harley XR. Aber das Bike lief einwandfrei, immerhin.«

Der schmale, lange Tank ist ein Originales Glasfasermodell aus den frühen siebziger Jahren und ebenso schwer zu finden wie das Basisbike an sich

Rahmen, Motor, Getriebe, Vergaser und die schöne Magnesium-Ceriani-Gabel, das waren die Teile, die an der Triumph bleiben durften, alles andere wurde ersetzt oder neu gebaut.

Triumph Trackmaster – Ready for the Road

Unüblich baute das Schweizer Team zunächst Details wie die Aluminium-Seitenplatten sowie die Halterungen für die Fußrasten. Dazu wurde ein Bremshebel auch für die linke Seite konstruiert, denn schließlich sollte das Bike auch auf der Straße gefahren werden können.

»Es ist gar nicht so einfach, ein Motorrad zu bauen, das den gewünschten Showeffekt hat, aber trotzdem sportlich und praktikabel Beim Racing und im Alltag ist«

Auf unseren Fotos seht ihr das Bike zwar im Race-Modus, es wurde aber so konzipiert, dass die Montage einer vorderen Bremsscheibe kein Problem ist. Die Räder wurden mit den nötigen Abstandshaltern versehen. Dazu ist die Elektrik bereits so ausgelegt, dass Scheinwerfer und Bremslicht im Bedarfsfall schnell montiert werden können.

Angemessen zurückhaltende Lackierung

Der Tank ist ein passendes Trackmaster-Glasfasermodell aus den frühen 70ern. Die Auspuffanlage entstand aus Edelstahl und mündet in einen Supertrapp-Dämpfer, der Magura-Dual-Gasgriff ist für den Renneinsatz konzipiert. Neue Hebel und Fußrasten sowie die Edelstahl-Nummerntafeln geben das Finish. Und weil an so einem Bike nicht viel dran ist, wird auch die Lackierung angemessen zurückhaltend, aber doch edel in Schwarz und Gold aufgebracht.

»Ich wollte ein Rennbike bauen, das so auch 1971 ohne Probleme hätte gebaut werden können«

Am Ende der Arbeit ist Nik mehr als zufrieden, »weil die Mischung aus einfachem, praktischem Vintage-Racer und glänzendem Custombike doch richtig gut gelungen ist.« Und während wir uns noch an dem lässigen Bike erfreuen, bereiten sie in der Schweiz ihren nächsten großen Coup vor.

Info | ygspeedshop.com

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.