Colin steht auf alte Motorräder. Seine ehemalige Militär-Triumph 3TA legte er sich zu, lange bevor er überhaupt einen Führerschein hatte.

In einem alten Schuppen, irgendwo in einem Rotterdamer Industriegebiet, hat Colin seine Schrauberheimat gefunden, bei den »Wrench Wizards« genauer gesagt. Von Honda über Harley-Davidson, von Cafe Racern bis hin zu Choppern ist hier so ziemlich alles vertreten, was mit Motorrädern zu tun hat.

Alle möglichen Fähigkeiten und das richtige Werkzeug

»Wir sind ein bunter Haufen, gesegnet mit allen möglichen Fähigkeiten, und natürlich mit dem richtigen Werkzeug. Klar, dass hier jeder jedem hilft«, klärt Colin auf. Die Werkstatt der »Wrench Wizards« liegt direkt unterhalb einer Eisenbahnlinie, weshalb die Geräuschkulisse durch vorbeidonnernde Züge immer wieder anschwillt.

Frontfender? Fehlanzeige! Denn den hat Colin einfach umgedreht und nach ein paar Modifikationen ans Heck geschraubt

»Der Schuppen war komplett leer, als wir ihn übernommen haben. Dann haben wir unsere Werkstatt eingerichtet und gleich eine Bar eingebaut. Mit einer der Gründe, dass wir hier gelegentlich Partys mit Live-Musik feiern.«

Triumph 3TA – Alt, bezahlbar und macht verdammt viel Spaß

Auf seine Triumph angesprochen, gerät Colin ins Schwärmen. »Das ist mein erstes Bike. Ich habe es gekauft, obwohl ich noch nicht einmal einen Führerschein hatte. Für mich kein Hindernis, denn ich wollte schon immer so ein altes Bike besitzen. So bin ich zu dieser Triumph 3TA gekommen: Sie war alt, bezahlbar und es macht verdammt viel Spaß sie zu fahren.«

Das Miller-Stop-Light rundet die Heckansicht ab

Über das Motorrad selbst ist nur wenig bekannt, wie Colin einräumt. »Die Triumph wurde in den 90ern bei einer Auktion angeboten, ersteigert und von ihrem neuen Besitzer so umgebaut, wie ich sie dann wiederum erworben habe. Ursprünglich war es ein Militärmotorrad, das mehr oder weniger zivilisiert wurde, also fit gemacht für den öffentlichen Straßenverkehr.

Triumph 3TA – Rahmen leicht nach hinten geneigt

Sie bekam einen zugelassenen Auspuff, einen Standardvergaser und einen anderen Lenker.« Trotzdem ist noch die zurückversetzte Sitzposition zu erkennen, die damals so typisch für Militärmodelle war. Der Rahmen ist leicht nach hinten geneigt, die Gabelrohre länger, um so mehr Bodenfreiheit für den Einsatz im Gelände zu schaffen. 

Simple und einfach zu verstehende Technik. Colins Triumph kommt mit einem Amal-Vergaser aus. Eine Hightech-Einspritzung sucht man hier vergeblich

Eine Weile fährt Colin mit der Triumph so durch die Gegend, wie er sie erworben hat. Lediglich von unnötigen Anbauteilen trennt er sich und erleichtert das Bike um satte fünfzehn Kilogramm. 

Triumph 3TA – Cafe Racer oder Bobber?

Irgendwann legt sich er sich auch noch eine Harley zu, ein komfortables Teil, mit dem er längere Strecken abreißen kann. Ab diesem Zeitpunkt spukt die Idee in seinem Kopf, die Triumph umzubauen. Für Colin stellt sich nur die Wahl zwischen Cafe Racer und Bobber. Er entscheidet sich für Letzteres.

»Die Gesamtperformance des Motors ist etwas enttäuschend«, gibt Colin zu

Den Umbau will er einfach halten, mit minimalem Einsatz das Maximum herausholen. Generell hält er sich während der ganzen Zeit an das Motto aus den alten Bobber-Tagen: Mehr ab- als dranschrauben. Der größte Brocken wird der starre Heckrahmen von »Factory Metal Works«, den er bei »El Parro Choppers« erwirbt. »Der Vorteil eines Bolt-on-Rahmens ist, dass ich nichts schweißen musste und ihn bei Bedarf jederzeit wieder Rückbauen kann. 

Wenn etwas nicht passt, nimm einen größeren Hammer

Durch die Verwendung zahlreicher Original-Triumph-Teile erzielt er zudem einen ganz bestimmten Look. Das vordere Schutzblech wird entfernt und zum Heckfender umfunktioniert. »Mit roher Gewalt habe ich das Ding in den Rahmen gequetscht, ganz nach dem Motto: Wenn etwas nicht passt, nimm einen größeren Hammer. Inzwischen sieht die Triumph aus, als wäre sie in Sechzigern zum Bobber umgebaut und erst Jahre später in einer Scheune wiederentdeckt worden.«

Viel ist nicht von der ehemaligen Militärmaschine übrig geblieben. Die Verwandlung zum klassischen Bobber hat der Triumph sichtbar gutgetan, optisch und technisch

Colin gibt zu, dass alles etwas ranzig aussieht, mit Dellen und Kratzern übersät. Doch das stört ihn nicht. Den Heckrahmen lackiert er im Freien hinter der Werkstatt. Staub- oder Sandeinschlüsse? Egal! Auch den Tank belässt er so, wie ihn der Vorbesitzer einst lackiert hatte – mit all der Patina. Lediglich die alten Triumph-Logos lässt er von einer österreichischen Spezialfirma neu anfertigen.

Triumph 3TA – Enttäuschende Performance

Auch der Motor wird komplett überarbeitet und sieht jetzt wesentlich frischer aus. Zudem hat er etwas mehr Dampf. Auf Anraten eines Freundes entfernt er sogar die Schalldämpfer. »Trotzdem ist die Gesamtperformance des Motors etwas enttäuschend.«

Die wuchtige Lampe mit dem integrierten Tacho sollte auf jeden Fall dranblieben. Schließlich ist sie typisch für die Militär-Triumphs der damaligen Zeit

Die Elektrik dagegen ist zeitgemäß und ohne Kompromisse an alte Zeiten. »Bewaffnet mit einem Lötkolben habe ich zusammen mit meinem Vater einen ganzen Tag lang den Kabelbaum auseinandergenommen und verschlankt.« Dabei hat Colin die Gelegenheit genutzt und eine elektronische Zündung sowie einen Spannungsregler installiert.

Triumph 3TA – Schon 1967 technisch veraltet

Die gesamte Elektrik arbeitet jetzt mit zwölf statt sechs Volt. »Schon 1967 galt die Triumph 3TA als veraltetes Modell, doch dank der heutigen Technik kann ich sie inzwischen problemlos als Alltagsfahrzeug einsetzen.«

Vom Militärfahrzeug zum Bobber. Sachen gibt’s!

 

 

Floris Velthuis