Guido Kupper war Chefredakteur unseres ehemaligen Schwestermagazines ROADSTER und ist quasi seit seiner Geburt leidenschaftlicher Motorradfahrer, mit Fokus auf die Fliehkraft. Genau deshalb will der Motormensch über Chopper nur reden …
Eigentlich hab ich kein Problem mit Choppern. Ich muss sie ja nicht fahren. Die CUSTOMBIKE-Chefin sagt trotzdem, ich solle mal was über Chopper schreiben. Vielleicht verspricht sie sich dadurch Aufregung. Ich schreibe, was ich denke, und ihr da draußen hasst mich dann. Aufregung ist gut für die Leser-Blatt-Bindung, vor allem, wenn sie sich gegen den äußeren Feind richtet. Und das bin ich ja. Ich bin der komische Typ, der die ROADSTER gemacht hat. Da drin gibt es keine Chopper.
Dieser Motormensch steht eher auf Fahrbarkeit
Custombike-Kollege Nummer zwei, Christian, sagt, ich solle bloß nix über Fahrbarkeit schreiben. Das scheint ein Sakrileg zu sein. Bei Custombikes im Allgemeinen und bei Choppern im Besonderen. Doch wenn man über Chopper schreibt, dann muss man über Fahrbarkeit schreiben. Viel zu schreiben hat man dann ohnehin nicht. Ich wurde spät entjungfert. So 1993 rum muss das gewesen sein, da fuhr ich schon einige Jährchen. Kannte die Dinger mit den hohen Lenkern, lahmen Hüften und großen Vorderrädern nur als Bremsklotz in der Gruppe. Und als Karikatur von der Autobahn, wo man die Jungs an ihren Apehangern immer schon von ganz weit im Fahrtwind flattern sehen kann.
Der milde Wolle fuhr ’ne LS 650 Savage
Wenn ich »Affe auf dem Schleifstein« höre, fallen mir zuerst Chopper ein. Kann ich gar nix gegen machen. Der milde Wolle damals, der fuhr ’ne LS 650 Savage – und deshalb eigentlich meistens allein. Easy Rider hatte ich da längst gesehen. Na ja, ein Stück davon. Bis heute hab ich es nicht ganz geschafft. Einer der wirrsten und ödesten Streifen, die ich kenne. Mein erster Chopper war – natürlich – eine Harley. Dass die Sportster, die ich damals beim Importeur in Mörfelden abholen musste, ’ne 883 war statt ’ne 1200er und dass ich die ganze Strecke bis Stuttgart auch noch auf der Autobahn gefahren bin, war unserem Verhältnis nicht dienlich.

Die einzige mit warmen Reifen gefahrene Kurve war die Ausfahrt der Autobahn. Und diese eine war der 883 schon zu viel. Ab da war mir alles klar. Zum Beispiel, dass es auf der Landstraße auch nicht spannender gewesen wäre. Ich fahre Motorrad vor allem wegen der Kurven. Und wegen der Dynamik. Und wegen der Dynamik in Kurven. Deswegen fahre ich Chopper nur dann, wenn es sein muss. Leider musste es früher oft sein. Harley hat damals Unmengen von Motorrädern verkauft. Die Japaner wollten das auch und so bauten auch sie jede Menge Chopper. In den Garagen Deutschlands müssen sich die Dinger noch irgendwo stapeln. All diese tausende jungfräulicher Virago 535 zum Beispiel, die damals über den Tresen gingen. Wie blöd haben sie die damals gekauft. Nur fahren sehen hat man sie nie.
Chopperfans fahren gern langsam geradeaus
Das Problem ist, dass man Choppern wegen ihrer verqueren Geometrie und Ergonomie nur schwerlich funktionierende Fahrwerke verpassen kann. Und keine Schräglagenfreiheit. Deswegen gibt es bis heute auch keine wirklich guten Chopperreifen. In den USA fahren sie so ’ne Art gut abgelagerter Vollgummiblöcke, bei uns geben sich die Reifenhersteller ein klein bisschen mehr Mühe. Wegen all dem fahren Chopperfans gern langsam geradeaus. Ich nicht.
Immerhin: Gefühl der Cowboy-Romantik auf der Sportster
Nur bei besagter Sportster aus Milwaukee, die mit dem großen Motor, da werde ich manchmal schwach. Nicht, weil sie die fahrbarste Sportster ever ausgerechnet Roadster genannt haben. Sondern weil auch ich mich diesem Gefühl der Cowboy-Romantik nicht immer entziehen kann und manchmal dran denke, wie es wäre mit ihr, mir und der Route 66. Ich werde halt auch älter. Aus dem Stall der Amis jedenfalls kommt sie meiner Vorstellung eines Motorrads noch am nächsten. Sogar richtige Bremsen haben die dort in Milwaukee inzwischen schon. Save the Choppers? Von mir aus. Ich MUSS sie ja nicht fahren.

Guido Kupper
Guido Kupper, fährt praktisch seit seiner Geburt in grauer Vorzeit Motorrad, hat mit dem Schreiben aber erst angefangen, als er schon sprechen konnte. Motorisierte Zweiräder hat er nur acht Stück zur Zeit, Keller und Garagen sind trotzdem voll. Sein letztes Ziel im Leben: Motorrad fahren und mal nicht drüber schreiben
Naja jeder hat so seine Meinung
Sehe ich genauso, nicht fahrbar.
Wen man keine Chopper mag , dann soll man auch nicht drüber lestern . Ich hab es satt mir ständig solchen Mißt anzuhören und zu lesen. Hab selber eine Harley , aber keine Sportster , sondern eine 76’er Shovel mit gemachten Motor , wie geschmiedete Alu Kolben von Arias , scharfe Nocke , Köpfe gemacht , Kurbelwelle fein gewuchtet und und und , und da ist nix langsam auf der geraden und in den Kurven . Die Harley ist im Schweden Style mit sehr langer Gabel und komplt. modifiziertes Fahrwerk , was man der nicht ansieht. Dadurch genisse ich die… Weiterlesen »
Was soll das jetzt.Er hat doch nur seinen Standpunkt dargelegt.Das ist doch kein Lästern .Komm langsam runter.
Manche Harley Biker sind noch abgehobener, zumal sie nicht zurück Grüßen obwohl vielleicht liegt es ja an den hohen Lenker oder so???
Dachte eigentlich, dieses Klischeedenken sei mittlerweile überholt, offenbar aber nicht, schade. Gerade hier, im Umfeld dieses Magazins, hätte ich weniger Kleingeistigkeit erwartet, sowohl vom Autor, als auch von den Kommentatoren. In meinem Fuhrpark findet sich alles, von Chopper bis Tourer, von Harley bis Honda. Flott bewegen kann man sie alle, fahrerisches Können vorausgesetzt, und der Spaß wächst durchaus auch mit der Herausforderung. Motorradfahren verliert immer weiter an Popularität, der Nachwuchs ist spärlich, und der harte Kern wird stetig kleiner. Um als Biker auch in Zukunft so etwas wie eine interessensbasierte Gemeinschaft zu sein, was in keiner Weise im Widerspruch zur… Weiterlesen »