Dass die Honda VT 600 Shadow eine gute Umbaubasis ist, ist hinlänglich bekannt. Mit adaptierter Springergabel sieht man sie allerdings selten

Uwes Honda VT 600 Shadow hat eine lange Umbauphase hinter sich. Mehr als sieben Jahre hatte die Black Lady bis zur Fertigstellung schon auf dem Custom-Buckel. Dabei durchlief sie viele Stadien bis zum heutigen Status Quo, von dem auch noch nicht sicher gesagt werden kann, dass er jetzt endgültig so bleibt (für unseren Geschmack dürfte vor allem der Scheinwerfer einem etwas weniger klobigen Exemplar weichen). Dabei war der gemeinsame Start eher durchwachsen, als Uwe die Shadow einst erwarb.

Der aktuelle Zustand ist wohl noch nicht der letzte, auch wenn Uwe sein Ziel vorerst erreicht hat: ein Mix aus Chopper und Bobber

»Ein Kollege hatte sie mir empfohlen, allerdings war sie in einem katastrophalen Zustand – nach sechzehn Jahren Standzeit. Dafür aber hatte sie gerade mal unfassbar wenige 4000 Kilometer auf dem Zähler.« Zieht man die Standzeit ab, wurde die Honda nur etwa zwei Jahre gefahren, bevor sie in einen Dornröschenschlaf versetzt wurde, aus dem Kraftfahrzeugmeister Uwe sie nun erwecken wollte.

Das die Honda VT 600 Shadow sofort angesprungen ist war ein Wunder

»Ich habe sie abgeholt, nach Hause gebracht, Öl und Sprit eingefüllt und sie gestartet. Es ist schon fast ein Wunder, dass sie sofort angesprungen ist. Honda halt. Dafür hustete der Auspuff jede Menge Haselnüsse und Spinnen heraus, die sich dort breit gemacht hatten«, so Uwe zum ersten Anlassen.

Die formschöne Sitzbank kaufte Uwe bei Hardrider für 336 Euro

Inzwischen ist es Mai 2013 und die Motorradsaison voll am Laufen. Die erste Umbauphase gestaltet sich kurz und schon einen Monat darauf, ist die Shadow auf der Straße. Erst im Winter 2013/2014 legt Uwe wieder Hand an, verpasst seinem Bike einen Apehanger, einen anderen Scheinwerfer und weitere Kleinigkeiten. Vor allem verschwindet der ganze Chrom und das Motorrad erstrahlt bald darauf in freundlichem Schwarz.

Der Traum von einer Springergabel

Bis Anfang 2016 wird mehr gefahren als geschraubt, dabei sucht Uwe immer wieder nach einer Springergabel, die er gerne verbauen würde. Bei Motopoint Nordpfalz wird er endlich fündig. Die Spezialisten dort adaptieren eine DNA-Springergabel mit 5°-Rake und 2-Inch-over. Ein neuer Lenkschaft wird gedreht, anschließend die Gabel eingebaut.

Das Acewell-Instrument für 268 Euro wurde mit einer Tachohalterung für 63 Euro seitlich angebracht

Für das Vorderrad sucht er eine neue Felge, wechselt von 19 auf 16 Zoll und montiert einen breiten 130er-Reifen. »Mit der neuen Felge musste ich auch den Tacho ändern, denn nun fehlte die Antriebsschnecke.« Das ließ sich aber mit einem Hallgeber am Hinterrad lösen, der nun das Acewell-Instrument mit den richtigen Impulsen versorgt.

Und immer wieder verändert Uwe etwas an seiner Honda

Viele Umbauteile sucht und findet er im Netz, bedient sich bei eBay und nimmt immer wieder Änderungen vor. »Tatsächlich hat sich das Motorrad in den letzten sechs Jahren immer wieder gewandelt, ist mit mir gewachsen«, so Uwe zu dem langwierigen Prozess.

Der Cobra-Auspuff zog Uwe 289 Euro aus der Spardose

Die schlanke Auspuffanlage findet er in den Staaten, modifiziert sie entsprechend und umwickelt die Krümmer mit Auspuffband. Probleme machen aber anschließend die Vergaser, die er mit anderen Düsen modifizieren muss. »Ich habe die Dinger bestimmt fünfzehn Mal aus- und wieder eingebaut, bis der Motor endlich rund lief.«

Das Fahrverhalten der Honda VT 600 mußte verbessert werden

Auch an die DNA-Springergabel legt er noch mal Hand an und besorgt sich einen Stoßdämpfer vom gleichen Hersteller. »Das Fahrverhalten ist jetzt richtig gut und die Gabel schlägt nicht mehr durch. Natürlich ist es ein anderes Fahren und in den Kurven muss man etwas nachlenken, aber der Nachlauf passt ebenfalls und sie fährt sich wirklich sehr angenehm.«

Eine Besonderheit ist ganz sicher die Lackierung, falls man in diesem speziellen Fall überhaupt davon sprechen kann, denn das Farbkleid, das so seidig matt schimmert, ist eine Art Sprühfolie, die Uwe selbst aufgebracht hat

Einer der letzten Umbauabschnitte ist die Lackierung. Uwe hatte die Shadow bereits in Hochglanzschwarz lackieren lassen, wollte dann aber doch mehr in Richtung Mattschwarz gehen. »Die Lackierung war einfach zu gut, um sie abzuschleifen und neu lackieren zu lassen, also habe ich mich für eine Art Flüssiggummi beziehungsweise Sprühfolie entschieden. Das hat wunderbar geklappt.« Insgesamt sieben Schichten sprüht er auf Rahmen, Gabel und Anbauteile und gibt seinem Bike damit einen dunklen Look. Den einzigen Kontrast bilden nun Räder, Fußrastenanlage und Zylinder. Der Rest schluckt das Licht einfach weg.

Fahren und umbauen – der stetige Kreislauf

Ist das Projekt damit abgeschlossen? Uwe ist sich nicht sicher: »Ich wollte einen Mix aus Chopper und Bobber, das ist sie nun.« Auf jeden Fall wird die Honda, wie in den Jahren zuvor, Kilometer machen und die Straßen entlangcruisen. Längere Standzeiten sind nicht vorgesehen.

Uwe und seine Honda Shadow sind einen langen Weg gegangen und zusammen gewachsen

 

Christian Heim