Superlative für Motorräder verwenden wir für gewöhnlich sparsam. Bei der sechszylindrigen Honda CBX 1000 von Rno Cycles aus den Niederlanden stammeln aber auch wir ein ehrfürchtiges »Unglaublich«.
1979: Während sich die Love-and-Peace-Kommune noch gechillt auf dem Flokati zudröhnt, hat die japanische Motorradindustrie längst den Krieg erklärt. Es geht um Leistung und noch mehr Leistung. Kawasaki hatte sich zu lange im Big-Bike-Erfolg der Z-Modelle gesuhlt, als Suzuki mit der GS 1000 zum Gegenschlag ausholt und Yamaha die XS 1100 auspackt.
Honda CBX 1000 – Nonplusultra für böseste Sportbike
Und dann kommt Honda und düpiert die Vierzylinderwelt mit einem brachialen Motor. Der gewaltige Sechszylinder der CBX 1000 macht sprachlos und reißt mit seinerzeit sagenhaften 105 PS an der Kette, ein Inferno. Und wer unter Druck gerät, macht gern Druck – alte Weisheit, die bei Kawa im Bau der turboaufgeladenen Z1-R TC mündete. Das Traum-Sixpack von Honda bleibt allerdings ein Nonplusultra für Freunde bösester Sportbikes.

Und einen Turbo, auch den kann man der angriffslustigen Schrankwand getrost verpassen. Nun gibt es nicht viele, die sich an die CBX trauen, gerade die Herausforderung ihrer Technik muss man annehmen können und wollen. Das bloße Messen der insgesamt 24 Ventile ist ein Akt für sich, vom Einstellen ganz zu schweigen. Aber Arno Overweel kann … und will.
Einer der besten Customizer der Niederlande
Arno ist erfahren, mit seiner Firma Rno Cycles einer der besten Customizer der Niederlande und spezialisiert auf sportliche Motorräder, die oft polarisieren, aber ausnahmslos handwerkliche und technische Leckerbissen sind. Gegen seine optisch radikalen Bikes auf Basis von Harley, Moto Guzzi oder Suzuki wirkt die Honda CBX fast einfach.

Arno wollte, dass das Ursprungsbike eindeutig zu erkennen ist. Das kommt in diesem Fall aus den USA, der Meilenzähler hatte es Arno schon bei der ersten Ansicht verraten. Außerdem ist es bereits umgebaut mitsamt verchromtem Rahmen und eben jenem Turbolader, der eine seltene technische Raffinesse besitzt. »Das Turbo-Kit von American Turbo-Pak war bereits mit einem Bendix-Vergaser samt Auspuff kombiniert«, erklärt Arno, »und das hat mich unglaublich heiß darauf gemacht, dieses Bike zu bauen.«
Honda CBX 1000 – Das Rennmonster
Es ist für ihn klar, dass die Technik die optische Form des Bikes beeinflussen würde. »Ein Rennmonster, nichts anderes hatte ich im Sinn – mit starken Bremsen, aggressiv kurzer Sitzbank und Startnummerntafel am Frontend.« Tatsächlich läuft der Motor nach einiger Putz- und Pfriemelarbeit sauber, ein paar Modifikationen müssen trotzdem sein. Da der Blickfang klar auf dem Turbo liegen soll, muss der bereits montierte riesige, verchromte Luftfilter weg. Arno ersetzt ihn durch einen kleinen Sportluftfilter, den er selbst fertigt.

Um die Leistung später gut handeln zu können, muss das Fahrwerk insgesamt verstärkt werden. Für die Front fällt die Entscheidung zugunsten der Öhlins-Gabel einer Aprilia RSV Mille in Kombination mit der Dreifach-Gabelbrücke einer Tuono. Auch Vorder- und Hinterrad stammen aus Aprilias RSV.
Superbike-Lenker besser fürs Fahrgefühl
Dazu gibt es einen bequemen Superbike-Lenker statt naheliegender Clip-ons, »hundertfach besser fürs Fahrgefühl«, sagt Arno. Aus dem Superbike-Bereich kommt auch die Idee der Startnummerntafel, in die zwei kleine LEDs integriert sind. Das 57-Logo entwirft Arnos Bruder Jeroen, es markiert das »Baujahr« des Besitzers der CBX.

Am Heck wartet weitaus mehr Arbeit, zumal Arno die Rückseite der Originalhonda nicht mag. »Die hat normalerweise einen riesigen Sitz mit einem lächerlich großen Rücklicht im Heck, das im Vergleich zu dem kleinen, dünnen Hinterrad unverhältnismäßig aussieht.« Ohne den Respekt vor der 70er-Jahre-Optik zu verlieren, wird nachgebessert.
Honda CBX 1000 mit Fireblade-Schwinge
Arno montiert eine Schwinge aus der Honda Fireblade, sie ist etwas länger als die der CBX. Ursprünglich wird außerdem mit Stoßdämpfern an einem konventionellen Hilfsrahmen gedämpft. Um ein moderneres und transparenteres Aussehen zu erreichen, cuttet Arno diesen Hilfsrahmen und montiert ein Monoshock-Setup. Da dafür das Diagonalrohr unterm Sitz weg muss, braucht er außerdem einen neuen Platz für Elektrik und Batterie.

Letztere wandert unters Heck, die komplette Elektrik liegt jetzt unterm Tank. Der bleibt übrigens original, erhält aber ein hochmodernes Rizoma Racing Cap als Tankdeckel. »Der Tank ist charakteristisch für die CBX, der musste bleiben«, erklärt Arno.
Honda CBX 1000 mit Sechs-in-eins-Anlage
Das kurze Heck ist übrigens genau genommen original, »nur halt eben extrem gekürzt, damit die Schwinge noch länger und das Hinterrad noch größer wirkt«, so der Customizer. Unter dem knappen Hintern sitzt der Endtopf des Sechs-in-eins-Auspuff, den Arno hinter dem Lader komplett neu aufbaut, während der vordere Teil des Krümmers immer noch aus dem alten Turbo-Kit stammt.

Im letzten Schritt gibt es nochmals eine Portion Moderne für die Honda. Pazzo-Hebel, Motogadget-Blinker, Acewell-Instrumente, lasergeschnittene Fußrasten und einiges mehr hieven den Supersportler ins neue Jahrtausend. Dafür behält er den eckigen Stil der Siebziger in der Lackierung bei.
Honda CBX 1000 in klassischen Honda-Farben
Rot, Weiß und Blau sind klassische Honda-Farben, den schwarzen Streifen auf dem Tank hatte Arno mal in einer alten Rennlackierung gesehen. In Arnos Vorstellung gab es normale Farben mitsamt zahlreichen Sponsoren-Aufklebern. Lackierer Ben Oud nimmt ihm die Illusion. Der Glitzer in seinem Lack hebt das Bike noch mal eine Stufe höher. Und bei der Diskussion um die Platzierung des Tanklogos entscheidet er sich für die schwierigste Variante und setzt den Flügel über die Wölbung des Tanks, ein echter Profi.

Die erste Probefahrt ist ein Genuss, das Bike ist vergleichsweise bequem und praktisch, alles funktioniert einwandfrei. »Und man hört, es ist ein Sechszylinder«, freut sich der Customizer. Und wir freuen uns, dass man es auch sieht. Unglaublich gut, dieses Spiel mit den Muskeln.
Info | rnocycles.com

Sehr schönes Wunderwerk der Technik baue auch gerade eine Prolink um. Habe schon
etliche extrem Umbauten gemacht mit Egli Martin Rahmen usw. Die letzte mit Duc Schwinge läuft nur iauf Rennstrecke.
Jetzt macht ihr so nen schönen Artikel ohne am Ende die letztlich erreichte Leistung und Geschwindigkeit zu nennen? Enttäuschung.