Wer lässig touren will, liegt mit einer Harley-Davidson Fat Boy nicht ganz falsch. Wenn es aber doch zu stark in den Schrauberfingern juckt, gibt’s für die Dicke mehr Chopper- als Reiseattitüde.
Hupe ist ein Macher, keine Frage. Mit bürgerlichem Namen heißt er Jochen, aber der Spitzname hat sich durchgesetzt. Hintergrund ist ein Ticket, das er vor Jahren mal für ein bisschen Krach kassiert hat, seitdem ist Hupe halt Hupe, das Tattoo auf dem Arm ist eindeutig. Aus Bramsche hoch im Norden kommt er, ein Schuppen dient ihm zum Schrauben und dafür, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Früher standen Autos im Fokus, heute schraubt Hupe an Motorrädern, Harleys ausschließlich, für sich selbst und für Freunde.
»Du musst einfach machen und keine Angst haben«
Seine Fähigkeiten hat er sich selbst angeeignet, professionell gelernt hat er es nie. »Du musst einfach machen und keine Angst haben«, sagt er, früh schon hatte er einen Evo-Motor einfach komplett zerlegt, »wie soll man es sonst lernen?«. Einige Jahre fuhr Hupe Wide Glide, umgebaut natürlich, und nur per Kicker zu starten. Aber er wollte mehr, vor allem mehr touren, länger unterwegs sein, größere Runden.

So kam seine Fat Boy zu ihm, eine Skandinavien-Tour reißen die beiden zusammen runter, das Bike ist damals fast original. »Und dann hat es gejuckt«, sagt Hupe, »ich konnte nicht anders.« Unter den Augen des TÜV baut Hupe sein Bike neu auf, »Trailerqueens, damit kann ich nichts anfangen«, sagt er, gut aussehen darf es trotzdem. Der Rahmen bleibt original, allerdings baut Hupe ein mitschwingendes Heck, die Gabel wird tiefergelegt, die Standrohre lackiert, hinten gibt’s eine neue progressive Federung.
Harley-Davidson Fat Boy mit Eigenbau-Krümmern
Auch der Motor ist original, die Leistung völlig in Ordnung. Neue Krümmer werden selbstgebaut, Penzl-Töpfe geben das Finish, manuell einstellbar und regelkonform. Das Hitzeband unterstützt den alten Look. Der Keihin-Vergaser und der Ness-Luftfilter sind weitere Extras, hier zeigen sich auch die anderen Talente des Schraubers aus Bramsche. Der Luftfilter bekommt ein neues Gehäuse und wird mit punziertem Leder überzogen. »Das Material hat es mir angetan«, erklärt Hupe, der sich seit einigen Jahren mit dem Handwerk des Punzierens beschäftigt, darauf basierend ein kleines Nebengewerbe betreibt. Auch der selbstgebaute Solositz wird später mit der alten Handwerkstechnik veredelt. Detailarbeit, die der Norddeutsche schätzt.

Wer die originale Fat Boy kennt, weiß um die markanten Scheibenräder der Serie. Für die angestrebte Optik dieses Umbaus passen die allerdings kaum. Speichenräder sollen es werden, die kommen ebenfalls von Harley-Davidson. Vorn 21, hinten 16 Zoll, eine bewährte Chopper-Kombination, genauso wie die aufgezogenen Shinko-Reifen. Der Apehanger wird nicht zu hoch gewählt, die Sitzposition soll bequem bleiben. Ebenso moderat die selbstgebaute Sissybar, die Platz fürs Rücklicht bietet und fürs kleine Reisegepäck. Und dann, ganz wichtig, Trittbretter statt Fußrasten, »das ist einfach viel angenehmer, gerade auf längeren Strecken«, weiß Hupe.
Harley-Davidson Fat Boy als Pseudo-Tourer
Sein Tank kommt von Marlin, die außenliegende Tankanzeige baut er selbst. Zwischendurch die Absprachen mit dem Prüfer, dessen Vorgaben er erfüllt, er will schließlich fahren und keinen Ärger. So baut er den Kennzeichenhalter und vieles mehr. Überhaupt stammt nahezu alles aus dem eigenen Schuppen, nur die Drehteile fertigt Hupe nicht selbst, dafür hat er schlicht nicht die Möglichkeiten. Ebenso wie die Farbe vom Profi kommt.

»Ich hatte keine Lust auf Schwarz« sagt er und entscheidet sich letztlich für eine orangefarbene Lackierung, Metalflake außerdem, verziert mit Scallops in Blattkupfer. Nach einem kompletten Winter in der Werkstatt ist die Kiste zugelassen und fahrbereit. Optisch nicht ganz das, was man sich unter einem Tourenbike vorstellt, aber ganz nach Hupes Geschmack. »Und gefahren wird reichlich«, versichert der Norddeutsche. Glauben wir ihm absolut.
Info | hupesfinest.de

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