Heute testet Frau Reuter: Einen Traum von Zange, eine kinderleichte Tankversiegelung und echte Männerpflaster.

Ich muss schon wieder zum TÜV. Wie immer habe ich um zwei Monate überzogen und wie immer fehlt was ganz Entscheidendes, um die begehrte Plakette zu erhalten. In diesem Fall ist es die Blinkanlage, die meines Erachtens stark überbewertet wird. Wie dem auch sei, ich muss mich dem Regularium des Gesetzgebers beugen und »mal eben schnell« eine komplette Blinkanlage anbauen. Früher, als ich noch ein Jungschwein war, habe ich die Kabel mit den Zähnen abisoliert. Heute, viele Jahrzehnte später, dürfte mich das Abbeißen der Isolierung eine komplette Zahnreihe kosten. Darum behalf ich mir in letzter Zeit immer mit einem Seitenschneider, der die Isolierung zart anknabbert, die sich dann mit Gefühl und leicht geöffneten Saitenschneiderklingen abziehen lässt. Diese Lösung ist, gelinde gesagt, suboptimal. Auch Hippie, der zwar blöd, aber auch bauernschlau ist, sagt, das sei ganz große Scheiße, was ich da mache. Der läuft nämlich gerade in dem Moment auf, wo ich die Heckblinker antüddeln will. 

Ein Traum von Zange 

Er steht also da, mit zwei Pappbechern und einer Flasche 98er Rüpelsheimer Nierentritt bewaffnet, und schüttelt die fettige Mähne. Ob ich denn schon mal was von einer Abisolierzange gehört hätte, das könne man ja nicht mit ansehen. Er schwingt sich auf sein Klapprad und schnürt heimwärts. Zehn Minuten später ist er wieder da und hält mir eine schwarze Plastikzange unter die Nase. »Das hier ist Gott«, sagt er und öffnet den Wein. Schau an, denke ich mir, den hab ich mir immer ganz anders vorgestellt. Und dann erhalte ich einen Becher Rotwein und eine kurze Einführung in die Welt der Jokari-Abisolierzange. Nun geht alles ganz schnell, weil die Zange nämlich tatsächlich eine Wucht ist. Die ist so toll, dass ich sie mir noch am selben Abend kaufe.

Schluss mit der stümperhaften Knabberei, bei der am Ende die Hälfte der Litzen fehlt. Mit einer Abisolierzange genügt ein Hände­druck und alles ist gut

Diese feine Zange wiegt gerade mal so viel wie eine Packung Tabak und ist eine echte Offenbarung für den, der viel oder gerne mit Kabeln spielt. Gerade unsere Kabelstärken mit einem Querschnitt von 0,75 bis 1,5 werde astrein abisoliert. Ganz dünne Elektroniklitzen sind weniger erfolgreich abisolierbar, aber das interessiert uns hier ja nicht. Laut Hersteller isoliert die Zange sogar bis 6 mm ab. Dabei ist erwähnenswert, dass man die Litzenstärke nirgends voreinstellen muss, das macht die Zange automatisch. Im oberen Bereich des Werkzeuges befindet sich sogar ein Seitenschneider, dessen Arbeitsbereich mit bis zu 2,5 mm Stärke angegeben wird. Die genaue Artikelbezeichnung ist »Jokari Super 4 plus«. Findet ihr sofort im Internet oder auch bei Conrad oder Völkner.

Frau Reuter sagt: Versiegeln ist kinderleicht!

Es gibt Ausgaben, die man sich gepflegt sparen kann. Dazu gehören die 160 Euronen, die ich für die Reparatur des Mofatanks meines Sohnes berappen musste. Ich hab ja volles Verständnis dafür, dass ein 84er-Mofatank im Laufe der Jahre etwas undicht wird. Schlimm genug, dass ich mich tagelang mit dem Abdichten des Benzinhahnes abmühe, um später festzustellen, dass der Tank an den vier Befestigungslaschen eingerissen ist. Da alle im Urlaub sind, die gut schweißen können, musst ich auf den Fachbetrieb ausweichen und dann ist die Kohle schnell weg. Hätte ich VORHER bei Wagner nachgelesen, hätte ich gewusst: Ein rostiger oder gar rissiger Tank ist kinderleicht von innen zu versiegeln! Wie genau das geht, muss ich euch hier nicht im Detail beschreiben, die nötigen Infos findet ihr auf www.tankversiegelung.de.

Einen Tank neu zu versiegeln ist kinderleicht. Drei Tage und 40 Euro später ist Frau Reuters olle Garelli wieder dicht. Funzt mit Blech-, Kunststoff- und Alutanks

Für uns kleine Hasen genügt das handliche Set, bestehend aus zwei Flaschen Rostumwandler und einer Dose Einkomponenten-Tankversiegelung. Lediglich Aceton muss man sich dazu kaufen, das wird für die komplette Entfettung des Tanks benötigt, die man unbedingt VOR der Entrostung und Versiegelung durchführen muss. Den Tank meiner 76er-Garelli hab ich damit selbst versiegelt. Schlampig, wie ich bin, hab ich dafür gerade mal drei Tage gebraucht, Perfektionisten nehmen sich mehr Zeit. In jedem Fall sollte man den Tank abschließend eine ganze Woche bei Zimmertemperatur auslüften bzw. die Versiegelung durchhärten lassen. Die genaue Arbeitsbeschreibung findet ihr ebenfalls auf der Wagner-Seite zum Runterladen. Am Ende hatte ich jedenfalls einen rostfreien und 100 Prozent dichten Tank, der mit einem Kostenaufwand von knapp 40 Euro eine gewaltige Lebensverlängerung erfahren hat. Hippie war auch ganz begeistert, der hat die ganze Zeit an der Versiegelungsdose geschnuppert und ist sich sicher, dass das Zeugs bewusstseinserweiternd ist.

Pflaster für Frau Reuter junior

Zu guter Letzt sei euch noch ein Pflaster empfohlen, das ich jüngst erwarb. Eigentlich hatte ich es meinem Sohn gekauft, weil er mit neuen Cowboystiefeln auf Klassenfahrt gehen wollte. Das gibt bekanntlich Blasen am Fuß. Dieses Pflaster hat mir mein Apotheker nun explizit dafür empfohlen und mittlerweile hat es sich auch im harten Werkstatteinsatz bewährt. Kostet nicht mal drei Euro und klebt wirklich gut. Den Scheiß, der sich in eurem Erste-Hilfe-Kasten befindet, könnt ihr dagegen gleich in die Tonne treten. Die Pflaster heißen »Hansaplast Extra Robust« mit dem Zusatz »Waterproof«. Es sind 16 gleich große Kleberle drin, und zwar in genau der Größe, die wir in der Regel brauchen. Die Klebefläche ist umlaufend, damit kein Dreck unters Pflaster rutschen kann. So, mehr kann heute nicht für euch tun.

Pflaster 2.0: Endlich hängt kein nasser Lappen mehr am Finger

Habt euch lieb und kommt am ersten Dezember-Wochenende auf die CUSTOMBIKE-SHOW in Bad Salzuflen. Verschont mich aber bitte mit Eierlikör, damit bin ich längst durch.

Frau Reuter

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.