Ein spannendes Vorleben hatte dieses Bike sicher, schließlich ist Alex’ weißer Cafe Racer ehemals ein grünes Polizei-Motorrad vom Typ BMW R 80 RT gewesen.
Alexander Ivanovic ist es ein Anliegen, dass seine Bikes einem Zweck dienen und nicht nur einer schönen Optik hinterherrennen. Im oberpfälzischen Thalmassing baut Alex seit etlichen Jahren professionell Motorräder, Cafe Racer sind seine Spezialität. Den aktuellen Trend der zahllosen BMW-Umbauten sieht er nicht nur positiv. »Jeder Trend hat das Problem, dass er auch reichlich Mist hervorbringt. Da siehst du schon komische Sachen«, resümiert er.
BMW R 80 RT ohne Behörden-Ornat
Umso wichtiger ist es, dass gute Fahreigenschaften eine gelungene Optik nicht ausschließen. Für sein persönliches Projekt griff sich Alex eine alte Polizei-BMW, immerhin, die weißen Verkleidungen und Koffer der Behörde trug das Bike schon nicht mehr mit sich rum. Dazu strippte der Oberpfälzer weiter, setzte das Boxeraggregat außerdem in einen 79er-Rahmen, was ein kleines Plus an Freiheiten gewährt, Geräuschwerte und der Verzicht auf hintere Blinker seien hier als Stichworte genannt.
Dafür investiert Alex viel in eine bessere Performance des Boxers. Das Frontend einer Kawa ZX-R wird adaptiert, so verfügt das Bike auf einen Schlag über eine ordentliche Upside-down-Gabel. Die obere Gabelbrücke mit integriertem Motogadget-Instrument und Startknopf ist ein Hingucker, wie alle Aluteile ist sie ein Eigenentwurf von Alex sind. »Die Parts zeichne ich per CAD vor, lasse sie dann extra für mich fräsen. Anschließend werden sie nur mit Silikonspray behandelt, um ein Oxidieren zu vermeiden.«
In den Heckbürzel passen immerhin dreieinhalb Bier rein
Auf diese Art entstehen auch zahlreiche Kleinteile und Adapter des Racers. Auch die Heck-Sitzbank-Kombi entspringt dem eigenen Kopf, »anders als bei vielen anderen Umbauten ist das Heckteil unten mit Blech geschlossen, da passen immerhin dreieinhalb Bier rein«, schmunzelt der Customizer. Die römische Drei – sie steht für den dritten Komplettumbau aus Alex’ Werkstatt – auf dem Heck ist übrigens kein Airbrush, mit Bleistift hat Alex die Zahl angezeichnet und später überlackiert.
Die fetten Bremsscheiben scheinen zunächst etwas überdimensioniert für die 55 PS Leistung, aber Alex hat auch hier zugunsten der Fahrbarkeit agiert, sicheres Stoppen ist jederzeit möglich. Die 2-in-1-Auspuffanlage verlegte Alex frech nach unten, die Krümmer enden in einem kurzen Endtopf direkt hinterm Motorblock. Noch während die BMW im Aufbau ist, meldet sich ein Kumpel für einen weiteren, nahezu identischen Umbau an. Nach Fertigstellung seines Bikes wird der auch tatsächlich in Angriff genommen. Am Ende entstehen so zwei fast gleiche Boxer. Der Kaffee in der Oberpfalz schmeckt nicht übel, ganz und gar nicht.
Info | motoalex.de
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.