Ein Kultmotorrad zum Schnäppchenpreis gibt es nicht? Gibt es doch – Konrads Yamaha XS 500 fällt in diese Kategorie.

Wenn eine Mail von Konrad in die Redaktion flattert, gibt es normalerweise ein am Rande der Legalität fahrendes Motorrad zu bestaunen. Wir hatten den jungen Selbstschrauber aus Österreich schon mal vor zwei, drei Jahren im Heft vorgestellt. Seine damalige Yamaha XS 400 war schwer umgestrickt und trieb jedem TÜV-Prüfer die Schweißperlen auf die Stirn.

Krass: Der Bub wollte ein zulassungsfähiges Motorrad haben

Da Konrad aber polnische Wurzeln hat, gab es für die Zulassungsproblematik seinerzeit eine Lösung, vorsichtig ausgedrückt. Es überraschte uns daher, dass der coole anarchische Oberösterreicher uns diesmal einen völlig anderen Ansatz kredenzte. Lowbudget war wie immer beim Konrad oberstes Gebot, aber dann der Hammer: Der Bub wollte ein zulassungsfähiges Motorrad haben.

Gib Gummi: Damals das erste Serienmotorrad mit Vierventilmotor, hat die Yamaha XS 500 auch heute noch ausreichend Leistung

Ein Daily Driver, der jeder Verkehrskontrolle standhält und dabei auch noch was hermacht, der Wahnsinn. Um es vorweg zu nehmen: Konrad hat die TÜV-Prüfung mit Bravour gemeistert, seine XS 500 darf legal fahren.

Yamaha XS 500 – Fast schon ein seltenes Kulturgut

Geschossen hatte er die Yamaha richtig günstig. Dabei handelt es sich eigentlich fast um seltenes Kulturgut. Nur 3000 Stück des Viertakters wurden zwischen 1976 und 1980 verkauft, viele davon landeten später auf dem Schrott.

KGB Cycle nennt Konrad seine Schrauberbude, in der er Motorrädern für kleines Geld eine neue Identität verpasst

Und trotzdem, wer Glück hat, ergattert die Yamaha zum Discountpreis – ganz anders als bei der großen Schwester XS 650, für die die Preise in den letzten Jahren amtlich gestiegen sind. Soll den Konrad nicht jucken, für 600 Euro Verhandlungsbasis fand er eine gecrashte XS 500 im Netz.

Der Budgetrahmen für das Alltagskrad war sehr eng gesteckt

Also hingefahren, angeschaut und gut verhandelt – danach durfte der Stuhl für 400 Euro mit in die heimische Werkstatt. Konrad kam das recht, er spart für größere Projekte, daher war der Budgetrahmen für das Alltagskrad sehr eng gesteckt.

 

Low Budget at its best: Nichtmal 1200 Euro inklusive Motorrad. Billiger geht’s kaum …

Als Erstes galt es, die Sturzschäden des Bikes zu beheben. Die Gabel musste gerichtet werden und die Armaturen hatten auch einiges abbekommen. Allerdings lief der Motor sauber und auch der Rest hatte den Unfall eigentlich ganz gut weggesteckt. Den Originallenker tauschte Konrad gegen einen von LSL, der mit den Halterungen des Originals perfekt harmoniert.

Für die Griffe und Fußrasten wurde Aluminium für 100 Euro verbaut

Aufmerksame Leser werden den Lenker in der Kostenaufstellung vermissen. Seid beruhigt, er kommt aus Konrads eigenem Fundus, war also null Euro teuer. Die Griffe und Fußrasten drehte sich unser Youngster selbst, das dafür notwendige Aluminium schlug mit knapp über 100 Euro zu Buche.

Mit seinen knapp 50 Pferchen ist der Yamaha-Twin zwar kein Reißer, für einen sauberen Burnout reicht’s aber allemal

Teile aus dem Katalog oder dem Internet wären zwar unter Umständen günstiger gewesen, aber so weit ging Konrads Sparsamkeit dann doch nicht. »Zumindest ein bisschen Individualität sollte auch ein günstiger Umbau haben«, erklärt der Youngster. Ein Großeinkauf bei Tante Louis sicherte schließlich noch einen neuen Auspuff, Ventilkappen und einen Satz Spiegel.

Yamaha XS 500 – Der TÜV hatte nichts zu meckern

Die teuerste Investition war schließlich die Sitzbank. Da sie recht groß ausfiel, brauchte Konrad zum Beziehen auch jede Menge Leder. Das wiederum ist ein Qualitätsleder aus Skandinavien und sowas kostet halt. Die auffällige Lackierung mit dem Haifischmaul übernahm Konrad selbst, weder an der, noch an irgendwas anderem hatte der TÜV zu meckern. Mission erfüllt.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.