Auch bei alten Hasen sind die kleinen Mokicks der 70er Jahre im Moment ziemlich beliebt. Machen aber auch einfach Spaß, die Karren vom Schlag einer Yamaha DT 50. So wie die »Snake« der Pretty-Rude-Truppe aus Regensburg.

Roller sind für Motorradfahrer meistens ein rotes Tuch, verlacht, verpönt, nicht ernstgenommen. Dabei sind Roller ungemein praktisch. Im Stadtverkehr, beim kurzen Trip zum Kumpel oder zum Bäcker. Also, wie schafft man es, schnell und easy kurze Wege zu fahren, dabei noch cool auszusehen und trotzdem nicht als Rollerfahrer zu enden? Ganz einfach, mit einem Mokick.

Yamaha DT 50 – Günstiges Spaßmoped

Denn warum sollte das, was in unserer Jugend cool war, es nicht heute auch noch sein. Die Vermutung liegt übrigens nah, dass nicht nur wir das so sehen. Derzeit macht sich nämlich so ein kleiner, feiner Trend breit – selbst die gestandensten Harley- oder BMW-Fahrer greifen sich gerne japanische Crosser, Mokicks und Enduros der 70er- und 80er-Jahre, strippen sie kostengünstig und haben danach Spaß mit den Karren. So gesehen liegen unsere Pretty-Rude-Jungs mit ihrer frechen »Snake« voll im Zeitgeist.

Im kalten Zustand sind ein paar Tritte nötig, bis der Zweitakter die Arbeit aufnimmt. Aber dann gehts ab. Das Bike wirkt fast wie ein Spielzeug und kann durch Leichtigkeit und Bodenfreiheit vor allem im Gelände die eine oder andere schwerfällige Großenduro zur Mücke machen

Die Jungs aus Regensburg hatten die Yamaha DT irgendwann mal gekauft, danach stand sie einige Zeit rum. Bis ein Kumpel meinte, er möchte gern ein Moped haben. Einen Führerschein hatte der Freund nicht, aber genaue Vorstellungen, zumindest bei einigen Details.

Yamaha DT 50 – Weg mit den Riesenblinkern

So stellte sich der Mann zum Beispiel als absoluter Sicherheitssalamander heraus, Blinker und Spiegel sollten unbedingt bleiben. »Geht aber zumindest kleiner«, versicherten die Pretty Rudes und entfernten die Riesenblinker des Originals, verbauten Ochsenaugen von Hella vorn und Miniblinker hinten.

75 Kilo Freiheit: Klein, leicht, und wendig gibt sich der abgespeckte Zweitakter. Mit kleinen Maßnahmen für noch kleineres Geld wird aus dem Yamaha-Mokick ein Spaßgerät für alle Fälle. Durch den gepulverten Rahmen und die zahlreichen polierten Teile wird das Gesamtbild fein aufgewertet

Überhaupt ist entfernen ein gutes Stichwort. Der Rahmen verlor in der Umbauaktion seine überflüssigen Halter, der Frontfender flog komplett raus, der hintere wurde kürzer. Die Sitzbank wurde durch eine Eigenbau-Bank aus Blech ersetzt, natürlich ordentlich bezogen vom Sattler.

Yamaha DT 50 – Light-Custom mit lässigem Einschlag

Dazu verwendeten die jungen Wilden vieles vom Originalbike, drehten es aber zumindest in eine lässige Richtung. Der Tank bekam einen neuen, aus Alu gefrästen Deckel. Die Gabelholme wurden poliert, der Rahmen pulverbeschichtet, die Elektrik komplett erneuert und das Zündschloss unter den Luftfilterkasten verlegt.

Beim Umbau orientierten sich die Jungs an den großen Scramblern. Überflüssige Halterungen und Fronfender weg, die Krümmer verlängern und biegen. Riesenblinker gegen Ochsenaugen tauschen. Eine flache, lange Sitzbank dazu – schon ist der angestrebte Lässiglook erreicht

Auch den Motor nahmen die Jungs sich vor. Der Zweitakter wurde komplett überholt, neu gelagert und abgedichtet. Kolben, Kurbelwelle, Kupplung, Vergaser und Luftfilter sind Neuware. Dazu stand auch hier ordentlich Polierarbeit an, das Motorgehäuse und auch die Motordeckel wurden kräftig gewienert. Den Auspuff spendete eine kleine Simson, die Krümmer wurden verlängert und gebogen. 

Yamaha DT 50 – Goldgelber Lack wie bei den frühen DTs

Bis dahin war das Bike übrigens weiß. Lediglich eine Schlange hatte irgendeiner mit einem schwarzen Edding auf den Tank gemalt. Die verschwand später – in Anlehnung an die Originaldesigns der frühen DTs – unter goldenem Lack. Der Name »The Snake« war aber gesetzt. Pretty cool, pretty rude. 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.