Ein schneller Vierzylinder mit schmaler Wespentaille – die Kawasaki Z 1000 wurde in den Seventies zum Kurven bügeln gebaut. Peet Wolters interessiert das wenig, er hat sich den Choppern verschrieben.

Peet wohnt in Amerika, kein Scherz. Und wenn Peet zum Fototermin bittet, wird es oldschoolig in der kleinen Stadt im Süden der Niederlande. Als wir zum Termin vorfahren, kommt gleichzeitig ein fetter Hot Rod auf den Hof gebollert. »Ich dachte, der wäre ganz cool für eure Bilder«, erklärt Peet.

»Viele Leute denken, es sei schwierig, Motorräder zu bauen«

Schnell diskutieren wir über alles, was Lärm macht und Räder hat, vergessen fast die Fotos. »Viele Leute denken, es sei schwierig, Motorräder zu bauen«, sinniert Peet, »aber eigentlich ist es ganz einfach. Du musst nur anfangen und nicht aufhören, bevor das Bike fertig ist.« Immerhin, Lkw-Fahrer Peet kennt sich mit Metall ganz gut aus, ein Vorteil beim Bikebuilding. Mit einem Freund zusammen betreibt er mit »Pitchfork Custom Parts« ein kleines Nebengewerbe und baut Motorradteile. 

Ach die Holländer, da bekommen die für sowas auch noch TÜV. Sei es ihnen gegönnt, wo anders wollen wir Bikes wie diese sehen, als auf der Straße?

Die Kawasaki Z 1000 entdeckte er vor zwei Jahren im Garten eines Typen. An ihr waren Taschen montiert, in denen Pflanzen wuchsen, verrückte Holländer. Peet nahm das Bike für kleines Geld mit, ein paar Stunden später startete er den Motor, »etwas Benzin und ordentlich WD40 auf den Vergaser, schon lief das Ding.« Das Motorrad wieder als das Sportbike aufzubauen, das es mal war, war keine Option. Die Basis war einfach rotzefaul und nicht zu restaurieren.

Kawasaki Z 1000 im psychedelischen Chopper-Outfit

Wenn also schon nur ein kompletter Neubau in Frage kam, dann durfte es gern auch ein einmaliger Chopper werden. Gerade auf Zett-Basis sind die doch eher ein seltenes Gut. Peet und seinem Freund Giel schwebte ein Gooseneck-Chopper vor, völlig im psychedelischen Outfit der 70er Jahre gehalten. So landeten Teile des Rahmens in einer Spannvorrichtung, dann wurde geschliffen und geschweißt, was das Zeug hergab.

 

Vorne gibt’s keine Bremse, hinten verzögert die Trommel einer Yamaha XS 650 leidlich

Da die Standardgabel einer Harley Superglide schon fest eingeplant war und der Rahmen sowieso neu aufgebaut werden musste, konnten die Schrauber die Formen inklusive der Gabelaufnahme direkt passend gestalten, ohne dass der Winkel des Rahmens sich zu stark nach hinten neigte. An einem langen Samstag wurde der Rahmen schließlich zusammengelötet.

Bondo ist eine Technik, die viele Traditionalisten verachten

Auch die übrigen Linien zum Chopperprojekt hatte Peet klar im Kopf. Beim Zusammenbau bediente er sich derselben Mittel wie die Schrauber in den Siebzigern. »Damals wurden alle Komponenten wie Rahmen, Tank und Fender oft mittels Kitt »zusammengeklebt«, Bondo hieß diese Technik. Während Customizer heute gern die Nase darüber rümpfen und stolz ohne die Zuhilfenahme von Füllern arbeiten, entscheidet sich Peet, mittels Bondo zu arbeiten.

So eigenwillig wie das gesamte Bike präsentiert sich auch die psychedelische Lackierung, eine Gemeinschaftsarbeit von Lackierer Maurice und Pinstriper Royal Jack. Verdammt bunt, verdammt passend, verdammt porno

Er verwendet eine Art Aluminiumfüller, der auch zur Restaurierung von Oldtimern dient. »Der sieht aus wie Zinn und es dauert ewig, damit zu füllen und zu schleifen. Nach 60 Stunden war ich total müde von diesem beschissenen Job«, erzählt Peet. Er ist kurz davor, das Projekt abzubrechen, als er seinen Lackierer Maurice anruft und ihm androht, »die ganze Scheiße in sein Auto zu werfen und einfach vor Maurice’ Tür zu werfen.«

Kawasaki Z 1000 – »Das tu ich mir nie wieder an«

Der Lackierer kann beruhigen und verspricht, sich die Sache mal anzuschauen. Mit ernüchterndem Ergebnis, in diesem Zustand kann und will er nicht lackieren. Das bedeudet nochmal eine Woche Arbeit für Peet, mit dem Thema Bondo ist er danach durch, »das tu ich mir nie wieder an.«

Polsterin Rachel Sara hatte die Idee, die Sitzbank mit laminiertem Kork zu beziehen, sie bekam freie Hand. Prima Nebeneffekt: Das Material lässt keine Feuchtigkeit durch

Ein besonderes Augenmerk des Choppers liegt auf der Sitzbank. »Ich wollte der Künstlerin die Freiheit geben, etwas Einmaliges zu gestalten«, erklärt der Holländer. Rachel Sara nimmt ihn beim Wort und gestaltet den moderaten King-and-Queen-Sattel mit einer Oberfläche aus einer Art Laminatkork, der extra aus Italien importiert wird. Ein Vorteil des ungewöhnlichen Bezuges ist es, dass das Korkmaterial keine Feuchtigkeit durchlässt – neben der speziellen Optik ein echtes Plus. Fehlte noch die Lackierung, die Maurice in Weiß vollendete. Die letzten bunten Zeichen setzte Pinstriper Royal Jack – verdammt porno.

Floris Velthuis