Nachbauen gilt eigentlich nicht, ist aber bei Fahrzeugen aus Film und Fernsehen gar nicht anders möglich, da die Originale noch gebraucht werden oder in irgendwelchen Ausstellungen landen. Deshalb musste sich diese Honda CB 750 Nighthawk einem Umbauprozess unterwerfen, und der geht doch ins Geld, will man möglichst detailtreu arbeiten.

Schon oft haben Motorräder aus Filmen Customizer zwecks Nachbau auf den Plan gerufen. Der bekannteste Fall ist wohl die »Captain America« aus Easy Rider. Wobei man über die zahlreichen Replikas doch froh sein kann, sind die Originalbikes aus dem Kultfilm doch schon lange verschollen.

Honda CB 750 Nighthawk – The Walking Dead

Auch Fernsehserien können den Umbaudrang auslösen. Neuzeitlich betraf das vor allem ein Moped aus der Serie »The Walking Dead«, das schon in mehrfacher Ausführung auf den Bikeshows dieser Welt auftauchte. In der Serie geht der Charakter Daryl Dixon damit auf Zombiejagd. Seit sein erstes Bike abgefackelt ist, fährt er eine stark modifizierte Honda Nighthawk.

Der XS-650-Tank mit mittigem Deckel und zwei Benzinhähnen war nur schwer zu bekommen. Per Hand musste außerdem eine Delle eingeschlagen werden, um dem Vorbild treu zu bleiben

Nun gibt es für solche Maschinen natürlich keine komplette Zubehörliste der Filmproduzenten, die man einfach abarbeiten könnte. Aber auf der Internetseite des amerikanischen Customizers Classified Moto findet man zumindest eine Auflistung der wichtigsten Teile. Klar wird beim Studieren dieser Liste auch, welches Basisbike vonnöten ist, eine 92er Honda Nighthawk muss es sein. Da es sich dabei um einen Grauimport handelt, ist sie in unseren Gefilden wesentlich schlechter zu bekommen, erst recht, wenn es ein bestimmtes Baujahr sein muss.

Die 92er Honda CB 750 Nighthawk gab’s nur als Grauimport

Und natürlich konnte der Ur-Customizer aus dem Vollen schöpfen, da der Serienproduzent genügend Geld lockermachte. Dadurch konnten viele Parts einfach neu gekauft werden und die Herstellungskosten des Filmbikes lagen am Ende bei immerhin knapp 30.000 US-Dollar. Um den Nachbau von den Kosten her im Rahmen zu halten, nutzte der deutsche Privatschrauber Oliver Wirtz die bekannten Internetportale für die Suche. Aber auch hier musste er teilweise etwas tiefer in die Tasche greifen.

Durch Farbe und Anbauteile soll der Motor seine Herkunft verschleiern

Die komplette Gabel der Yamaha YZF-R6 RJ 15 ist in gutem Zustand zum Beispiel sehr gefragt, da sie kaum angeboten wird. Sie einfach gegen das Honda-Teil zu tauschen war außerdem nicht möglich, weil der Lenkkopf der Nighthawk ein gutes Stück länger ist als der der Yamaha. Der damit nötige Austausch des Lenkdornes war sehr aufwendig, weil der R6-Lenkdorn heiß eingepresst war und im Durchmesser 0,4 Millimeter größer als das Loch in der Gabelbrücke ist. Nach der Demontage bekam der Nighthawk-Lenkdorn noch einen Adapter auferlegt, um vernünftig in der Spenderbrücke Halt zu bekommen.

Der XS-Tank wurde mit Zitronensäure und Soda künstlich gerostet

Die Suche nach dem XS-Tank gestaltete sich ähnlich aufwendig, denn mit mittigem Tankdeckel und zwei Benzinhähnen wird er sehr selten angeboten. Als er schließlich auf der Werkbank lag, musste erst mal der Serienlack in mühevoller Handarbeit entfernt werden. Viel Arbeit, bevor der Tank mit einem Gemisch aus Zitronensäure und Soda künstlich gerostet wurde. Das Innenleben des Spritbehälters wurde dagegen entrostet und für die Ewigkeit versiegelt. Unter anderem deshalb, weil nicht klar ist, wann oder ob überhaupt jemals Sprit rein kommt.

Kassensturz

Auch Überwindung ist beim Bau eines Filmbikes notwendig, will man die Details des Vorbildes aufgreifen. So schlug Oliver unter reichlich seelischer Qual mit dem Gummihammer eine Delle in den Tank, was muss, das muss. Wobei man sich beim Reparaturblech auf der linken Seite schon die Frage stellen muss, ob das ein Loch wirklich abdichten würde.

Behördliche Auflagen gibt es nur im wahren Leben

Und noch was ist bei Filmmotorrädern kein Problem, kann aber beim Nachbau zu Problemen führen. Behördliche Auflagen, erst recht von einem deutschen Prüfverein, gibt es nur im wahren Leben. Somit lässt sich ein originalgetreuer Nachbau auf deutschen Straßen normalerweise nicht bewegen. Trotzdem gibt es Idealisten, die viel Geld in so einen Aufbau stecken, weil es ihnen einfach nur gefällt. So hat Oliver neben dem Daryl-Dixon-Bike bereits Autos wie zum Beispiel den DeLorean aus »Zurück in die Zukunft« nachgebaut. Krasse Aktion.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.